Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
er beendete sein Flötenspiel. Er war so im Spiel und in Gedanken vertieft gewesen, dass ihm nicht aufgefallen war, dass Birinus mit dem Spielen aufgehört hatte und alle ihn anstarrten, als hätte er ein Wunder vollbracht. »Was ist?«
»Wow!«, rief Waldipert seine Bewunderung aus.
Die Elfe pikste den Zwerg. »So etwas müsstest du auch können.«
»Küss mich auf meinen Popo«, erwiderte Goncko geistesabwesend, immer noch dieses Staunen im Blick über das Flötenspiel.
Vincent klopfte Tarabas auf die Schulter. »Das hatte Kraft. Das war so … gewaltig. Einfach wundervoll!«
Und Saxo von Falkenthal rieb seine linke Brust. »Das hat richtig im Herzen gekribbelt.« Dann klatschte er Beifall und alle stimmten ein.
»Hey, hey. Schon gut«, meinte Tarabas etwas verlegen und sah über die Schulter in Richtung Weiher. »Findet ihr nicht, dass wir das Lagerfeuer bei Mazelina abhalten sollten? Sie soll sich nicht … verstoßen fühlen.«
»Da müssten wir die Kräuterhexe um Erlaubnis fragen, schließlich ist es ihr Gebiet«, gab der Ork zu bedenken. Daran hatte Tarabas nicht mehr gedacht.
»Das übernehme ich«, sagte Goncko.
»Dann wird es bestimmt nichts«, schätzte Nohiel.
***
Nachdem der Zwerg am nächsten Morgen das Einverständnis eingeholt hatte, schleppten sie Steine zum Weiher und errichteten einen neuen Lagerfeuerplatz. Waldipert und Birinus häuften die letzten Steine auf und Tarabas stellte sich neben Vincent auf den Hügel. Während der Haarige seinen Maulwurf streichelte, sah Tarabas auf Goncko und Saxo von Falkenthal, die beide den Rücken durchstreckten. Mazelina tauchte auf, und nachdem der Ork sie aufgeklärt hatte, war sich Tarabas auch ohne Drachenaugenzauber sicher, dass ihr Auge tränte.
»Das freut mich«, murmelte sie und warf ihm einen dankbaren Blick zu. Der Ork verabschiedete sich für kurze Zeit von der Meerjungfrau. »Komm, Waldipert. Wir sammeln Brennholz.« Und zu Goncko und Birinus gerichtet: »Wollt ihr mitkommen?«
Der Haarige schloss sich ihnen an, doch der Zwerg winkte ab. »Nein, nein. Ich brauche ne Pause.« Er ließ sich auf einem Stein nieder und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während sich die anderen zum Brennholzsammeln aufmachten.
»Du Faulsack«, rief Nohiel und flatterte über Tarabas und Vincent hinweg zu dem Zwerg. Man sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, beließ es aber dabei, und schnaufte die Elfe an.
»Wuah!«, machte sie und wedelte seinen Atem aus ihrem Gesicht. »Und ein Stinkerle bist du auch.«
»Bin ja gespannt, ob die Hexen kommen werden«, murmelte Vincent.
»Die Hexen?«, fragte Tarabas.
»Goncko hat sie eingeladen. Auch sie sollen sich nicht ausgegrenzt fühlen.«
»Rodelinda kommt? Verdammt!« Tarabas ließ den Haarigen stehen und eilte zur Barackensiedlung. Er wollte sich auf Rodelinda vorbereiten. Sie vermutete in ihm einen Zauberer und er wollte sie nicht noch einmal enttäuschen wie mit dem Zitronenfalter. Auf dem Weg zur Baracke fiel ihm ein, mit welchem Zauber er sie nun wirklich beeindrucken konnte. Es war ein einfacher und im Kampf nutzloser Zauber, daher würden zum Üben die paar Stunden bis zum Beisammensitzen am Lagerfeuer reichen, aber der Zauber entfaltete auf solche Frauen, wie sie es war, bestimmt große Wirkung.
Sie mussten bald aufkreuzen, der Mond stand am Firmament, die Sonne war längst untergegangen.
»Und sie kommen auch wirklich?«, fragte Tarabas den Zwerg und schnippte ein Steinchen von seinem Knie ins Feuer.
»Wer?«, fragte die Elfe, die beim Zwerg auf dem Schoß saß.
»Die Hexen«, antwortete Goncko. »Ja. Sie werden kommen.«
»Aha«, grummelte die Elfe. »Hast du die auch schon gefragt, ob sie deinen kleinen …«
»Schscht!«, machte Goncko und Tarabas kümmerte nicht, was sie damit meinen könnte.
Die anderen lauschten Birinus’ Mundharmonikaspiel und man hörte das Branden von Wellen, wenn die Meerjungfrau sich zur Melodie im Takt wiegte. Tarabas hatte neben sich für den Zauber einen Berg Blütenblätter angehäuft.
»Warum bist du denn so unruhig?«, fragte Vincent und sah auf den Fuß von Tarabas, und wie er damit ungeduldig im Gras tippelte. Tarabas wollte etwas entgegnen, da hörte Birinus mit dem Spielen auf und sah Richtung Hexenhaus. Sie folgten seinem Blick und tatsächlich waren die Hexen zu ihnen unterwegs. Tarabas wischte den Schweißfilm, der sich an seinen Händen gebildet hatte, an der Tunika ab und machte sich bereit. Rodelinda setzte sich neben Saxo
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