Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
bis in den Tod. So sollte es sein!
Also schnaufte er einmal tief durch, dann murmelte er seinen letzten Zauber, den Verdenkzauber, und wünschte sich zu den Abandoniern.
Tarabas stand im nächsten Moment an der Stelle, auf die er eben noch geblickt hatte. Die Drachenaugenschärfe war verwirkt, mit ein Zeichen, dass ihm der Verdenkzauber gelungen war, tragischerweise. Es war, als verglimmte in der Ferne ein Glühwürmchen. Er betrachtete seine Hände. Drehte sie. So sahen also Hände aus, mit denen man nicht mehr zaubern konnte.
»Tarabas?«, murmelte Vincent hinter ihm. Tarabas sah zur Seite, sah auf die Abandonier, die ihn anstarrten, als wäre er eine Halluzination. Rodelinda strich über ihren Bauch, langsam umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Bei den anderen ging das mit dem Lächeln schneller. Sie schienen zu glauben, dass er ihnen den Retter spielen und Uldins Heer besiegen konnte. An seinem Gesichtsausdruck sollten sie eigentlich erahnen können, dass er dazu nicht in der Lage war. Nicht mehr. Er drehte sich zu seinem besten Freund um.
»Ich wusste, dass du uns nicht im Stich lässt. Ich wusste es«, sagte Vincent und schickte ein »Danke« gen Himmel.
Tarabas schlug die Augen nieder und kräuselte seine Zehen.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit«, gab Saxo von Falkenthal zu bedenken.
»Lass uns schnell alles vorbereiten«, rief Waldipert und packte beherzt zwei Fackeln. Birinus tat es ihm nach, während sich Rodelinda und ihre Mutter in den Armen lagen.
»Jetzt wird entelich doch noch alles gut.« Auf Mazelinas Schoß führte die Elfe einen Tanz auf.
»Tarabas?« Vincent trat einen Schritt auf ihn zu, sein Blick verriet, dass er als Erster erkannt hatte, dass etwas nicht stimmte. »Wie bist du so plötzlich hier aufgetaucht?«
Tarabas war noch immer nicht in der Lage, etwas zu sagen. Vielleicht war es auch ein Fehler, den Verdenkzauber anzuwenden. Jetzt war er ihnen nicht mehr von Nutzen, seine bloße Anwesenheit bestimmt nur lästig. Er senkte den Kopf und schloss die Augen.
»Komm Tarabas«, rief Saxo von Falkenthal. »Und schau, ob die Fackeln richtig angeordnet sind.«
Tarabas spürte Vincent ganz nah. Der Haarige nahm seinen Finger unter Tarabas’ Kinn und hob den Kopf an. »Du hast den Verdenkzauber angewandt, nicht wahr?«
Tarabas nickte.
»Vincent! Tarabas! Kommt und helft uns«, rief Rodelinda.
»Warum hast du das getan?«, fragte Vincent leise. »Hm?«
Tarabas deutete Richtung Süden zu der Höhle. »Irgendjemand hatte mich verschleppt. Ich hatte es versucht, aber … ich hab versagt. Tut mir leid.«
»Und warum bist du nicht geflohen?«
Tarabas sah, dass die Abandonier mit den Vorbereitungen aufgehört hatten. Sie sahen zu ihnen und ahnten, dass da etwas falsch gelaufen war. Tarabas blickte Vincent in die Augen und sagte dann: »Seite an Seite. Bis in den Tod. Das hatten wir uns doch geschworen … «
Vincent erwiderte nichts. Dann rief Tarabas den Abandonier zu, dass sie verloren waren, weil er nicht mehr des Zauberns mächtig wäre.
»Schlachtet Sie!«
»Für die Sache!«
»Tod den Abandoniern!«
Die Schlachtgesänge ließen den Boden erzittern.
»Aber versuchen wir es doch wenigstens«, rief der Ork, doch Tarabas schüttelte den Kopf. Er wusste, dass er nicht einmal mehr mit einem Zauberstab zu zaubern in der Lage wäre.
»Wir werden sterbelen«, schluchzte die Elfe und flatterte von Mazelinas Schoß auf die Schulter des Zwerges.
»Tut mir leid«, murmelte Tarabas.
Vincent legte die Hand auf seine Schulter und schaute zu den Abandoniern. »Er hätte sich in Sicherheit bringen können. Aber er wollte bei uns sein. Ich bin stolz darauf, mit ihm eine Freundschaft zu haben«, rief er. An Tarabas gerichtet, sagte er: »Seite an Seite, bis in den Tod.«
»Danke«, murmelte er.
»Seite an Seite, bis in den Tod!«, rief Rodelinda etwas verhalten. Dann noch mal, diesmal etwas überzeugter.
»Seite an Seite! Bis in den Tod«, riefen dann alle und in dem Moment war sich Tarabas sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
»Tarabas!« Mazelina winkte um Aufmerksamkeit. »Ich hab hier etwas für dich!« Sie kramte zwischen den Fackeln eine Flöte hervor.
Tarabas blickte zu Birinus. »Jetzt wäre es wohl an der Zeit für Gonckos Lied?« Der hielt bereits seine Mundharmonika bereit und nickte.
»Gonckos Lied ist unser Lied«, verkündete Saxo von Falkenthal mit Blick auf die Abandonier und bückte sich nach einem Ast, den er als Dirigierstab nutzen wollte. »Es
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