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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Sex, sie bekam schlichten Sex und war dadurch einfach nur eine unbekannte Nummer. Wer sie war, was sie dachte und fühlte und sich wünschte, spielte keine Rolle. Vielleicht sollte sie sich einen Tee machen, schließlich fühlte sie sich tatsächlich etwas kränklich. Sich dann in eine warme Decke mümmeln, die Füße hochlegen und irgendeine Krimi-Serie gucken. Doch kaum hatte sie sich mit dem Gedanken angefreundet, kam Talisman83 online. Ihr schlug das Herz fühlbarer, auch wenn sie das nicht wollte. Gefühle dieser Art würden sie nur verletzlicher machen.
    Linda tippelte auf ihrer Maus herum und starrte auf den Monitor. Sprich! Mich! An!
    Als hätte er ihre Gedanken gehört, ging ein Chat-Fenster auf und er begrüßte sie.
    ‚hallo …‘, schrieb sie zurück.
    ‚wie geht’s dir?‘, fragte er.
    ‚geht so. und dir?‘
    ‚wieso geht so?‘
    ‚hab mich wohl etwas verschnupft.‘
    ‚soll ich dich ein bisschen bemuttern?‘
    Sie lächelte. In der Tat würde ihr das jetzt gefallen, aber sein Angebot war natürlich nicht für die Realität gedacht. ‚ja, das wäre schön!‘
    ‚dann stell dir vor, ich mache dir eine wärmflasche. bring dir einen erkältungstee und packe dich in dicke decken.‘
    Er beschrieb es zwar sehr schön, diese fiktive Bemutterung, doch es löste Traurigkeit aus. Sie würde jetzt gern wirklich bemuttert werden. Doch es entwickelte sich wie jedes mal zu einem Sexgespräch.
     
    Der Wald war mit Bäumen bevölkert, die wie alte, vernarbte Spanner wirkten und gierig auf eine junge Frau blickten. Sie war mit gefloch¬tenen Gräsern an einen Pfahl gefesselt. Ihr blondes Haar zerzaust, das Minikleid zerrissen, das Top hing in Fetzen. Sie wirkte benommen. Die Bäume knarrten im Wind, der Boden war feucht, herankrab¬belnde Käfer bedienten sich an einem wuselnden Haufen Maden, während von den Sternen leuchtendes Sperma tropfte. Ein Wesen mit der Statur eines Menschen und Haut aus Rinde grub sich aus der Erde. Zwei dunkle Astlöcher waren ihm die Augen. Er stampfte auf die Frau zu, zwei Schwänze wuchsen ihm. Er trieb sie in die Frau, nachdem er ihr die Beine auseinandergezerrt hatte. Ihre Schreie ver¬hallten im Dunkel.
     
    Linda starrte auf den Monitor. Die Phantasiewelt, die Talisman83 erschaffen hatte, war mit das erregendste, was sie je in ihrem Leben gelesen hatte. Sie fasste sich unter die Schlafanzugshose und an ihren Venushügel und spürte schon bei der ersten Berührung, wie ein Orgasmus ihren Körper beglückte. Es war elektrisch, magisch, es machte sie schwindelig. Jedes Wort, das Talisman83 schrieb, steigerte diese Geilheit.
    Doch als das Gefühl abgeklungen war und sie nicht mehr zitterte, stellte sich keine Zufriedenheit ein, oder der Gedanke, dass das geil war. Die Zigarette-danach-Stimmung fiel aus. Ihr fiel es deshalb auch schwer, ‚ja‘ zu tippen, als Talisman83 fragte, ob es ihr gefallen hatte. Es war nach Mitternacht und Linda führte das als Grund an, um sich ins Bett zu verabschieden. Schließlich musste sie morgen früh wieder im Fahrradgeschäft stehen.
     
    Im Bett horchte sie in sich. Sie fühlte sich leer, ausgeräumt, ausge¬storben. Wie lange sollte das gut gehen, fragte sie sich. Diese Sex¬welten waren ihr doch nur Ersatz, um sich nicht die Angst zuzu¬gestehen, ihr Herz zu verlieren und eine Familie zu gründen. Und dann tat sie Menschen wie Sebastian weh. Womöglich war sie daran schuld, wenn jene den Glauben an die Liebe verlieren würden, so wie sie diesen Glauben verloren hatte. Aber sie konnte nicht aus ihrer Haut. Sie war darin gefangen wie in einer Zwangsjacke. An der Wand ihr gegenüber hing ein Bild vom Strand und Meer. Was gäbe sie dafür, jetzt dort zu sein.
    Gedanken ausschalten und die letzten paar Stunden schlafen, bevor sie wieder in die Arbeit musste. Wären doch nur die nächsten zwei Wochen hinter ihr, dann hätte sie Urlaub und könnte ausschlafen, oder ans Meer fahren, hätte sie genügend Geld auf dem Konto.
     
    ***
     
    Felix saß zwischen drei Wirtshausbrüdern am Stammtisch des ‚Wilden Hirschen‘ und schaute auf sein Handy. Eine SMS von seiner Frau. ‚Hauptsache, du hast deinen Spaß, du Egoist‘. Er klickte die SMS weg, steckte sein Handy zurück und erhob sein Weizen. »Auf die Scheiß-Frauen!«, lallte er und nahm einen kräftigen Schluck.
    Der Dicke neben ihm mit dem charismatischen Schnauzer klopfte ihm kräftig auf die Schulter. »Recht hast. Frauen sind scheiße!« Er schickte seinen Worten einen Rülpser hinterher.

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