Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
war sie ihm etwas schuldig.
***
Petr beugte sich vor die Glasvitrine und begutachtete die Tro¬phäen. Sein Atem beschlug die Scheibe.
»Hey«, rief Vlado, der gerade das Spannbetttuch von der Matratze zog und es zu der Bettwäsche warf, die zusammengeknüllt vor seinen Füßen lag. »Bist du blind, oder was? Ich hab die Scheiben erst geputzt.«
»Du hast hier ja einen kleinen Palast. Schon der Hammer, diese Bude. Ich wohne in einem Zimmerchen und hab da auch noch Dusche und Waschbecken drin.« Petr schlenderte zum Couchtisch, betrachtete die abgebrannte Kerze und strich mit einem Finger um den Rand eines halbgefüllten Weinglases. »Nein, wirklich. So gemütlich, wie du es hier hast.«
»Du könntest dich ruhig nützlich machen«, sagte Vlado, während er frische Bettwäsche aus dem Kleiderschrank holte.
»Kein Problem. Wo soll das hin?«
»In die Küche. Und bring mir Kippen mit.«
Petr räumte die Gläser ab, auch die Kerze, und verschwand aus dem Schlafzimmer. Mit einer Packung Marlboro und einem Plastikaschen-becher kam er wieder und legte beides auf dem Couchtisch ab. »Aber erzähl weiter. Was passierte dann?«
Vlado nickte auf die am Boden liegende Bettwäsche und grinste. »Warum, glaubst du, beziehe ich das Bett neu?«
»In dem Laken vertrocknen also gerade ein paar Vlado-Spermien?«, fragte Petr amüsiert und ließ sich auf die Ledercouch plumpsen.
»So ungefähr.«
»Benutzt du keine Kondome?«
»Ich kam nicht mehr dazu.« Vlado hielt einen Moment inne, besah sich das Bett und dachte an letzte Nacht. Er überlegte, ob er sie nachher anrufen und fragen sollte, wie es ihr ging. Das würde bestimmt gut ankommen. Und dann würde er sich mit ihr verabreden, vielleicht würde sie wieder bei ihm übernachten. Waren sie jetzt ein Paar?
Petr weckte ihn aus seinem Gedankenspiel. »Die Nummer brauchst du nicht mehr?«, wollte er wissen und wedelte mit einem Zettelknäuel. »Das lag draußen im Flur.«
»Diese Arschlöcher!« Vlado warf das Bettlaken auf die Matratze und trat vor zum Couchtisch. Er angelte eine Zigarette aus der Packung und steckte sie an.
»Die Brüder haben ihre Sache also gut gemacht?«, hakte Petr leicht vergnügt nach.
»Die Penner haben sie geschlagen!«, schnaubte Vlado und blies den Rauch zur Decke. »Einem hab ich sicher das Nasenbein gebrochen. Und meine Löwin hat dem anderen die Augen verätzt.«
Petr lachte auf. »Dann kannst du die Nummer wirklich nicht mehr gebrauchen.«
»Wieso?«
Er zog fest an beiden Enden des Zettels. »Sie werden sich bestimmt um jeden weiteren Gefallen reißen.«
»Es war ausgemacht, dass sie Alena Angst machen, und nicht, dass sie ihr eine scheuern und sie mit ihren Dreckspfoten begrapschen. Da bin ich ausgetickt. Den Zettel kannst du zerreißen. Die Nummer hab ich abgespeichert. Vielleicht können sie mir irgendwann von Nutzen sein.«
»Verstehe«, murmelte Petr und zerdrückte das Papier. »Bezahlen soll ich sie aber schon?«
Vlado stampfte aus dem Schlafzimmer in das Büro, kam mit einem Bündel Geldscheine zurück und warf es Petr in den Schoß. »Bezahl sie. Schließlich hat es geklappt – und gerade das war ja der Sinn des Auf-trags.«
»Meine Ideen gefallen dir also«, bemerkte Petr, während er das Geld einsteckte.
»Ich weiß nicht so recht.« Vlado sah auf das Bett und dachte nach. »Das Gewissen plagt mich ein wenig.«
»Es war ja nur zu ihrem Besten«, warf Petr ein.
»Stimmt eigentlich.«
»Was willst du denn mit dem Teil?«
Vlado verstand nicht sofort und war noch mit seinen Gedanken beschäftigt, als er Petr auf die Katzenstatue deuten sah. »Ach das, das hab ich auf dem Flohmarkt erstanden.«
»Petr findet die Borkenkäferbehausung äußerst elegant!«
»Mir gefällt sie.« Vlado zog an der Zigarette und pustete den Rauch gegen seine Hand. »Kennst du das nicht, dass dir etwas die Sinne ver-nebelt? Es scheint nach außen hässlich – doch irgendwas fesselt dich daran. Es liegt in irgend so einer Ahnung. Verstehst du, was ich meine?«
»Nein.«
»Blödmann.«
»Meinetwegen. Ich werfe jetzt diese ›Ahnung‹ in den Papierkorb.« Petr deutete auf den Papierknäuel, den er auf dem Handrücken balancierte. »Nicht, dass du auch noch daran Gefallen findest.«
Vlado sah der aufsteigenden Rauchwolke nach.
»Apropos hässlich. Wie gefällt dir eigentlich Magdalena?«
Petr war auf dem Weg in die Küche, als er sich mit umwölkter Stirn zu Vlado drehte. »Die Zierliche?«
»Genau die. Was hältst du davon,
Weitere Kostenlose Bücher