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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Ondrej. Wie sie mit den Füßen einen abgebrochenen Ast hin- und herschob und wie sie dem Wind lauschten.
    »Dann schlaf jetzt weiter.« Magdalena legte die Plastiktüte neben den Schreibtisch und ging zur Tür.
    »Du, Magda …«
    »Was ist?«
    Alena spielte mit dem Kissenzipfel und lächelte. »Morgen sind wir zum Frühstücken verab…«
    Das Telefon zerklingelte den Satz. Ohje! Vlado! Sie hatte versprochen, ihn anzurufen und es vergessen. »Geh du ran.«
    Sie horchte Magdalena nach. »Hallo … ja, die ist auch da … sie schläft noch, ist ein bisschen krank … ich soll sie wecken? … Sei doch nicht gleich so gereizt … warte, ich frag’ sie …« Der Hörer wurde abgelegt.
    Magdalena kam zur Tür herein. »Es ist Vlado. Er ist sauer, weil du ihn noch nicht angerufen hast.«
    Alena rieb sich die Stirn. »Ich habe es geahnt.«
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Warte, ich rede selbst mit ihm.« Sie schlug die Decke zur Seite und streckte die Arme aus. »Komm mal her und hilf mir.«
    »Ja, Oma.«
     
    ***
     
    Petr entdeckte ein blondes Haar auf dem Bettlaken und legte es unter das Kissen für angenehme Träume. Er roch an seinem Arm und ver-misste den Duft von Magdalena an seiner Haut. Gern würde er jetzt mit ihr auf dem Bett liegen, dem Ticken der Wanduhr lauschen und die Muttermale auf ihrem Rücken küssen.
    Er starrte auf die herumliegende Jeans und stellte sich vor, ihre Bluse würde darüber liegen, daneben ihr Rock. Eine Schublade stand halb offen aus der Kommode. Ein blauer Socken lugte heraus. Das Fach darunter war leer. Platz für ihre Unterwäsche? Am Waschbecken neben der Dusche ragte seine Zahnbürste aus einem blauen Becher. Er nahm sich vor, eine zweite dazuzulegen, für Magdalena, falls sie mal wieder über Nacht bleiben wollte. Ihm gefiel der Gedanke, dass sie hier ihre Duftmarken setzte. Verlieb dich bloß nicht, dachte er.
    Du bist ohne Perspektive, und zu behaart bist du ihr auch, Petr Kuklov.
    Sie brauchte nur jemanden fürs Bett, so wie Vlado es gesagt hatte. Wahrscheinlich graut ihr vor mir und sie hat sich längst bei Alena und den anderen über mich lustig gemacht, schlussfolgerte er.
    Hätte er geahnt, dass sie an dem Abend mit zu ihm kommen würde, er hätte sich den Körper enthaart. Warum hatte er darauf vertraut, dass sie sich nicht daran störte?
    Dich friert im Winter nicht … bei deinem Fell …
    Das hatte ihn ähnlich getroffen wie ihre Worte beim Italiener.
    Das Geländer im Treppenhaus quietschte. Schritte näherten sich dem Zimmer. Für einen Moment hoffte er, es wäre Magdalena, die ihn vermisste.
    »Petr!«, rief sein Vater durch die Tür. »Telefon! Es ist wieder dieser Vlado.«
    Petr stürzte aus dem Zimmer. Sein Vater stand in einer schmudde¬ligen Jogginghose vor ihm. »Schnüffle nicht wieder in meinem Zimmer«, sagte Petr und eilte die Treppen hinunter.
    Er schob die Schüssel mit den braunfleckigen Äpfeln beiseite und griff sich den Hörer. »Vlado?«
    »Langsam kotzt es mich an.«
    »Was ist denn los?« Petr zog einen Stuhl heran, setzte sich.
    »Ach, verdammte Scheiße. Sie kommt nicht mit nach Deutschland. Sie ist krank, und von irgendwelchen neuen Schuhen hat sie sich Blasen geholt.«
    »Alena?«
    »Nein, Mutter Theresa. Frag doch nicht so blöd. Natürlich Alena.«
    Petr starrte auf eine tote Fliege, die neben der Obstschale lag, und stellte sich Vlado vor, wie der mit dem schnurlosen Telefon auf und ab ging. Er erzählte von dem Streit mit Alena, kratzte mit einer Münze an seiner Schreibtischkante und fluchte zwischendurch. »… und dabei sind meine Alten schon so gespannt auf sie.«
    »Sag ihnen halt, dass etwas dazwischengekommen ist.«
    Er hörte, wie Vlado einmal kräftig durchatmete. »Ist das alles, was du an Ratschlägen auf Lager hast?«
    Petr schnippte die Fliege gegen die Wand und fühlte sich unwohl. »Petr meinte ja nur …«
    »Hä? Petr meinte ja nur? Ist dir klar, wie schwul das klingt?«
    »Hey! Du musst deine Wut nicht an mir auslassen. Kann ich was dafür, dass dein Charme nicht mehr wirkt?«
    »Freundchen, spar dir deine blöden Kommentare. Hat Magdalena was angedeutet?«
    Petr hielt den Hörer von sich und traute seinen Ohren nicht. Vlado sollte ihn nicht wie einen Idioten behandeln.
    Der Vater stand am Aufgang zur Treppe, seine Haare hingen wirr herunter. »Dein Zimmer könntest du auch mal wieder aufräumen«, fing er an. »Und deine Blumen brauchen Wasser, die Erde ist ganz trocken.«
    Petr hielt die Hand vor die Sprechmuschel.

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