Sonderauftrag
beim Gemälde. Um was für Kunstschätze es sich hier handelt, das kann ich dir nicht sagen. Nur so viel: Das Ganze ist völlig wasserdicht in eine kleine, aber feine Kiste gepackt worden. Wir untersuchen die Kartentasche, die Uniformreste und die anderen Fundstücke noch. Wenn wir rübergehen, kann ich euch noch was Interessantes zeigen.«
»Noch mehr solch schöne Stücke?« Vollert zeigte auf den Elefanten.
»Nein, leider nicht.« Dr. Brauner deutete einladend in Richtung der Tür.
Die beiden Kriminalbeamten hatten Mühe, sich von den Kostbarkeiten zu trennen.
Vollert bestaunte noch einmal die kleine Elfenbeinfigur, etwas Wehmütiges lag in seinem Blick, dann verließen sie den Raum. Das elektronische Schloss schnappte in die Verriegelung und wieder blieben die Kunstgegenstände dem Auge verborgen.
Dr. Brauner führte sie in sein Büro. Kröger und Vollert nahmen Platz auf Stühlen, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatten. Wenn man die Sitzmöbel umdrehte, sah man ein vergilbtes Abziehbild mit einer verblichenen Inventarnummer und dem Stempelaufdruck ›Volkspolizeikreisamt Stralsund‹.
Als Vollert sich etwas nach hinten lehnte, ächzte der Stuhl unter der Last förmlich auf, sodass der kräftige Beamte von nun an auf jede überflüssige Bewegung verzichtete.
Dr. Brauner griff sich einen Hefter und breitete einige Fotos vor den Kriminalisten aus. »Wir haben hier eine Aufstellung aus der Kartentasche. Über dem Inhalt sitzt mein bester Mann. Da müsst ihr noch etwas Geduld haben. Hier, schau selbst.« Er reichte Kröger die Liste mit den Gegenständen, die sich in der Kartentasche befunden hatten.
»In der Tasche fanden wir zwei Soldbücher, zwei Kennmarken, Kartenmaterial, mehrere Funkkladden, einen Kopierstift, einen Anspitzer und ein Notizbuch.«
Kröger schaute ungläubig auf die Liste. » Zwei Soldbücher und zwei Kennmarken?«
»Ja! Ein Soldbuch der SS und eines der Wehrmacht. Die Daten der Kennmarken haben wir zur Wehrmachtsauskunftsstelle weitergegeben. Wobei …«
»Ja?« Kröger schaute aufmerksam zum Leiter der Spurensicherung.
»Die Daten der Kennmarken stimmen mit den jeweiligen Angaben in den Soldbüchern überein. Schau, hier!« Er schob zwei Fotos über den Tisch. Links war jeweils die Kennmarke zu sehen, auf der rechten Bildhälfte das Soldbuch. Kröger verglich die Kennmarkennummer mit dem Eintrag im Buch. Kein Zweifel, die Daten stimmten überein.
»Und weiter?«
»Die Personenbeschreibungen sind sich sehr ähnlich. Gleiche Größe und Haarfarbe, auch das Alter passt. Leider sind die Ausweisbilder nicht erhalten geblieben. Da müssen wir warten, bis die WAST uns weiterhilft.«
»Was oder wer ist die WAST?«
»Wehrmachtsauskunftsstelle, Horst.«
Kröger nickte. Er verglich die Personenangaben auf den Fotos.
»Wenn ihr mich fragt, das sieht aus, als wenn sich jemand eine zweite Identität parat gelegt hat. SS-Obersturmbannführer Wernher von Schleyersdorf und Unteroffizier Fritz Lange, beide gleich groß, Haarfarbe blond und beide im gleichen Alter. Nur war einer bei der Wehrmacht und der andere Offizier bei der SS.« Kröger dachte einen Augenblick nach. Die Fotos wippten in seinen Händen auf und nieder. »Der Dienstgrad Obersturmbannführer war doch vergleichbar mit dem Oberstleutnant bei der Wehrmacht. Also kein kleiner Mitläufer, sondern …«
»Du meinst …?« Vollert nahm sich die Fotos.
Kröger nickte gedankenverloren. »Die Kunstschätze, die zwei Soldbücher …, dieser von Schleyersdorf scheint ein ganz besonderes Früchtchen gewesen zu sein. Du sprachst von Funkkladden und Kartenmaterial, die sich in der Kartentasche befanden. Kannst du da schon etwas sagen?«
Dr. Brauner schüttelte den Kopf. »Leider nein! Da müsst ihr noch einige Tage Geduld haben. Genauso mit dem Notizbuch, der Erhaltungszustand ist mehr als schlecht. Aber wir haben schon etwas zu den Uniformresten und der Waffe.«
»Schieß los, Wilfried!« Kröger schaute Dr. Brauner erwartungsvoll an.
»Losschießen ist gut. Also, bei den Kleidungsresten handelt es sich um die Uniform eines Obersturmbannführers der SS.«
»Was zu dem einen der Soldbücher passt!« Vollert hatte Dr. Brauner unterbrochen.
»Genau«, ließ der sich nicht beirren und fuhr fort: »Der Stoff war mal von hoher Qualität. Keine Massenware, sondern allerfeinstes Material. Ich vermute, maßgeschneidert, aber das ist nur eine Vermutung. Die gefundene Waffe ist eine Pistole der Marke Walther P38. Die Waffe hat ein
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