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schlurfende Schritte. Die Tür wurde geöffnet und Kröger sah sich einer Frau gegenüber, für die das Wort ›übergewichtig‹ noch geschmeichelt war.
»Ja bitte? Sie wünschen?« Resolut, mit ihrem massigen Körper den Eingang versperrend, stand sie da.
»Frau Grugel?« Kröger wartete das angedeutete Nicken ab, bevor er weitersprach. »Mein Name ist Kröger, Oberkommissar Kröger, und das ist mein Kollege, Kommissar Vollert.« Er deutete auf seinen Begleiter. »Wir sind von der Kriminalpolizei und hätten Sie und Ihren Mann gern gesprochen.«
Der Blick, den die Frau den beiden Männern zuwarf, zeigte Überraschung. »Polizei? Na, dann kommen Sie mal rein.« Sie machte den Eingang frei und ging mit watschelndem Gang voraus.
Der kurze Flur mündete in eine kleine Stube. Der Geruch von Schweiß und billigen Zigarren hing in der Luft. Auf der Couch saß ein Mann, der die gleichen figürlichen Ausmaße hatte wie seine Frau. Kröger war es schleierhaft, wie sich die beiden in diesem kleinen Zimmer arrangierten. Für eine Person mit dieser Leibesfülle war es schon eng, aber wenn sich beide gleichzeitig in diesem Raum bewegten, dann musste es Schwierigkeiten geben.
Die Frau ließ sich in einen Sessel plumpsen.
»Die beiden Herren sind von der Polizei und wollen uns sprechen.«
Diese Erklärung ließ ihr Gegenüber freundlicher blicken.
»Dann nehmen Sie mal Platz. Was haben wir denn mit der Polizei zu tun?« Neugierig geworden, versuchte er, sich etwas nach vorn zu beugen. Seine fleischigen Hände wiesen einladend auf den kleinen Zweisitzer, dessen Sprungfedern sich allerdings aufgrund der Überbelastung durch das Ehepaar als ausgeleiert erwiesen, die Kriminalisten sackten förmlich durch. Besonders Vollert hatte bei seiner Größe arge Mühe, bequem zu sitzen. Während er noch damit beschäftigt war, eine Haltung zu finden, die seine Bandscheiben nicht zu stark beanspruchte, antwortete Kröger auf die Frage.
»Wie Sie sich denken können, geht es um den Toten, der bei Bauarbeiten im Schloss gefunden wurde. Uns wurde gesagt, dass Sie schon während des Krieges hier gewohnt haben. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen.« Gespannt schaute er auf das Ehepaar.
Die Frau hatte sich bei Krögers Worten zurückgelehnt. Der Schweiß lief in dünnen Rinnsalen über ihr Gesicht, sammelte sich am optisch nicht vorhandenen Hals und ließ nasse Spuren auf der Kittelschürze zurück. Unter den Armen waren riesige dunkle Flecke zu sehen. Schwer atmend hatte sie Krögers Worten gelauscht.
»Wir haben schon vor dem Krieg hier gewohnt, Herr Kriminaler! Wir sind hier nämlich geboren! Was wollen Sie genau wissen?«
»Nun, uns geht es vor allem um den Zeitraum kurz vor Kriegsende. Uns interessiert die Familie von Schleyersdorf.« Kröger schaute die Eheleute erwartungsvoll an.
Die Frau ließ ihre dicken Hände auf die Lehnen klatschen. »Sie wollen was von der Herrschaft wissen, nach so vielen Jahren?«
»Ja, alles, was Ihnen noch einfällt!«
»Da müssen Sie aber viel Zeit mitgebracht haben. Wir können Ihnen einiges erzählen.«
Ihr Mann griff zu einer Schachtel mit Zigarrenstumpen, die auf dem Tisch lag, und Krögers Hoffnung, dass von diesen Dingern keines während ihrer Anwesenheit angezündet würde, zerstob. Bedächtig nahmen Grugels Finger, die an Bockwürste erinnerten, einen Stumpen. Laut schmatzend wurde dieser angezündet. Nach diesen Vorbereitungen begann der Mann, dicken bläulichen Rauch ausstoßend, seine Erinnerungen auszubreiten.
»Womit soll ich anfangen, mit der Herrschaft oder dem Krieg?«
Seine Frau hatte sich zurückgelehnt, sie war froh, dass ihr Mann das Ruder übernommen hatte. Ihr Atem ging schnell und stoßweise.
»Sagt Ihnen der Name Wernher von Schleyersdorf etwas?« Vollert hatte bei Krögers Frage sein Notizbuch aufgeschlagen und einen Stift gezückt.
»Wernher von Schleyersdorf? Das war der Sohn der Herrschaft. Ein komischer Mensch.«
»Warum?«
»Der hatte mit Landwirtschaft nicht viel im Sinn. Er wollte das Gut nicht übernehmen. Er hat studiert, noch einige Jahre vor dem Krieg, Kunst, glaube ich. Jedenfalls irgendwas mit Malerei.« Der Mann saß zurückgelehnt auf der Couch, kräftig an dem Stumpen ziehend, und versuchte, sich an die damalige Zeit zu erinnern. »Sein Vater hatte sich früh damit abgefunden, dass der junge Herr anderen Interessen nachging. Der reiste lieber durch ganz Europa. Nach Paris, Holland, Polen, sogar in Russland soll er gewesen sein, und das noch vor dem
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