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leid, aber ich wurde bei Gericht aufgehalten.« Sie schüttelte den Anwesenden kurz die Hand und wandte sich dann dem Tisch zu. Staunend betrachtete sie die Stücke.
»Auf den Fotos sind sie schon beeindruckend, aber in natura einfach wunderschön.«
Die beiden Spezialisten schauten sich kurz an, ein kleines Lächeln auf den Lippen, dann konzentrierten sie sich wieder auf ihre Arbeit.
Die Kriminalisten begaben sich in eine Ecke des Raumes. Vollert blickte auf seine Armbanduhr und Kröger nickte. Frau Meinke gesellte sich zu ihnen. Sie strich sich mit den Fingern durch ihre neue Frisur, die sie jünger aussehen ließ.
»Sie wollen schon gehen?«
Fragend sah sie Vollert an. Der nickte und nuschelte etwas, das sich wie ›wichtiger Termin‹ anhörte.
Als er den Raum verlassen wollte, hielt ihn die Staatsanwältin am Ärmel zurück.
»Sagen Sie, Herr Vollert, wer von Ihnen beiden hat mir den Bauleiter auf den Hals gehetzt?«
Vollert und Kröger sahen sich mit gespieltem Erstaunen an. Vollert zuckte mit den Achseln, schmunzelte und ging langsam in Richtung Tür. Kröger lächelte und gestand dann: »Ehrlich gesagt, Frau Meinke, das waren wir beide. Ich hoffe, Sie sind uns nicht böse.«
»Ganz und gar nicht, Herr Kröger. Eigentlich bin ich Ihnen sogar dankbar. HerrSchröder istausgesprochen nett und…,na ja, lassen wir das.« Eine leichte Röte überzog ihrGesicht.
Vollert,der nochan der Türstand, streckte die rechte Hand mitdemDaumen nachoben in Richtung seinesKollegen. Schnell verließerdenRaum. Krögerzeigte auf denTisch mit den Kostbarkeiten. »Tolle Sache,was, Frau Meinke?«
»Da haben Sie recht! Ichkomme mir vor wie in einemMuseum. Nur dass einen hier keineGlasscheiben vonden Kunstwerken trennen. Alles ist so nah und direkt.«
Sie beobachtetendieSachverständigen, die jedes Objekt begutachteten und sich eifrig Notizen machten.Schließlichwandte die Staatsanwältin ihren Blickzu Kröger.
»Sagen Sie mal …« Die folgende Pausewar sehr lang, alswüsstesienicht,wie sie das Folgende sagen sollte, und als wäre sie darauf bedacht, ihre Worte genau abzuwägen. »Glauben Sie, diesen Fall jemals zu lösen und tatsächlich herauszufinden, was sich damals abspielte?«
Kröger zuckte die Achseln. »Eventuell ja. Hätten Sie mich am Montagabend gefragt, hätte ich mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit mit Nein geantwortet. Heute jedoch fällt die Antwort nicht mehr so aus. – Ich glaube schon, dass wir den Fall aufklären können, so man uns lässt.«
»Womit wir schon beim entscheidenden Punkt sind, Herr Kröger. Ganz oben ist man der Meinung, dass wir zu viel Zeit und Geld in diesen Fall investieren.«
Krögers Stirn war plötzlich von Falten durchfurcht. Er zwang sich zu einem Lächeln und entgegnete: »Können Sie das etwas präzisieren?«
Die Staatsanwältin nickte. »Ich durfte heute früh zu meinem Chef, und dort wurde mir eröffnet, man müsse sparen und solche alten Kamellen seien zwar für das Renommee sehr gut, so nach dem Motto ›unsere fleißigen Beamten finden verschollene Kunstwerke‹, aber ermittlungstechnisch seien sie eine Totgeburt.«
»Haben die Herren auch bedacht, dass nicht wir die Kunstschätze gefunden haben und dass es fatal ist, wenn man den Mantel des Schweigens über die Geschichte breitet? Die letzten Jahre sollten uns doch wohl zu denken geben.«
Seine Mundwinkel waren jetzt ebenfalls von tiefen Falten umgeben.
Frau Meinke musterte ihr Gegenüber. »Das ist ja das Schlimme!« Sie ließ offen, was genau sie damit meinte.
Dann fuhr sie fort: »Sie sind einer der wenigen Beamten, die schon zu DDR-Zeiten ermittelten. Sie leisten fantastische Arbeit, aber …«, sie legte ihre Hand auf seinen Arm, »ich möchte nicht, dass dieser Fall Ihr persönliches Waterloo wird. Die wenigen Ermittlungsbeamten, die schon unter Honecker bei der Polizei waren, sind manchen ein Dorn im Auge.«
»Sie sprechen in der Mehrzahl?«
Frau Meinke nickte. »In manchem sind sich die Politiker einig und solche Entscheidungen sind immer politischer Art.«
Sie drückte ihre Aktentasche an sich und reichte Kröger die Hand.
»Ich muss los. Leider! Versuchen Sie, den Fall so schnell wie möglich zu lösen, und wenn nicht, legen Sie ihn zu den Akten. Die nächste Woche halte ich Ihnen noch den Rücken frei, dann müssen wir schauen.«
So schnell, wie sie kam, so schnell war sie wieder verschwunden, einen nachdenklichen Kröger zurücklassend.
Auf dem Nachhauseweg kaufte Kröger eine Kleinigkeit für
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