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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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was von deinen Erinnerungen erzählen.«
    »Genau! Aber nur kurz. Also, ich hatte damals gerade bei der Polizei angefangen. Wir wurden zu einem Fall gerufen, wo jemand ein dünnes Drahtseil zwischen zwei Alleebäumen gespannt hatte. Ein junger Familienvater wollte in der Nacht von der Spätschicht mit dem Motorrad nach Hause fahren. Das Seil war in der Dunkelheit nicht zu sehen und der Mann wurde davon enthauptet. Das Motorrad war mit dem Torso noch einige Meter weitergefahren und der Kopf lag nicht, sondern er stand auf der Straße. Der Anblick, der sich uns bot, war ähnlich wie dieser. Ich hatte damals einige Zeit damit zu tun, dieses Bild zu vergessen. Irgendwie kam mir die Sache vorhin wieder in den Sinn. Komisch, was?«
    Der Gerichtsmediziner hatte aufmerksam zugehört.
    »Was soll daran komisch sein? Wir haben alle unsere Erinnerungen, gute wie schlechte. Nur, die schlechten verdrängen wir meistens sehr schnell. Doch manchmal reicht ein kleiner Auslöser und alles ist wieder da.«
    Kröger nickte. »Na, dann wollen wir mal ganz schnell verdrängen und wieder zur Tagesordnung übergehen. Kannst du mir Fotos von der Rekonstruktion anfertigen?«
    »Sind schon fertig, Horst. Warte mal.« Er ging zu einem Regal, zog einen dünnen Umschlag heraus und gab ihn Kröger.
    »Darin sind Fotos von der Rekonstruktion sowie die Erläuterung der technischen Umsetzung. Kannst du behalten.«
    »Okay.« Kröger stand auf, nahm den Umschlag und verabschiedete sich.
    Als er schon in der Tür stand, rief ihm Dr. Hüpenbecker nach: »Sag mal, habt ihr damals den Täter gefasst?«
    Kröger nickte. »Ja, haben wir. Es war ein Nachbar, der ein Auge auf die Ehefrau des Opfers geworfen hatte. Also, mach’s gut!«

    Als er die kühlen Räume der Gerichtsmedizin verließ, traf ihn die Wärme mit voller Wucht. Es war zwar erst zehn Uhr, aber schon ziemlich heiß. Er ging zu seinem Auto, das sich kräftig aufgeheizt hatte, öffnete Fahrer- und Beifahrertür und lehnte sich abwartend an den Wagen. Nachdenklich zog er ein Foto nach dem anderen aus dem Umschlag, betrachtete es kurz, um sie dann alle zusammen energisch zurückzuschieben. Knapp 20 Minuten später war er wieder in seinem Büro.
    Nur Vollert saß am Schreibtisch. Ewa Bednarek war nicht mehr da, nur noch ein Hauch ihres Parfüms lag in der Luft. Kröger zeigte Vollert die Fotos.
    »Super, endlich hat unser Toter einen Namen und ein Gesicht. Da hätte Schneider sich die Befragung sparen können. Wo er sich doch heute einen neuen Wagen anschauen muss!«
    Der letzte Satz wurde mit einem sehr sarkastischen Unterton ausgesprochen.
    Kröger steckte die Fotos mitsamt der Erläuterung in die Akte. »Wer weiß, eventuell fällt ja doch dem einen oder anderen noch etwas ein.« Sorgfältig vervollständigte er das Aktenverzeichnis.
    Vollert strich mit der Hand über ein beschriebenes Blatt Papier. Zu Kröger gewandt, sagte er: »Ich habe mir erlaubt, die Daten, die wir bisher ermittelten, in eine chronologische Reihenfolge zu bringen – übrigens eine Idee von Ewa. Die Kopien der Funksprüche habe ich ihr mitgegeben. Für Dr. Neumann habe ich auch gleich welche gemacht. Ich habe mit ihm telefoniert. Er schaut sich die Sache noch am Wochenende an. Ewa bringt ihm die Papiere.«
    Er bemerkte Krögers fragenden Blick. »Sie wollte sowieso zu ihm und …«
    »Ist ja gut! Lass uns lieber einen Happen essen gehen.«
    »Kantine?«
    Kröger winkte ab. »Bloß nicht. Die haben freitags genau so wenig Lust zu arbeiten wie Kollege Schneider. Lass uns draußen eine Kleinigkeit mampfen.«

    Eine Stunde später saßen sie wieder im Büro. Von ihrem Kollegen Schneider hörten und sahen sie an diesem Tag nichts mehr.
    Vollert hatte sich noch einmal die Akte vorgenommen und machte sich Notizen. Kröger versuchte, den Cousin von Wernher von Schleyersdorf telefonisch zu erreichen. Die Nummer, die ihm Bürgermeister Hausmann gegeben hatte, gehörte zum Architekturbüro. Am frühen Nachmittag war natürlich niemand mehr da, nur der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Frustriert legte Kröger auf. Einige Telefonate später hatte er die Privatnummer des Mannes, doch dort meldete sich nur die Hausangestellte. Sie versprach, Herrn von Schleyersdorf zu informieren. Kröger hinterließ seine Rufnummer mit dem Hinweis, er sei bis 18 Uhr erreichbar.
    Vollert, der zwangsweise das Gespräch mit angehört hatte, stutzte. »Überstunden?«
    Kröger zuckte die Achseln. »Was soll’s. Ob ich nun allein zu Hause sitze oder

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