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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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Einwohner der Hansestadt genossen wohl noch das Mittagessen. Kröger hatte Mühe, sich auf den spärlichen Verkehr zu konzentrieren. Immer wieder wandte er den Blick zu seiner Frau. Sie sah ein wenig müde aus.
    Doch zu Hause angekommen, wollte sie von Ausruhen nichts wissen. Erst mussten die Koffer ausgepackt und die Waschmaschine angestellt werden, dann konnte Kröger Kaffee für sie beide machen. Mit ihrem zauberhaften Lächeln erzählte sie ihm von ihrer Klasse und Schweden und er sog ihre Worte wie ein Schwamm auf. Am Abend gingen sie zum Griechen essen, um ihr Wiedersehen zu feiern.
    Kurz nach ein Uhr nachts schreckte er aus dem Schlaf auf. Er konnte nicht sagen, was ihn geweckt hatte – wahrscheinlich der Kater, der ruhelos durchs Haus streifte. Kröger angelte mit dem Bein nach seiner Schlafanzughose, die er achtlos vor das Bett geschmissen hatte. Zuerst bekam er die Pyjamajacke zu fassen. Zu warm, dachte er, knüllte sie zusammen und legte sie ans Fußende. Vorsichtig tastete er weiter nach der Hose. Als er sie hatte, streifte er sie über und ging ins Wohnzimmer. Er zündete die Kerze auf dem Tisch an und goss sich ein Glas von dem Rotwein ein, den sie am späten Abend nur zur Hälfte geleert hatten. Er trank einen Schluck und lehnte den Hinterkopf an die Sessellehne.
    Der Kater hatte seinen Streifzug durch das Haus beendet und gesellte sich zu ihm, mit einem Sprung war er neben Kröger auf der Couch und musterte ihn mit leuchtenden Katzenaugen. Schließlich rollte er sich umständlich zusammen. Kröger kamen die Worte der Staatsanwältin in den Sinn. Ihn wurmten diese Vorurteile, ihn ärgerten politische Fehlentscheidungen – und von beiden gab es mehr als genug.
    Seine Frau stand plötzlich vor ihm. Splitterfasernackt nahm sie in dem anderen Sessel Platz.
    »Sorgen?«
    Mitfühlend sprach sie das Wort aus und blickte ihn zärtlich an, dann griff sie zur Weinflasche und goss sich auch etwas ein. Er erzählte ihr kurz von der Unterredung.
    »Und darüber ärgerst du dich? Horst, wir sind die Verlierer der Geschichte und Verlierer hatten noch nie einen leichten Stand.«
    Energisch setzte sie das leere Glas ab.
    »Komm ins Bett und lass das Grübeln.«
    Sie war aufgestanden und reichte ihm die Hand. Er schaute zu ihr auf.
    Das gekräuselte schwarze Schamhaar auf Augenhöhe, ihre großen, festen Brüste über ihm. Ihre Brustwarzen standen wie Igelnasen ab.
    »Wenn dich deine Schüler so sehen könnten! Das müsste man fotografieren.«
    Frech grinste er sie an.
    »Untersteh dich! Du hast mich heute schon einmal in Verlegenheit gebracht mit deinem Kuss.«
    »Ich kann dich ja noch einmal so küssen.«
    »Wenn du das andere auch noch einmal schaffst?«
    Er schaute ihr in die Augen und erkannte das Verlangen darin. Mit einem kurzen, kräftigen Pusten löschte er die Kerze und folgte seiner Frau ins Schlafzimmer.
    Der Kater blieb allein auf der Couch zurück.

15
    Er schaute auf den Wecker. Der zeigte halb sieben an und so stand er auf. Vor zehn Minuten hatten seine Tochter und ihr Mann das Haus verlassen.
    Still war es, zu still, wie er fand. Ein Griff zum Radio und Volksmusik füllte sein Zimmer. Heile-Welt-Musik, wie sein Schwiegersohn meinte. Doch ihm gefiel sie. Nicht gefallen hatten ihm die Fragen seiner Tochter, als am Donnerstag die Polizei da war.
    Wenn er ihrer Beschreibung trauen konnte, war derselbe Polizist am Freitagvormittag noch einmal da gewesen. Ergebnislos! Die jungen Leute waren auf Arbeit und er hatte nicht geöffnet. Durch die Scheiben hatte er den Mann beobachtet, wie er etwas in den Briefkasten warf. Eine Visitenkarte, wie er beim Nachsehen feststellte.
    Den Fragen seiner Tochter konnte er noch ausweichen und den Unwissenden spielen, doch ihm wurde klar: Ewig konnte er der Polizei nicht davonlaufen. So hatte er am Wochenende den Entschluss gefasst, sich zu stellen.
    Auf dem Bettrand sitzend, rieb er sich das steife Bein. Er hatte Schmerzen, ein untrügliches Zeichen, dass sich das Wetter ändern würde.
    Mühsam stand er auf und ging ins Bad. Vor der Kloschüssel brauchte er länger als sonst, die Prostata machte immer mehr Schwierigkeiten. Scheißpisserei, dachte er.
    Er schob sich zum Waschbecken und strich sich über das Kinn, als wollte er prüfen, ob sich eine Rasur lohnte. Der Bartschimmer in seinem Gesicht ließ keinen Zweifel daran. Er schäumte sich ein und rasierte sich, dann putzte er seine restlichen verbliebenen Zähne und setzte seine Prothese ein. Aus dem Spiegel blickte ihn

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