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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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der Halle, bei der Treppe, die nach oben führte, und in den einzelnen Räumen.«
    »Und Gold- und Silbergegenstände? Schüsseln, Teller, Münzen oder Ähnliches?«
    »So was hat die Herrschaft mir nicht gezeigt! Die Bilder hab ich doch auch nur gesehen, weil, wie gesagt, ab und zu ein neues Möbelstück gekommen ist und das mussten wir dann auch aufstellen.«
    Vollert kam wieder ins Zimmer. Er lächelte und zwinkerte Kröger zu.
    »So, Herr Fenske. Ich habe eben mit der Staatsanwältin telefoniert. Wir setzen das Protokoll auf, das Sie unterschreiben, und dann dürfen Sie wieder nach Hause fahren.«
    »Ich brauche wirklich nicht ins Gefängnis?«
    »Nein! Die Staatsanwältin schließt sich unserer Auffassung an. Ich habe ihr den Ablauf der Tat geschildert und sie erlässt keinen Haftbefehl.«
    Der alte Fenske nickte und steckte seine Pfeife und die Blechschachtel mit dem Tabak wieder ein. Kröger sah, dass er zitterte.
    »Alles in Ordnung, Herr Fenske?«
    Der schaute zu Kröger und zuckte mit den Schultern.
    »Lebendig macht das den Wernher auch nicht wieder.«
    »Stimmt, aber Ihr Eingreifen hat Ihrer Frau das Leben gerettet und wahrscheinlich auch das Ihre.«
    »Meins auch?«
    »Ja! Er konnte keine Zeugen gebrauchen. Er war ein Dieb, ein Mörder. Ein Mensch ohne Hemmungen, wenn es um seinen persönlichen Vorteil ging. Seien Sie froh, dass es damals so endete und nicht anders.«
    Der Alte strich sich über den Schnurrbart.
    »Dann muss ich die ganze Geschichte nur noch meiner Tochter beibiegen.«
    »Na, das wird doch wohl das kleinste Übel sein.«
    Fenske schüttelte den Kopf.
    »Sie kennen meine Tochter nicht«, brummelte er leise in seinen Bart.
    Kröger schaute zu Vollert, der am Computer das Protokoll tippte. Einige Minuten später setzte der alte Fenske seine Unterschrift darunter. Sorgsam schrieb er jeden einzelnen Buchstaben.
    Kröger informierte ihn, dass er sich noch zur Verfügung halten müsse. Er sollte ihnen am nächsten Morgen die Stelle zeigen, wo er den LKW im See versenkt hatte. Kröger wollte ihm vorher Gelegenheit geben, mit seiner Tochter zu sprechen. Der Laster lag seit 50 Jahren auf dem Grund des Sees, der würde dort auch noch einen Tag länger liegen können.
    Dann langte Kröger hinter seinen Schreibtisch, holte den alten Koffer hervor und verabschiedete den Besucher. Vollert brachte ihn hinunter.
    Als er das Dienstzimmer wieder betrat, stand Kröger am weit geöffneten Fenster und schaute auf die Straße.
    »Dann können wir die Akte ja bald schließen!«
    Kröger drehte sich zu Vollert um. »Sehe ich auch so. Ist das nicht schlimm? Da lebt dieser arme Mensch 50 Jahre in dem Glauben, ein Mörder zu sein. Übrigens, als du mit Frau Meinke telefoniertest, da erzählte er, dass schon einmal, und zwar im Dezember 1939, Kisten am Bahnhof angekommen sind. Die soll der Wernher von Schleyersdorf aus dem ehemaligen Polen geschickt haben. Sein Vater persönlich nahm die Lieferung in Empfang und sie mussten das Frachtgut ganz vorsichtig transportieren. Ebenso, wie der Wernher die Blechkisten transportiert haben wollte.«
    »Mmh, der Wernher von Schleyersdorf scheint ja einiges an Kunstwerken zusammengerafft zu haben. Und die Sendung kam aus Polen?«
    »Ja, genauer gesagt, aus dem Warthegau. So sagte es jedenfalls der alte Fenske. Ich muss erst mal nachschlagen, um welches Gebiet es sich da handelt.«
    Kröger wollte gerade zu seinem Computer gehen, als Schneider dazwischenrief:
    »Das ist die Gegend um Posen herum.«
    »War!«, verbesserte Vollert.
    »Wie, war?« Schneider schaute verständnislos drein.
    »Das war die Gegend um Posen herum, und die Betonung liegt auf war .«
    Vollert war einen Schritt auf Schneider zugegangen.
    »Gehörten Krakau und Warschau auch dazu?«, wandte Kröger sich an Schneider.
    »Nein, das liegt doch im Generalgouvernement!« Ärgerlich schüttelte Schneider den Kopf. »Wisst ihr denn gar nichts?«
    Vollert lief rot an. Sich mühsam beherrschend, erwiderte er aufgebracht: »Wir wissen, dass diese Begriffe von Faschisten geprägt wurden und dass wir als Deutsche nicht gerade stolz sein können auf das, was dort geschehen ist.«
    Schneider winkte ab. »Nun mach dir mal nich’ gleich ins Hemd. Immerhin gehörte der größte Teil des War­­thegaus, richtig muss es Wartheland heißen, bis 1918 zum Deutschen Reich, und zwar als preußische Provinz Posen. Das sind alles verlorene Ostgebiete.« Seine Stimme hatte einen belehrenden Unterton angenommen.
    Vollert legte den Kopf

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