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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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schief und musterte Schneider so, wie man ein unbekanntes Tier betrachtet.
    »Sag mal, du ewig Gestriger, der Einigungsvertrag sagt dir nicht zufällig was?«
    Ganz ruhig sprach er, als wollte er einem Kind etwas erklären.
    »Klar sagt der mir was! Aber was hat der mit dem Wartheland zu tun?«
    »Oh, viel, du Klugscheißer. Da wurden die Grundlagen für den Beitritt der fünf neuen Bundesländer gelegt. Bundestag und Volkskammer verabschiedeten eine gleichlautende Erklärung über die Endgültigkeit der Oder-Neiße-Grenze als polnische Westgrenze. Und dies wurde per Vertrag auch mit Polen geregelt, den Genscher und der polnische Außenminister unterzeichneten. Also lass dein antiquiertes Gequatsche, oder bist du ein Rechter?«
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle! Ich und ein Rechter! Ich bin ein treuer deutscher Staatsbürger, der mit beiden Beinen fest auf dem Grundgesetz steht. Jawoll!«
    »Na, dann fall man nicht runter.« Vollert wendete sich kopfschüttelnd ab.
    »Übrigens, Kollege Schneider, sollten wir 50 Jahre nach dem Krieg keine Terminologie des Dritten Reiches mehr verwenden, aber danke trotzdem für die Aufklärung.« Kröger winkte Vollert heran.
    »Wir werden morgen den Laster bergen lassen und dann wird die Akte wahrscheinlich geschlossen.«
    »Anzunehmen!«
    »Eigentlich schade. Mich hätte interessiert, was das gefundene Notizbuch noch hergegeben hätte und in welcher Einheit von Schleyersdorf war und …«
    »… und ein Mord war es nicht und wir sind nun mal die Mordkommission. Für alles andere …«
    »… sind andere da. Das wolltest du doch sagen?«
    Vollert nickte. »Wobei wir ja erst mal weiterermitteln können.«
    »Ha, und du glaubst, dass wir das so einfach können? Die Polizei muss sparen, Herr Kollege! Das Land muss mit jedem Pfennig rechnen. Die Streifenwagen haben ja zum Winter nicht mal die richtige Bereifung. Da ist jeder Ganove besser dran als unsere Kollegen. Und du denkst, wir könnten noch ein paar Tage ranhängen, einfach so?«
    »Ja, denke ich. Aber danke für die Belehrung. Du hast die Einsparungen bei Obduktionen vergessen, die hätten sich bestimmt gut gemacht bei deiner Argumentation. Im Übrigen hat Frau Meinke weiteren Ermittlungen zugestimmt.«
    »Wie das?«
    »Ausschlaggebend scheint die Tatsache zu sein, dass noch mehr Kunstschätze im See vermutet werden. Und dass sich heute früh bei ihr ein Journalist gemeldet hat, der über die gefundenen Kostbarkeiten einen Artikel bringen will, und das nicht etwa in unserer Tageszeitung, sondern in einer großen Illustrierten.«
    »Und daraufhin genehmigt uns die Staatsanwaltschaft, dass wir die Ermittlungen weiterführen?«, staunte Kröger ungläubig.
    »Werbung, Horst. Das ist einfach Werbung für die Polizei, das Land und für den einen oder anderen Politiker. Unser Innenminister hat bestimmt jetzt schon einen feuchten Zwickel. Stell dir doch mal die Schlagzeile vor: ›Polizei in Vorpommern spürt längst verschollene Kostbarkeiten auf‹ oder: ›Fünfzig Jahre im Dunkel der Zeit verschwunden, durch die Ermittlungen der Landespolizei wieder ans Tageslicht gebracht‹, das klingt doch richtig gut und die nächste Wahl kommt garantiert.«
    »Du solltest den Beruf wechseln. Mich interessiert höchstens: Woher weiß der Schreiberling von unserem Fund?«
    »Mensch, Horst!« Vollert beugte sich zu seinem Kollegen und deutete vorsichtig mit dem Daumen in Richtung Schneider. »Manch einer kann gut singen – für ein gewisses Salär, versteht sich! Und jetzt haben wir uns ein schönes Mittagessen in der Stadt verdient.«

17
    Sie gingen am Frankenteich vorbei, dessen Uferpromenade mit neuen Bänken ausgerüstet worden war. Fast alle dieser Sitzgelegenheiten waren besetzt: Mütter mit kleinen Kindern, die ganz wild auf die Enten waren, die in Ufernähe ihre Bahnen zogen, oder Rentner, die sich von der Sonne wärmen ließen und diesen Hauch von Natur genossen.
    Alles war friedlich und strahlte Ruhe aus, bis sie an einer Stelle vorbeikamen, an der eine Bank aus ihrer Verankerung gerissen und in den Teich geworfen worden war. Die weiße Lehne leuchtete hell aus dem Wasser heraus. Krögers Stirn verfinsterte sich. Er blieb kurz stehen, schaute zum ehemaligen Stellplatz, dann zur Bank und murmelte schließlich: »Damit fängt’s an. Als Nächstes überfallen sie Rentner oder fahren Auto wie eine wilde Sau, was zählt schon ein Menschenleben, oder sie prügeln andere fast zu Tode …« Seine Hand fuhr zornig durch die Luft.
    »Und das

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