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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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See.«
    »Sie konnten einen LKW fahren?«
    »I wo! Ich spannte zwei Pferde vor das Auto, die Lotte und den Max, zwei Kaltblüter, und zog damit den LKW zum See. Das Ufer ist leicht abschüssig und ich kannte eine Stelle, wo es gleich tief runterging.«
    »Die Leiche und die Kiste ließen Sie im Keller liegen?«
    »Als ich mit den beiden Pferden zurückkam, stand plötzlich der olle Konrad vor mir. Er schaute mich an und wusste, dass irgendwas Schlimmes passiert sein musste. Er fragte nicht viel, sondern half mir. Die Leiche und die Kiste mussten verschwinden. Wenn die Deutschen uns mit dem Toten gefunden hätten, dann hätten sie uns an die Wand gestellt, und die Russen doch ebenso. Der olle Konrad hatte die Idee. Wir zogen den Wernher und die Kiste in den hintersten Teil des Kellers und mauerten dann diesen Teil zu. Kurz vor Sonnenaufgang waren wir fertig und im Morgengrauen schlichen wir nach Hause.«
    »Und der olle Konrad hat niemandem davon erzählt?«
    »Nein, keinem. Er starb 1947 und nahm das Geheimnis mit ins Grab.«
    »Und keinem ist etwas aufgefallen? Kein Mensch hat Sie beobachtet?«
    Fenske schüttelte langsam den Kopf. »Nein, wer sollte uns beobachtet haben? Im Schloss war niemand mehr und das Dorf liegt ja etwas abseits. Der olle Konrad hatte ja auch nur deshalb etwas mitbekommen, weil er es in dieser Nacht am See auf die herrschaftlichen Fische abgesehen hatte und mich dabei sah, wie ich den LKW versenkte.«
    »Und Ihre Frau?«
    »Die lag wie leblos auf ihrem Bett. Nach dem Frühstück bin ich zur Trude Wiechert, die war die Hebamme hier. Einen Doktor gab es ja nicht. Die schaute sich die Hilde an und meinte, sie kann nix machen. Einen Tag später kamen die Flüchtlinge aus dem Osten ins Dorf und unter ihnen war auch die Erna Trapp, na, damals hieß sie noch Wollenbecker, und die pflegte meine Hilde wieder gesund, zusammen mit ’ner russischen Ärztin. Denn die Russen kamen zwei Tage nach den Flüchtlingen.«
    »Hat Ihre Frau nie darüber gesprochen?«
    »Der hab ich erzählt, der Wernher und ich hätten die Kiste wieder aufgeladen und Wernher wär’ Richtung Westen abgehauen.«
    »Wie viele Kisten waren auf dem LKW? Nur die eine?«
    »Nein. Ich glaube, es waren drei.«
    »Dann sind zwei auf dem Laster verblieben?« Kröger tauschte einen schnellen Blick mit Vollert.
    »Ja!«
    »Und Sie können uns die Stelle beschreiben, wo der LKW liegt?«
    »Ja!« Der alte Mann nickte. »Ich bin die ersten Tage immer zum See und in den Keller, um nachzuschauen. Zuerst waren noch einige Ölflecken auf dem Wasser, aber die verschwanden dann und im Keller sah man auch nichts mehr. Der olle Konrad und ich hatten ein Kellerregal und alten Krimskrams davorgestellt. Und durch die Flüchtlinge, die im Schloss wohnten, war auch immer viel Betrieb. Die schauten in jede Ecke, ob sie was Brauchbares finden konnten. Aber die Spuren von unserer Arbeit, die fanden sie nicht.«
    Kröger schaltete das Diktiergerät ab.
    »Bringen Sie mich jetzt ins Gefängnis?« Schüchtern kam die Frage des Mannes.
    Kröger blickte ihm in die Augen.
    »Warum sollten wir das?«
    »Warum? Machen Sie sich über mich lustig? Ich habe einen Menschen umgebracht. Ermordet! Und dafür geht man doch ins Gefängnis, oder nicht?«
    Er war etwas laut geworden.
    Kröger schüttelte den Kopf und legte dem alten Fenske die Hand auf den Arm.
    »Für Mord muss man ins Gefängnis, doch in Ihrem Fall geht es nicht um Mord.«
    »Nein? Aber der Mann ist doch tot, gestorben durch meinen Schlag mit dem Stück Eisen.«
    »Waren Sie der Meinung, Wernher von Schleyersdorf würde Ihre Frau töten?«
    »Ja, das wollte er. Als er die Pistolentasche öffnete, schrie er: ›Ich knall dich ab, du dummes Stück Scheiße!‹«
    »Und dann haben Sie zugeschlagen?«
    »Ja.« Der alte Mann schluckte.
    »Dann war es Notwehr, Herr Fenske.« Resolut sprach Kröger die Worte aus. »Sie haben Ihre Frau und sich beschützt.«
    »Notwehr?«
    »Ja, schauen Sie.« Vollert nahm das Gesetzbuch zur Hand, blätterte einen Augenblick und zitierte dann: »Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.« Er klappte das Buch mit einem dumpfen ›Plopp‹ wieder zu.
    »Entscheiden muss das natürlich die Staatsanwaltschaft, aber ich sehe da keine Schwierigkeiten. Mein Kollege wird gleich mit den Beamten dort sprechen.«
    Er wies auf Vollert. Der nickte, nahm sich das Diktiergerät und verließ das

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