Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonderauftrag

Sonderauftrag

Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
Vom Netzwerk:
wurde nur einige Tage nach Kriegsbeginn einberufen. Das war ihm aber nicht erwähnenswert, denn der erste Eintrag ist vom Oktober, ergo über einen Monat später. Wenn man mich plötzlich einberiefe, würde ich mir so was notieren.«
    »Vielleicht wurde er gar nicht plötzlich einberufen?«, sinnierte Dr. Brauner.
    »Sie meinen, er hat es gewusst?«, sagte Vollert so leise, als fragte er sich selbst.
    »Wenn wir das mal so stehen lassen, dann hat er über einen Monat auf seinen Einsatz gewartet. Denn er schreibt ja: ›Endlich geht’s los.‹ Er wollte, dass es passiert. Was auch immer!«
    »Hast du auch etwas vom Dezember 1939?« Kröger hatte sich an Dr. Brauner gewandt. Vollert hing seinen Gedanken nach.
    »Dezember 1939? Warte mal. Nein, aber einen Eintrag vom November.«
    »Was steht da?«
    »›21.11.39 2JMe, 2OBo, 1RHä; 2Kän; 3Gob‹.«
    »Mehr nicht?«
    »Nein, schau selbst.« Kröger bekam das Blatt gereicht und sah sich die Eintragung genau an.
    »Wieder nur Zahlen und Buchstaben, aber diesmal zur Abwechslung drei Buchstaben.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ein Zeuge sagte aus, im Dezember 1939 sei eine Sendung, bestehend aus mehreren Kisten, am Bahnhof Stralsund für die von Schleyersdorfs angekommen. Es könnte doch sein, dass genau die Sendung mit diesen Abkürzungen gemeint ist, oder?«
    Dr. Brauner zuckte die Achseln. »Möglich wäre es. Carsten, was sagst du dazu?«
    »Carsten?«
    Kröger fasste Vollert am Arm. Der schreckte, versunken in irgendwelche Gedankengänge, hoch.
    »Ja?«
    »Verrätst du uns den Grund für deine geistige Abwesenheit?«
    »Ich habe noch über die erste Eintragung nachgedacht und irgendwie hat sich da in meinem Hinterstübchen kurz ein kleines Türchen geöffnet, aber ich bekomme den Gedankengang nicht mehr zu fassen.« Er zuckte bedauernd die Schultern.
    »Dann lass das Grübeln! Es wird dir schon plötzlich wieder einfallen. Mach weiter im Text!«
    Kröger hatte sich wieder Dr. Brauner zugewandt.
    »Mmh, also, wie schon gesagt, der komplette Mittelteil ist noch nicht lesbar. Zum Schluss sind wieder Klartexteintragungen, aber teilweise auch verschlüsselt.«
    »Wie das?«
    »Nun, es heißt dort: ›22.4.45 Befehl für Sicherstellung‹, das dürfte Klartext sein, am 23.4.45 dann: ›Transport übernommen, keine Schwierigkeiten‹, auch Klartext, am 2.4.45 aber eine Notiz, die nicht passt: ›Der Gurami ist grün‹.«
    »Oh nein!« Vollert sah aus, als hätte er plötzlich auf einen Stein gebissen. »Nicht schon wieder etwas Grünes!«
    »Es kommt noch schlimmer«, grinste Dr. Brauner. »Euer Mann hat sich auch als Dichter versucht. Die letzte Eintragung lautet: › Fünf Schwalben flogen abends heim, / den Harn des Luchses im Gepäck./ Sie flogen in das Dunkel rein / und schlossen alles weg.‹ – Toll, was?«
    »Nein, bitte nicht.« Der Stein, auf den Vollert gebissen zu haben schien, musste den Nerv eines Zahns freigelegt haben. Auch Kröger runzelte die Stirn.
    »Das erinnert mich an die dichterischen Versuche meiner Tante Agneta. Bei jeder größeren Familienfeier trug sie ihre Schüttelreime vor und mich schüttelte es auch, das kann ich euch sagen!«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich, Horst. Wenn du zu hören bekommst: ›Du wirst heut 50 Jahr, das ist doch wunderbar, Geschenke soll es für dich schnei’n, und wir woll’n alle glücklich sein‹, dann rebelliert nicht nur dein Magen.« Vollert war immer lauter geworden.
    »Na, zum Glück dauert es bis zu deinem Fünfzigsten ja noch eine ganze Weile.« Dr. Brauners Blick heuchelte Mitgefühl. »Ich glaube, es gibt in fast jeder Familie so eine Tante, die versucht, auf Goethes Spuren zu wandeln.«
    »Schön, dass wir wieder beim Thema sind, ihr Dichterfürsten! Mich interessiert dieser Gurami, der grün ist. Erstens, was ist ein Gurami, und zweitens, schon wieder die Farbe grün! Und da teile ich die Bauchschmerzen mit dir, Carsten. Immer wieder grün! Mal der Fall Grün – den können wir ausschließen, dann das Unternehmen Grün, die Aktion Grün und jetzt der grüne Gurami. Ich glaube nicht an Zufälle und so viel gleiche Farbe, aber, ehrlich gesagt, habe ich meine Zweifel, dass wir hinter diese Geheimnisse kommen.« Er sah erst Vollert, dann Dr. Brauner an. »Selbst unsere Spezialisten aus dem Museum haben bisher keine Antwort.«
    »Ich kann dir aber sagen, was ein Gurami ist!«
    »Na, dann klär uns mal auf.«
    »Der Gurami ist ein Fisch.« Dr. Brauner strahlte. »Und zwar gehört er im weiteren Sinn zu den

Weitere Kostenlose Bücher