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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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Ewa lächelte.
    »Du erreichst sowieso nichts«, sagte Vollert wütend. »Er wird sich auf die Presse- und Meinungsfreiheit berufen, seinen Informanten nicht nennen und du lieferst ihm noch Stoff für eine weitere Fortsetzung nach dem Motto: ›Polizei behindert Presse‹ oder ›Wir pflegen investigativen Journalismus‹.«
    »Ach, Scheiße! Man muss sich ja schämen für diese Unterstellungen. Als wenn Ewa eine polnische Furina wäre.« Ärgerlich klopfte Kröger mit den Fingerknöcheln auf den Tisch.
    Ewa lachte hell auf. Ihr Lachen hatte etwas Befreiendes. »Eine polnische Furina – das haben Sie aber schön gesagt. Sie kennen sich in der römischen Mythologie aus?«
    »Ein wenig. Aber was ich nicht kenne, das ist die im Artikel angesprochene Berlinka-Sammlung. Kennst du die?« Er schaute zu Vollert.
    Der schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, Horst!«
    »Aber ich!« Ewa zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und erzählte: »Die Berlinka-Sammlung ist eine Sammlung deutscher Originalhandschriften, deswegen auch Berlinka, was auf Berlin hinweist. Sie ist im polnischen Besitz seit Kriegsende. Die Schriften wurden im Zweiten Weltkrieg von der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin in das schlesische Kloster Grüssau, heute Krzeszow, ausgelagert. Durch das Potsdamer Abkommen wurde dieses Gebiet polnisch und die Bestände des Klosters wurden in der Folgezeit nach Krakau gebracht. Seitdem gibt es ein juristisches Tauziehen um die Sammlung. Dreh- und Angelpunkt ist die Frage, ob die Werke sich vorher auf deutschem oder polnischem Staatsgebiet befunden haben.«
    »Mmh…« Kröger überlegte einen Augenblick. »Die Sachlage ist ja eine ganz andere als bei unserem Fall. Was ich mich aber die ganze Zeit frage, ist: Was wird mit den Kunstwerken, die in den Kisten waren?«
    Ewa zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass die ehemaligen Eigentümer oder deren Erben Besitzansprüche anmelden werden.«
    »Und wo kein Besitzer ermittelt werden kann?«
    »Da wird es Aufgabe der Museen sein, diese Stücke öffentlich zugänglich zu machen.«
    »Tja, alles in allem ist das nicht mehr unser Problem. Morgen kommt der Cousin von Wernher von Schleyersdorf und dann wird die Akte geschlossen. Sollen sich die Politiker weiter um Kunstraub und verschollene Kulturgüter kümmern.«
    »Sie vergessen die Kunsthistoriker, so wie mich. Wir haben des Öfteren noch mit solchen Fällen zu tun. Es tauchen immer wieder bisher verschollene Kunstwerke auf.«
    »Na gut! Also ein Fall für Politiker und Kunsthistoriker, aber nicht mehr für die Polizei. Sagen Sie mal, Ewa, wenn Sie tatsächlich am Sonnabend abreisen … Was halten Sie von einem gemütlichen Abschiedsabend bei mir zu Hause? Meine Frau und ich laden Sie hiermit herzlich für Freitag ein – und dich mit Sigrun natürlich auch.«

23
    Der Freitagmorgen begann mit einer Dienstbesprechung. Kröger schilderte die Ermittlungsergebnisse. Auf seine Frage nach dem weiteren Verbleib der gefundenen Kunstgüter konnte ihm auch sein Vorgesetzter, Kriminalrat Södermann, keine befriedigende Antwort geben. Politische Interessen, so ließ er durchblicken, gäben hier den Ausschlag.
    Kröger kam es vor, als wäre man froh über Ewa Bednareks bevorstehende Abreise. Scheinbar nahmen manche den gestrigen Zeitungsartikel für bare Münze und vermuteten in der polnischen Spezialistin den Vorboten eines Beschlagnahmekommandos. Er konnte darüber nur den Kopf schütteln.
    Zum Glück hatte das sogenannte Phantom mehr Staub aufgewirbelt und das öffentliche Interesse hatte sich dorthin verlagert. Beunruhigte Bürger hatten gestern die Telefonzentrale fast lahmgelegt. Heute wurde diesbezüglich eine Pressekonferenz abgehalten, Kriminalrat Södermann persönlich würde Rede und Antwort stehen. Da er nicht unvorbereitet dort erscheinen wollte, fiel die Dienstberatung kürzer als gewöhnlich aus. Kröger war es nur recht. Gegen zehn Uhr wollte er sich mit dem Cousin Wernher von Schleyersdorfs treffen.
    Pünktlich zur verabredeten Zeit meldete der Diensthabende Guido von Schleyersdorf. Kröger sah sich einem mittelgroßen, weißhaarigen, kerzengerade aufrecht stehenden Mann gegenüber. Dieser war braun gebrannt und bester Laune und schüttelte Kröger energisch die Hand.
    »Sie sind also der Arme, der sich mit der braunen Brut herumplagen darf. Mein Beileid!« Damit setzte er sich elegant auf den angebotenen Stuhl. Er erinnerte Kröger an die Stars aus den alten Ufa-Filmen.

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