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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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den Augenbindehäuten, dazu die zyanotischen Schleimhäute.«
    »Können Sie mir etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
    »Vor etwa zwei bis drei Stunden. Den Rest wird eine Obduktion klären müssen. Ich muss weiter.« Eilig ging er zu seinem Auto und rief Kröger von dort noch zu: »Bestatter informiere ich!« Dann startete er und mit durchdrehenden Reifen fuhr er davon, dass der Kies nur so spritzte.
    Die Männer der Spurensicherung machten noch immer einen verärgerten Eindruck. Trotzdem begannen sie mit der Beweissicherung, nachdem sie die Diagnose des Arztes gehört hatten. Sorgfältig teilten sie das Areal in Abschnitte ein. Jedes Stück Papier, jede Zigarettenkippe, jede Fußspur wurde fotografiert, in einer Skizze eingezeichnet und sichergestellt.
    Kröger klappte sein Notizbuch zu, hier konnte er nichts mehr tun. Als er zu Vollert gehen wollte, kam der ihm schon entgegen.
    »Und?« Kröger sah ihn auffordernd an.
    »Die beiden hatten einen Spaziergang gemacht, so ihre Aussage, als sie den brennenden Wagen bemerkten. Der junge Mann rannte runter, sah Ewa im Auto, riss die Tür auf und zog sie heraus. Laut seiner Aussage war sie da aber schon tot. Die junge Frau lief in der Zeit zum nächstgelegenen Haus, um die Feuerwehr zu alarmieren.« Vollert atmete tief ein und fuhr dann fort: »Das Nachbargehöft liegt etwa fünf Minuten von hier. In dieser Richtung.« Er zeigte in Richtung Steilhang, wo die Schwalben noch immer ein- und ausflogen.
    »Dorthin ist sie gelaufen?«
    »Ja, dort wohnt …«, Vollert blickte in sein Notizbuch, »… Tobias Reimer, ein Öko.«
    »Dann lass uns dort mal anfangen!«
    Sie verließen die Kiesgrube und gingen zum Auto. Was für die junge Frau fünf Minuten Fußweg war, kostete sie allerdings mit dem Fahrzeug knappe zehn Minuten mehr, sie mussten einen weiten Umweg auf der Straße fahren, um zum Gehöft des Tobias Reimer zu kommen.
    Der Hof machte einen etwas ungepflegten Eindruck und auch das Haus hatte schon bessere Tage gesehen. Sein Bewohner war um die 30 Jahre alt, hatte schulterlange Haare und trug verwaschene Jeans. Mit freiem Oberkörper und Gummistiefeln an den Füßen saß er, einen altmodischen Melkschemel am Hintern angebunden, vor einer Ziege, deren Milch mit scharfem Strahl in einen Eimer zischte.
    Kröger beugte sich über das Gatter, stellte sich und Vollert vor, doch der Mann hob nur kurz den Kopf und blieb weiter auf die Ziege konzentriert. Vollerts Hand zuckte kurz, doch Kröger packte ihn am Arm.
    Die Bewegung schien der Mann registriert zu haben, denn mürrisch meinte er: »Moment noch.«
    Einige Minuten später, Kröger hatte aus den Augenwinkeln den Hof gemustert, Vollert hatte seinen Blick nicht von Tobias Reimer abgewendet, stand er auf. Er klopfte der Ziege aufs Hinterteil, die daraufhin schnell davonlief. Mit dem Eimer in der Hand und dem wippenden Schemel am Hinterteil deutete er den Beamten, ihm zu folgen. In einer Art von Waschküche schüttete er die Milch in einen Kessel, schnallte sich den Schemel ab, hängte ihn an einen Haken und meinte dann: »Was wollen Sie?«
    »Bei Ihnen war vorhin eine junge Frau?«
    Der Mann nickte.
    »Sie rief die Feuerwehr?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sondern?«
    »Die war viel zu aufgeregt. Die Feuerwehr habe ich gerufen.«
    »Sie haben Telefon?« Vollert war vorgetreten.
    »Ja! Wollen Sie es sehen?« Der Mann klang aggressiv.
    Vollert hob die Hände. »Na, na, nicht gleich so böse. Ich wundere mich nur.«
    »Ich nicht. Dass ich nach ökologischen Gesichtspunkten lebe, bedeutet ja nicht, dass ich kein Telefon und keinen Strom haben muss.« Er schüttelte den Kopf. Seine langen Haare flogen hin und her.
    »Wann war sie da?«
    »Hab nicht auf die Uhr geschaut.«
    »Wenigstens die ungefähre Uhrzeit werden Sie uns doch sagen können?«
    »Nein!«
    »Sie sind nicht sehr gesprächig.«
    »Hören Sie«, der Mann sah Kröger direkt an, »ich lebe allein. Alles, was ich habe, ist wenig Zeit und viel Arbeit.«
    »Dann hören Sie uns jetzt mal zu. In der Kiesgrube ist eine Frau gestorben, und wenn Sie nicht den Mund aufmachen, dann schleife ich Sie eigenhändig aufs Revier und Ihren Hof sehen Sie so schnell nicht wieder. Verstanden?«
    Vollert war ganz dicht an Tobias Reimer herangetreten und tippte ihm bei jedem zweiten Wort auf die Brust.
    Der Mann lächelte nur. »Mit Paragraph 163 StPO werden Sie das aber nicht rechtfertigen können.«
    Vollert stutzte und zischte dann durch die Zähne: »Sie sind ein ganz Schlauer, was? Aber

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