Sonderauftrag
Schneider war ganz happy, als er mir berichten konnte, dass der Quadratmeter nur, und ich betone das Wort ›nur‹, 150 Mark kostet.«
Kröger pfiff leise durch die Zähne. »Allens hett siene Wetenschap, see de Deern un pust dat Licht mit’n Mors ut«, murmelte er.
»Was hast du gesagt?« Vollert war stehen geblieben.
»Vergiss es.«
»Wie, du meinst …?«
»Ja, meine ich, und jetzt komm. Sonst hat der Kollege von der Rezeption schon wieder Feierabend.«
Wortlos gingen sie die wenigen Meter bis zum Hotel. Diesmal war die Rezeption eine Oase der Ruhe. Der junge Mann hinter dem Tresen grüßte freundlich. Als Kröger ihr Anliegen schilderte, hörte er aufmerksam zu und meinte dann: »Die Kollegin und der Herr Direktor haben mich schon ins Bild gesetzt. Ich habe Sie erwartet.«
»Sie hatten Tagdienst in der letzten Woche?«
»Ja.«
»Hat Frau Bednarek Besuch empfangen oder gab es Ungewöhnliches?«
»Besuch … nein.« Er schüttelte den Kopf. »Und Ungewöhnliches? Warten Sie …, am Donnerstag wurde sie belästigt. Ein Gast kam ihr zu Hilfe.«
»Belästigt? Hier im Haus?«
»Nein! Sie kam am Nachmittag und parkte, wie manche unserer Gäste, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da waren zwei oder drei Jugendliche, die sie belästigten. Ein Gast hat ihr dann geholfen.«
»Können Sie die Jugendlichen beschreiben?«
»Ich war leider nicht Zeuge des Vorfalls. Ich weiß es nur von dem Gast und seiner Frau. Beide haben sich sehr aufgeregt. Frau Bednarek nahm die ganze Sache recht gelassen. Als ich mich bei ihr für den Vorfall entschuldigte, lächelte sie und meinte, es sei nicht so schlimm.«
»Parkte sie des Öfteren dort?«
»Manchmal. Vor allem dann, wenn sie noch einmal weg wollte. Ansonsten nutzte sie, wie fast alle unsere Gäste, die Tiefgarage.«
»Wer war der Gast, der ihr half?«
»Das waren Herr Kübler nebst Gattin, Zimmer 322.«
»Sind die Herrschaften anwesend?«
»Einen Moment bitte!« Der junge Mann schaute zu den Zimmerschlüsseln, tippte dann etwas in den Computer und nickte.
»Ja, die Gäste sind im Haus.«
»Wir müssen sie sprechen.«
Wieder ein routiniertes Nicken und er griff zum Telefon. Einen Augenblick später legte er auf und sah Kröger an. »Das Ehepaar Kübler kommt gleich.«
»Um welche Uhrzeit ereignete sich der Vorfall?«
»Einen Moment, wir hatten gerade die Reisegruppe aus Malmö abgefertigt, das war so gegen 16 Uhr, na, ich würde sagen, so zehn Minuten später.«
»Es war genau 16 Uhr und sieben Minuten.«
Die beiden Kriminalisten sahen sich um. Vor ihnen stand ein Mann, besser gesagt, er ragte. Er war noch größer als Vollert. An die zwei Meter, braun gebrannt, die blonden Haare zu einem Igel gestutzt, durchtrainiert und mit Muskeln bepackt, dass man glaubte, die Nähte seines T-Shirts würden gesprengt.
»Kübler mein Name!« Er schüttelte beiden die Hand. Kröger bekam Angst, dass sich zu seinen Fußbeschwerden nun auch noch ein Schmerz in der Hand gesellen würde, doch Herr Kübler hatte ein Einsehen und ließ wieder los. »Sie sind von der Polizei?«
Seine Stimme stand in krassem Gegensatz zu seinem Körper. Man erwartete einen tiefen Bass, doch zu hören bekam man einen Sopran. Seine Frau trat hinzu. Wie ihr Mann war sie dunkel gebräunt und durchtrainiert. Ihr Sommerkleid gab den Blick frei auf muskulöse Waden und Oberschenkel, mit denen sie bestimmt Kokosnüsse knacken konnte. Ihre pechschwarzen Haare umspielten einen sehnigen Hals.
»Wollen wir uns setzen?« Kröger zeigte auf die Sesselgruppe, die er von seinem ersten Besuch schon kannte.
»Es ist gut, dass sich die Polizei dieser Sache annimmt, wenn auch reichlich spät.«
Kröger murmelte etwas von viel Arbeit. Als sie saßen, fragte er: »Sie haben am Donnerstagnachmittag einer Frau geholfen. War es diese?« Er legte ihnen eine Fotografie von Ewa vor. Es handelte sich um eine Vergrößerung ihres Bildes aus dem Reisepass.
»Genau, diese Dame wurde belästigt!«
»Sagen Sie uns bitte, was genau vorgefallen ist?«
»Nun, meine Frau und ich kamen gerade vom Strand und parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Vor uns das polnische Auto. War ja gleich zu sehen, mit seinem schwarzen Nummernschild. Tja, und die Fahrerin wurde von drei Jugendlichen angepöbelt.«
»Nur verbal oder auch handgreiflich?«
»Nein, nein, nur verbal, aber in welcher Art und Weise! Krakeelten was von Deutschen und Russenschlampe. Na, da bin ich raus aus dem Auto und dann …«
Er hatte sich über
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