Sonderplanung Mini-Mond
sein Gehirn eine lebende Bombe war, die ganz nach Bridgemans Willen hochgehen konnte oder nicht.
Jeder der sogenannten »Unbeeinflußten« fühlte sich als Herr seines eigenen Willens. Tatsächlich gab es an Bord dieses Marsschiffes aber nur drei Menschen, deren Gehirne unversehrt waren; das von Bridgeman und unsere. Dazu kam die bemerkenswerte Tatsache, daß alle diese drei Gehirne aufgestockt waren.
Hannibal und ich hatten überdies eine parapsychische Schulung durchgemacht und waren zu Telepathen herangereift. Mit fortschreitender Ausbildung wurden unsere übersinnlichen Geisteskräfte immer stärker.
»Haß!« sagte Hannibal plötzlich mit der röhrenden »Peroni-Stimme«. »Klar, das ist es! Diese Kerle müssen van Haetlin und mich ja hassen.«
»Halten Sie den Mund, Peroni!« fuhr ich ihn an.
Hannibal dachte nicht daran, die Situation ungenutzt verstreichen zu lassen.
»Regen Sie sich nicht künstlich auf, Sie Nervenbündel. Ich habe unter der Guillotine jedenfalls nicht um Gnade gewinselt.«
»Sicher, Sie sollten auch in Rom gehängt werden«, ergriff Bridgeman meine Partei. Er schien sich zu amüsieren. »Was veranlaßt Sie zu Ihren Äußerungen, Professor Peroni?«
»Was? Herr Kollege, ich bilde mir ein, vom Menschen, vom menschlichen Gehirn und all seinen Begierden und Wünschen mehr zu verstehen als jeder hier an Bord. Wenn Sie das verletzen sollte, Professor Bridgeman, so möchte ich …«
»Oh, bitte! Nein, ich fühle mich wirklich nicht verletzt«, wur de der Kleine unterbrochen. »Sie haben sogar recht. Was wollten Sie konkret sagen? Ich vermag Ihnen nicht ganz zu folgen. Haß? Inwiefern?«
»Nun, Sie wollten doch wissen, warum nur van Haetlin seine innere Unruhe offenbart hat. Hier haben Sie meine Antwort. Coolert, der Fettkloß, Radokowsky und Armand fürchten van Haetlin wegen seiner Quotientenaufstockung. Man wird ihn jedenfalls nicht brüderlich lieben, denn er wird ein scharfer Konkurrent und ein Vorgesetzter mit überragenden Geistesgaben sein – völlig klar. Das wissen die Burschen. Ich habe sie beobachtet und geistig seziert. Besonders Radokowsky, der verfressene Fettwanst, fürchtet um seinen Einfluß, obwohl van Haetlin kein Biologe ist. Lehren Sie mich die Menschen kennen. Diesen Burschen stellen jetzt schon, nachdem sie zu sich gekommen sind, weil die Gefahr vorüber ist, die tollsten Ideenkombinationen an.«
»Ich verbitte mir Ihre Beleidigungen«, wehrte sich Radokowsky.
»Ach, halten Sie den Mund. Ich rede nun einmal so! Finden Sie sich damit ab. Denken Sie ferner daran, daß Sie eines Tages mein Assistent sein werden. Ich brauche bei meinen Versuchen gute Biologen und Biochemiker. Sie sind schätzungsweise einer, oder Professor Bridgeman hätte Sie längst zur Hölle geschickt, wohin Sie eigentlich gehören. Sie haben jedenfalls nicht gewagt, sich zu erkundigen, warum wir immer noch fahrtlos durch …«
»Im freien Fall, mein Bester«, wurde er erneut unterbrochen. Bridgeman schien sich wirklich zu amüsieren.
»Im was? Herr Kollege, ich bin Mediziner. Erzählen Sie mir bitte nichts von physikalischen Gesetzen. Oder – warten Sie mal – stört es Sie, wenn ich Sie mit ›Kollege‹ anrede? Wissen Sie, ich möchte Ihnen nicht so extrem auf die Nerven fallen, daß ich abermals zum Tode verurteilt werde.«
Diesmal lachte Bridgeman schallend. Peroni schien in seiner Achtung zu steigen, und darauf spekulierte mein Kollege Hannibal. Er konnte, wenn er wollte, ein glänzender Psychologe sein.
»Aber nicht doch, Professor. Es ehrt mich, von einer Kapazität Ihres Ranges mit dieser Anrede bedacht zu werden.«
»Aha, jetzt fangen Sie an, mir wirklich
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