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Sonea 3 -

Sonea 3 -

Titel: Sonea 3 - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Canavan
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am Hafen angekommen.
    Der Führer bemerkte, dass sie stehen geblieben war, und machte eine ungeduldige Geste. Lilia holte tief Luft und folgte ihm zu einem langen Pier. Sie gingen um die Stapel mit Waren und um die Schauerleute herum. Schiffe wiegten sich sanft zu beiden Seiten. Als der Führer den Pier entlangging, formulierte sie im Geiste eine Frage.
    – Gol! Was ist, wenn er mir sagt, dass ich auf ein Schiff gehen soll?
    Es folgte eine Pause, bevor Gol antwortete.
    – Rothen sagt, er wolle darüber nachdenken.
    Nachdem sie an vier Schiffen vorbeigegangen waren, blieb der Führer vor einer Planke stehen, die auf eins der Schiffe führte, und deutete darauf. Sie betrachtete das Schiff. Die Mannschaft starrte erwartungsvoll auf sie herab.
    – Sie sehen so aus, als seien sie bereit loszusegeln. Was soll ich tun?
    – Geht an Bord. Ihr habt vielleicht nur eine Chance, Anyi zu retten, erwiderte Gol.
    Was besser war als gar keine Chance. Sie holte tief Luft, stieß den Atem aus und ging dann über die Planke. Niemand sprach sie an. Sobald sie an Deck war, wandte die Mannschaft sich ab und machte sich an die Arbeit.
    – Wie wird Rothen mir folgen? Hat die Gilde ein Schiff? Wird er in der Lage sein, es zu benutzen, ohne den Höheren Magiern zu verraten, was ich tue?
    Sie schritt das Deck ab und musterte die Gesichter der Seeleute. Skellin war nicht dabei. Ebenso wenig Lorandra. Ebenso wenig Anyi. Die Mannschaft musste sie zu Skellin bringen – aber wie weit entfernt war er? Gewiss nicht in einem anderen Land. Es würde Wochen dauern, dorthin zu gelangen.
    Sie stellte sich vor, wie sie sich fühlen würde, wenn sie ein auf sich gestelltes, junges Dienstmädchen gewesen wäre, das umringt war von diesen harten Männern. Ihre Mienen waren jedoch nicht lüstern, sondern kalt. Sie mieden ihren Blick. Niemand beachtete sie, es sei, um einen Bogen um sie zu machen, wenn sie im Weg stand.
    Was häufig geschah. Auf dem Deck dieses Schiffes war nicht viel Platz. Es war nicht sonderlich groß und schien zum Transport von Fracht bestimmt zu sein. Sie sah der Mannschaft zu und suchte sich einen Platz, wo sie niemandem im Weg war. Von dort beobachtete sie, wie das Schiff sich vom Pier entfernte, den Hafen hinter sich ließ und aufs Meer zusteuerte.
    Das Deck begann sich unter ihr zu wiegen, und sie musste sich festhalten. Viele weitere Schiffe waren ebenfalls zur Mündung des Tarali unterwegs oder kamen ihnen entgegen, aber als ihr Boot sich weiter vom Land entfernte, blieben auch die meisten anderen Boote zurück. Nur eines nicht, dessen Segel zusammengerollt waren. Der Mann, der auf ihrem Schiff die Befehle gab – es musste wohl der Kapitän sein –, deutete auf dieses Schiff.
    Sie betrachtete die winzigen Gestalten auf dem anderen Schiff. Als sie näher kamen, wurden die Einzelheiten deutlicher. Unter den Menschen an Bord befand sich ein Trio, das gemeinsam an der Reling stand. Schon bald konnte sie erkennen, dass es ein Mann und zwei Frauen waren. Sie erkannte Anyi als Erstes. Wie hätte es auch anders sein können? Ich würde sie an ihrem Schatten erkennen. An ihrer Präsenz. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Ich darf die Sache nicht vermasseln. Sonst wird sie sterben. Vielleicht sollte ich von meinem Plan ablassen und tun, was immer Skellin befiehlt. Aber wird er sie wirklich gehen lassen, wenn ich gehorche? Wird er sie behalten und mich zwingen zu bleiben und ihm alles beizubringen, was ich über Magie weiß?
    Sie wappnete sich und betrachtete die beiden anderen Personen. Die Boote waren sich jetzt nah genug, dass sie in der zweiten Frau Lorandra erkannte. Dann musste der Mann ihr Sohn sein.
    Dies ist also Skellin. Er war hochgewachsen wie ein Lanz, aber dunkelhäutig wie ein Lonmar. Da jedoch beide Völker für ihr Ehrgefühl und ihre strengen Moralvorstellungen bekannt sind, bezweifle ich, dass ihnen der Vergleich gefallen würde. Trotzdem, er ist wahrscheinlich nicht das beste Beispiel seines eigenen Volkes … Es hat einen Außenseiter gebraucht, jemanden, der bereit war, unsere Regeln und Gesetze zu brechen, um uns unsere Schwächen aufzuzeigen. Was könnten wir über uns selbst gelernt haben, wenn die ersten Menschen aus Igra, die uns besucht hatten, anständig und gesetzestreu gewesen wären?
    Das Schiff verlangsamte seine Fahrt und drehte bei, so dass die Boote jetzt nebeneinander trieben. Lilia konnte Aktivitäten um sich herum hören – der Anker wurde herabgelassen und die Segel eingerollt, vermutete sie –,

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