Sonea 3 -
zu sammeln. Wir bitten um Freiwillige, die dieser Sache ihre Macht leihen.«
Das Summen von Stimmen wurde jetzt lauter, schwoll an und verebbte dann wieder. Osen, der die Stimmung der Magier einzuschätzen versuchte, hob die Arme, und rastlose Stille senkte sich über den Raum.
»Dies ist das erste Mal, dass eine solche Erlaubnis gewährt wurde, und glücklicherweise nicht aus dem Grund, den wir lange gefürchtet haben. Wir haben in diesen letzten zwanzig Jahren gelernt, dass schwarze Magie keine barbarischen Rituale und kein unerfreuliches Blutvergießen notwendig macht. Obwohl diese Tatsache unseren Novizen vermittelt wird und auch allen anderen bekannt sein sollte, gibt es vielleicht einige, denen das nicht ganz klar ist. Ich bitte Schwarzmagierin Sonea, es zu erklären.«
Sonea atmete tief durch und gab etwas Magie in die Luft, um ihre Stimme zu verstärken. »Sachakanische Magier schneiden die Haut ihrer Sklaven auf, weil ihre Sklaven keine Magier sind und ihnen ihre Macht nicht anbieten können. Sie tun das Gleiche im Krieg bei ihren Opfern, denn ihre Opfer werden ihnen ihre Macht kaum freiwillig geben. Und das Ritual höherer Magie in unserer Vergangenheit war eine symbolische Geste der Unterwerfung eines Novizen unter seinen Meister und ist nicht länger relevant.«
Sie brachte ein Lächeln zustande, obwohl sie vermutete, dass es eher grimmig als beruhigend wirken würde. »Um von einem anderen Magier Macht zu nehmen, ist es lediglich nötig, dass der Betreffende seine Macht sammelt und aussendet. Dann kann ich diese Macht nehmen und lagern. Das ist alles. Von Seiten des Gebenden ist nicht mehr zu tun als das, was jeder Novize in seinem ersten Jahr an der Universität erlernt.« Sie sah sich in der Halle um. Das ist tatsächlich alles, was an Erklärung notwendig ist, dachte sie, aber als Osen sich von ihr abwandte, fiel ihr noch etwas anderes ein.
»Es scheint nur eine Kleinigkeit zu sein, die ich von jedem von Euch erbitte«, sprach sie weiter. »Die Macht eines Tages. Aber wenn es dazu führt, dass ich meinen Sohn befreie, werdet Ihr meine von Herzen kommende Dankbarkeit und die meines Sohnes haben.«
Osen nickte. »Und Ihr werdet die Sicherheit eines Mitglieds der Gilde gewährleistet haben, eines Bürgers Kyralias und der Verbündeten Länder, und gleichzeitig den Fortbestand des Friedens mit Sachaka sichern. Und das ist keineswegs eine Kleinigkeit.« Er wandte sich den Sitzreihen zu. »Wir werden mit den Höheren Magiern anfangen.«
Soneas Herz setzte einen Schlag aus, als der Hohe Lord Balkan sich erhob und die Stufen herabstieg, gefolgt von mehreren anderen Höheren Magiern. Als Balkan näher kam, rief jemand von der Seite der Halle seinen Namen. Alle drehten sich um und sahen, dass die Ratgeber des Königs von der höchsten Reihe ebenfalls heruntergekommen waren.
»Würdet Ihr mir erlauben, den Anfang zu machen?«, fragte der Ratgeber Balkan. Der Hohe Lord lächelte, trat beiseite und deutete auf Sonea.
»Der König sendet seine besten Wünsche«, erklärte Glarrin. Er hielt ihr die Hände hin.
Sonea nahm sie und nickte. »Bitte, übermittelt meinen Dank, Ratgeber.« Ihre Haut kribbelte, als er ihr Macht sandte. Sie zog die Macht in sich hinein und spürte ein schwaches Gefühl, das ihr sagte, dass sie jetzt mehr Magie besaß, als sie selbst aufbringen konnte, aber als der Ratgeber fertig war, konnte sie nicht einschätzen, wie viel Macht er ihr gegeben hatte.
Glarrin trat beiseite und verneigte sich leicht vor Balkan. Sonea schaute zu dem hochgewachsenen Anführer der Gilde empor. Er musterte sie mit einem vertrauten, leicht überraschten Ausdruck. Als falle es ihm genauso schwer, mich als Höhere Magierin anzusehen, wie es mir schwerfällt, in ihm den Hohen Lord zu sehen. Obwohl Balkan ein tüchtiger Anführer ist, wird in meinem Kopf immer Akkarin derjenige sein, auf den der Titel passt.
Sie nahm seine Hände und seine Macht, und langsam traten die Höheren Magier einer nach dem anderen vor. Alle bis auf Kallen. Osen hatte beschlossen, dass einige Magier am Ende der Versammlung noch über ihre volle Stärke verfügen sollten. Als der Letzte der Hohen Magier beiseitetrat, drehte Sonea sich zu der Halle um.
Und ihr blieb das Herz stehen.
Alle Sitze waren leer. Sämtliche Magier standen in der Mitte der Halle und warteten. Nun, es ist möglich, dass diejenigen, die nicht beabsichtigen, sich freiwillig zu melden, bereits davongeschlüpft sind, sagte sie sich. Aber die Menge, die wartete,
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