Sonea 3 -
Anweisungen sehen vor, dass wir unsere Pläne weiterführen.«
Regin nickte. »Sie alle?«
»Ja. Welche Pläne, denkt Ihr, könnten wir an diesem Punkt fahren lassen?«
Er zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. »Ich weiß es nicht. Ihr sagtet ›Pläne‹, nicht ›Plan‹. Wir haben nur einen einzigen offiziellen Grund für unsere Reise nach Sachaka.«
»Der es nötig machen kann, mit einer Vielzahl verschiedener Situationen fertigzuwerden, je nachdem, wie die Sache ausgeht.« Sonea verdrehte verärgert die Augen. »Werdet Ihr die ganze Reise damit verbringen, in allem, was ich sage, nach verborgenen Absichten und geheimen Motiven zu suchen?«
»Wahrscheinlich.« Regin grinste. »Ich kann nicht anders. Es ist eine Angewohnheit. Man könnte es als ein Talent betrachten. Ein lästiges vielleicht, aber ich versuche wirklich, es zum Guten einzusetzen.«
Sonea seufzte. »Nun, setzt mir nicht ohne guten Grund zu. Das wäre nicht gut.«
»Nein.« Er schüttelte in nachdrücklicher, übertriebener Zustimmung den Kopf, und in seinen Augen blitzte Humor auf. Ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln, bis sie sich daran erinnerte, dass er recht hatte: Es gab noch einen anderen Grund für ihre Reise. Sie verspürte einen kurzen, aber mächtigen Drang, ihm von dem Treffen mit den Verrätern zu erzählen.
Noch nicht.
Sie seufzte und leerte ihr Weinglas. »Dann hoffe ich, dass Ihr nicht schnarcht, denn ich bin es gewohnt, Nachtschichten zu machen, und wache leicht auf. Wenn ich keinen vollen Nachtschlaf bekomme, werde ich reizbar sein.«
Er stand auf und ging auf das Bett auf der anderen Seite des Wandschirms zu. »Ah, Sonea. Ihr bittet mich um das eine, was ich nicht versprechen kann.«
Später in der Nacht lag sie wach und lauschte dem Geräusch seines Atems. Es war nicht laut, aber es war seltsam, jemand anderen in der Nähe schlafen zu hören.
Und unerwartet beruhigend, wurde ihr bewusst.
Seit sie zum ersten Mal in den versteckten Kamin zwischen den Vertäfelungen von Soneas Hauptzimmer und der Außenmauer der Magierquartiere geklettert war, fragte sich Lilia, welches sein ursprünglicher Zweck gewesen war. In allen Räumen gab es solche Kamine, aber Lilia vermutete, dass keiner der Bewohner von ihrer Existenz wusste. Ziegelsteine ragten in regelmäßigen Abständen aus der Mauer hervor: Sie konnten nur als eine Art Leiter gedacht gewesen sein.
Cerys Vermutungen schlossen Müllrutschen und Abtritte ein. Glücklicherweise gab es keine Anzeichen dafür, dass der Schacht in letzter Zeit für den einen oder anderen Zweck benutzt worden war. Lilia kam er jedenfalls wie ein Schornstein vor, obwohl sich keine Spuren von Ruß auf den Ziegeln oder dem Mörtel befanden.
Oben angelangt, spähte sie durch das Guckloch, das Cery vor langer Zeit gebohrt hatte. Soneas Hauptraum war leer.
Wo ist Jonna?
Vielleicht war die Dienerin in einen der anderen Räume gegangen. Vielleicht war sie weggerufen worden. Lilia griff nach dem Riegel, dann zögerte sie. Es war durchaus möglich, dass Jonna mit einem Besucher in einem der Schlafzimmer war, obwohl Lilia kein guter Grund einfiel, warum ein Fremder bei ihr sein sollte … abgesehen von einigen skandalösen Gründen. Aber Lilia konnte sich nicht vorstellen, dass Jonna so etwas tun würde.
Sie klopfte leicht gegen die Vertäfelung, in einem willkürlichen Muster, das jeder, der nicht wusste, dass hinter dem Holz eine Lücke war, vielleicht für das Scharren eines Käfers halten würde. Einen Moment später kam Jonna in den Raum geeilt, und ihr Blick wanderte zu dem Guckloch. Obwohl sie Lilia nicht sehen konnte, nickte sie und winkte mit einer Hand.
Der Riegel glitt lautlos auf, dann schwang die Tür leise nach innen. Jonna trat vor, um Lilia herauszuhelfen. Der Durchlass befand sich etwas zu hoch in der Wand, als dass der Schritt hinab noch ganz angenehm gewesen wäre, vor allem, wenn man sich wie Lilia tief bücken musste, um hindurchzupassen.
»Wie geht es ihnen?«, fragte Jonna.
»Gut«, antwortete Lilia. »Sie sind dankbar für deine Hilfe. Ist Schwarzmagier Kallen schon zurück?«
»Ja, seit ungefähr zehn Minuten.«
Lilia ging zu ihrem Schlafzimmer, um wieder ihre Roben anzuziehen. »Dann sollte ich mich besser beeilen, oder ich werde ihn in seinem Nachtgewand erwischen.«
Jonna gab einen kleinen, erheiterten Laut von sich. »Das wäre ein seltsamer Anblick.«
Lilia grinste. »Das wäre es sicher.«
Die schlichte Hose und die Bluse, die Jonna für sie gefunden
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