Sonea 3 -
Verräters.
14 Eine weitere Planänderung
G ute Reise«, wünschte ihnen Wächter Orton, als die Kutsche auf sachakanischem Gebiet ihre Fahrt fortsetzte. Hier, auf der Nordseite, war das Fort mit einer Reihe kleiner Fenster versehen, einige helle Lichtquadrate, einige dunkel und fast unsichtbar. Sonea blickte zu dem Gebäude zurück, bis es von der Dunkelheit verschlungen wurde.
Dann löschte sie die kleine Lichtkugel, die sie in der Kutsche hatte schweben lassen. Die Dunkelheit fühlte sich passend an, um über Geheimnisse zu sprechen, und doch zögerte Sonea. »Es ist eine Erleichterung zu hören, dass Lorkin aus der Stadt geflohen ist«, stellte Regin fest.
»Ja«, erwiderte Sonea und nutzte die Gelegenheit, das Unvermeidliche noch eine Weile hinauszuzögern. »Dannyl wird ebenfalls froh darüber sein. Ich weiß nicht, wie genau er es arrangiert hat, aber er musste dafür gewiss ein großes Risiko eingehen. Obwohl … wir müssen darauf vertrauen, dass die Nachricht tatsächlich von den Verrätern kommt und dass sie wahr ist.«
»Denkt Ihr, es könnte eine Lüge sein?«
Sonea schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn die Nachricht von den Verrätern gekommen ist. Ich werde allerdings den Gedanken nicht los, dass es sich auch um eine kunstvolle List König Amakiras handeln könnte. In dem Fall muss Lorkin ebenfalls gründlich getäuscht worden sein, denn ich habe nicht den geringsten Verdacht bei ihm wahrgenommen, als wir uns mit Hilfe des Blutrings unterhalten haben.« Sie runzelte die Stirn. Tatsächlich habe ich nichts von seinen Gedanken und Gefühlen wahrgenommen. Das ist seltsam. Der Ring hätte mir ermöglichen sollen, das zu tun. Es ist, als ob … aah, natürlich. Lorkins Gedanken waren irgendwie geschützt worden. Möglicherweise auf die gleiche Art, wie Nakis Ring ihre Gedanken geschützt hat. Hatte er einen ähnlichen Edelstein getragen? Stammte Nakis Ring ursprünglich von den Verräterinnen? Wenn ja, wie ist er nach Kyralia gelangt? Sie sagt, er sei in weiblicher Linie in ihrer Familie weitergereicht worden. War eine dieser Frauen eine Verräterin?
»Er hat den Ring jetzt?«
Sie richtete ihre Gedanken wieder auf das Gespräch. »Ja.«
»So habt Ihr also gewusst, dass die Nachrichten von den Verrätern kamen«, sagte Regin, wobei er mehr mit sich selbst sprach als mit ihr.
Sie sah ihn an, oder vielmehr betrachtete sie das, was sie in der Dunkelheit von ihm sehen konnte. Sie hatten einige Stunden Zeit, bevor sie die Kutsche verlassen mussten. Sonea dachte über ihr Zögern nach, Regin zu verraten, was ihre Aufgabe in Sachaka war. Die Verräterinnen hatten ihr zugesagt, dass der Pass sicher sei, obwohl sie empfohlen hatten, dass sie bei Nacht und so unauffällig wie möglich reisen sollte. Sobald sie es Regin erzählte, würde er Fragen haben. Wenn sie es ihm nicht erzählte, bis es Zeit wurde, aus der Kutsche zu steigen, würde sie vielleicht nicht genug Zeit haben, seine Fragen zu beantworten, bevor sie gezwungen sein würden, Stillschweigen zu bewahren. Ja, ich denke, es muss jetzt geschehen.
»Lord Regin«, begann sie, und sie sah in der fast völligen Dunkelheit der Nacht, wie er ihr schnell den Kopf zuwandte. »Die Befreiung Lorkins ist nicht unsere einzige Aufgabe. Es gibt da noch etwas.«
Er zögerte und sagte dann: »Das habe ich mir schon gedacht. Also. Was ist das für eine andere Aufgabe?«
»Wir sollen uns mit den Verrätern treffen. Sie wollen über die Möglichkeit eines Bündnisses und die Möglichkeit von Handel zwischen unseren Völkern sprechen.«
Über dem Geklapper der Kutsche hörte sie ihn ausatmen.
»Ah.«
»Der Fahrer wird in ein oder zwei Stunden anhalten. Wir werden aussteigen und von dort aus zu Fuß weitergehen, von der Straße aus in nördlicher Richtung. Die Verräter haben mir Anweisungen gegeben, wohin wir uns wenden sollen. In einigen Tagen werden sie sich mit uns treffen, und Lorkin wird bei ihnen sein.«
»Ihr habt bis zum letzten Augenblick gewartet, um mir das zu sagen.«
»Ja, und ich hätte noch länger gewartet, wenn das möglich gewesen wäre. Ihr durftet es nicht früher erfahren, für den Fall, dass König Amakiras Männer uns aufgelauert und Eure Gedanken gelesen hätten.«
»Und Eure Gedanken?«
»Sind geschützt.«
Sie wartete darauf, dass er fragte, wieso, aber die Frage kam nicht. Er sagte überhaupt nichts. Die Stille im Wagen fühlte sich ein wenig vorwurfsvoll an.
»Es ist nicht so, dass wir – die Gilde – Euch die Information nicht
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