Sonea - Die Heilerin: Roman
Abwesenheit bemerkte, bis sie Naki gefunden und gerettet hatten. Aber selbst als sie sich und Lorandra vom Dach des Ausgucks hatte hinabschweben lassen, hatte sie gewusst, dass es nicht leicht werden würde, dieses Unterfangen zu wiederholen. Sie hatten Glück gehabt, dass eine der Wachen mehr oder weniger im Stehen geschlafen und weit seltener zum Turm als in den Wald geblickt hatte. Er hatte nicht aufgeschaut, als sie zu den Baumwipfeln hinübergeschwebt waren. Möglicherweise würden sie nicht noch einmal solches Glück haben.
»Nein«, antwortete Lilia.
Lorandra lächelte und nickte anerkennend. »Keine Bange, wir werden Naki finden. Sie werden Euch verzeihen, dass Ihr weggelaufen seid, wenn Ihr sie ihnen zurückbringt.«
Lilia brachte ein Lächeln zustande. »Danke, dass Ihr uns helft.«
Lorandra wandte sich wieder dem Mann zu. Er ist wahrscheinlich ein Dieb, dachte Lilia. Aber andererseits ist sie eine wilde Magierin. In was für einer prächtigen Gesellschaft ich mich befinde. Naki fände das sicher erheiternd.
Imardins Unterwelt in Lorandras Gesellschaft zu betreten hatte Lilia größere Angst gemacht als jeder ihrer Streifzüge mit Naki. Aber andererseits waren Glühhäuser wahrscheinlich die sichersten Orte, um auf Verbrecher zu stoßen. Der Handel dort war dazu bestimmt, Kunden anzuziehen, nicht abzustoßen. Sie und Naki waren tatsächlich nur an den Rand dieser Welt vorgedrungen. Lorandra hatte Lilia mitten hineingeführt.
Sie braucht mir nicht zu helfen. Ich habe meinen Teil getan: Ich habe sie aus dem Ausguck geholt. Wenn sie nicht vertrauenswürdig wäre, hätte sie mich einfach irgendwo zurückgelassen und wäre verschwunden. Aber sie tut, was sie versprochen hat: Sie hilft mir bei der Suche nach Naki.
Das Wissen, dass Lorandra sich an ihren Teil der Abmachung hielt, war das einzig Beruhigende in dieser unvertrauten, gefährlichen Welt. Es war ein Risiko gewesen, ihr zu vertrauen, aber Lilia war der Meinung gewesen, dass es das wert war.
Und wie seltsam ist es, dass die Dummheit, die auszuprobieren Naki mich überredet hat – schwarze Magie zu erlernen –, genau das war, was mich aus dem Ausguck und in die Gesellschaft von jemandem gebracht hat, der sie retten kann.
19 Flucht
A ls Lorkin die Augen öffnete, sah er, dass Tyvara an seinem Bett saß, und lächelte. »Ich dachte, du dürftest mich nicht sehen?«
Sie blickte ihn mit großen Augen an und beugte sich über ihn. »Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
»Gut. Besser. Hast du die ganze Zeit dort gesessen, während ich geschlafen habe?«
Sie zuckte die Achseln und sah sich im Raum um. »Es gibt nicht viel anderes zu tun.« Dann wandte sie sich wieder ihm zu, und ihre Lippen zuckten. »Besser, als die Kanalisation zu beobachten.«
»Freut mich, dass du das denkst.« Er richtete sich auf, reckte sich und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, dass er unter der Bettdecke nackt war. Tyvaras Blick fiel auf seine Brust, und sie zog die Augenbrauen hoch. Dann stand sie auf und deutete auf einen Stuhl, über dem eine frische Hose und eine Robe hingen. »Du solltest dich besser waschen und diese Sachen anziehen. Kalias Verhandlung wird bald beginnen, und du riechst genauso übel wie die Kanalisation.«
Sie schlüpfte aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. Lorkin stand auf, entdeckte in einer Nische eine große Schale mit Wasser und einen Waschlappen und benutzte beides. Seine Entführer hatten ihm einen Eimer gegeben, aber keine Anstalten gemacht, ihm dabei zu helfen, sich zu erleichtern, was mit verbundenen Augen und hinter dem Rücken gefesselten Händen schwierig gewesen war. Es überraschte ihn nicht, dass er stank.
Er hatte unmittelbar nach seiner Rettung und Einnahme einer kleinen Mahlzeit nur noch genug Energie gehabt, um seine Kleider abzuschälen und ins Bett zu fallen, bevor er eingeschlafen war. Jetzt blickte er sich um und fragte sich, wo er war. Der Raum war klein, und abgesehen vom Bett stellten zwei Stühle die einzigen weiteren Möbelstücke dar.
Sobald er angekleidet war, öffnete er die Tür des Raums und blinzelte überrascht. Sie führte in einen Flur, der voller Menschen war. Tyvara stand neben der Tür und hakte ihn unter, als er hinaustrat.
»Du kommst genau zur richtigen Zeit«, bemerkte sie und führte ihn nach rechts. Die Menschen im Flur schauten ihm nach. Einige wirkten freundlich, andere feindselig. Seine Entführung durch Kalia war mehr als ein bloßer Skandal, und mitten im Winter, da die
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