Sonea - Die Heilerin: Roman
Sklave das Steuerrad hielt, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Als der Mann Dannyls Blick auffing, nickte er. Dannyl erwiderte die Geste. Ein schwaches Lächeln umspielte die Lippen des Kapitäns, dann verschwand es wieder.
Während Dannyl sich auf dem Schiff umschaute, konnte er keine Spuren von irgendwelchen Schäden entdecken. Er hob den Blick und sah, dass der Himmel im Südosten dunkel von Wolken war. Der Sturm, vermutete er, der über sie hinweggezogen war.
Aufgrund der Position der Sonne ging er davon aus, dass es mitten am Nachmittag war. Rechts von ihm war die Küste zu sehen. Ein Land ohne besondere Merkmale, das zur See hin ein flaches, von den Wellen schon sehr mitgenommenes Kliff begrenzte. Nachdenklich schätzte er die Höhe der Klippe ab. Auf der Reise nach Norden war ihm aufgefallen, dass die Klippen stetig höher geworden waren. Wenn er etwas entdeckt hätte, das ihm als Maßstab ihrer Größe hätte dienen können, wäre es ihm möglich gewesen, ihre Entfernung von Arvice grob zu schätzen.
»Sind wir schon da?«
Überrascht drehte Dannyl sich um und sah Tayend durch die Luke aufs Deck treten. Der Elyner wirkte müde und krank, aber nicht so müde wie Achati und nicht so krank, wie er es gewesen wäre, hätte Dannyl seit ihrem Aufbruch aus Duna seine Seekrankheit nicht mit Magie geheilt.
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Dannyl.
»Achati schläft.« Tayend trat neben Dannyl und schaute sich um. »Der Sturm ist weitergezogen.«
Seine Beobachtungen schienen keiner Antwort zu bedürfen, daher sagte Dannyl nichts darauf. Sie starrten aufs Meer. In behaglichem, freundschaftlichem Schweigen, dachte Dannyl, aber er stellte fest, dass er, je länger ihr Schweigen währte, sich Tayends Anwesenheit deutlicher bewusst wurde.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er schließlich.
»Gar nicht so schlecht.« Tayend zuckte die Achseln. »Ich werde wahrscheinlich bald etwas von diesem Heilmittel einnehmen.«
»Das brauchst du nicht«, versicherte ihm Dannyl.
»Nein, ist schon gut. Ich könnte ein wenig Schlaf gebrauchen.«
Dannyl nickte. »Also, hat dir die Reise Spaß gemacht?«
Tayend antwortete nicht, und als Dannyl sich umwandte, um ihn anzuschauen, sah er, dass der Elyner nachdenklich die Lippen geschürzt hatte.
»Ja und nein«, erwiderte Tayend. »Ich bin ein wenig enttäuscht, weil ich einen so großen Teil der Zeit unter Drogen gestanden habe. Als wir nach Duna kamen, war es besser, obwohl dieser Ritt den Canyon hinauf ziemlich beängstigend war. Die Stämme waren interessant, aber wir sind nur für einen Tag dort geblieben, und sie haben nur mit dir gesprochen.«
Dannyl seufzte. »Das tut mir leid.«
»Oh, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war nicht deine Entscheidung.«
Sie verfielen wieder in Schweigen. Tayend drehte sich im Kreis, betrachtete das Schiff und hielt nach der Küste Ausschau. Er blieb stehen und wandte sich zu Dannyl um.
»Und du?«, fragte er. »Bist du zu irgendeiner Entscheidung gelangt?«
In seiner Frage lag ein anklagender Unterton. Dannyl runzelte die Stirn. Der Blick des Elyners war scharf und ruhig. Obwohl Dannyl wusste, dass Tayend sehr viel klüger war, als man das aus seinem Benehmen häufig schließen konnte, stellte er plötzlich fest, dass sein ehemaliger Geliebter wie ein vollkommen anderer Mensch wirkte. Ein älterer Mensch, dachte er. Ein reiferer Mensch.
»Ich weiß es, Dannyl«, sagte Tayend mit leiser Stimme. »Ihr zwei seid definitiv mehr als … Freunde. Denkst du, ich würde es nicht merken können, nachdem ich so lange mit dir zusammengelebt habe?«
Dannyl wandte den Blick ab, aber nicht um Schuldgefühle zu verbergen, begriff er. Er wollte es vermeiden, Tayend zornig anzufunkeln.
Er widerstand dem Drang, zu dem Kapitän hinaufzuschauen oder zu den Sklaven, um festzustellen, ob irgendjemand etwas gehört hatte. Stattdessen schuf er eine Barriere um sie beide herum, die keinen Laut nach außen dringen ließ.
»Es ist nichts passiert.«
Tayend rümpfte angewidert die Nase. »Nein?«, sagte er. Dannyl hielt seinem Blick stand. Tayends Augen wurden schmal, dann lächelte er dünn. »Ah, gut. Dann habe ich es also geschafft, einen Teil deiner Dummheiten zu verhindern.«
»Du hast uns also auseinandergehalten?«, entgegnete Dannyl anklagend. »Ich dachte, du würdest vielleicht eifersüchtig sein, aber das ist ja wohl …«
»Mit Eifersucht hat das nicht das Geringste zu tun«, zischte Tayend. »Er ist ein Sachakaner . Ein Ashaki .
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