Sonea - Die Heilerin: Roman
einige Schritte auf sie zu und zwang Alina damit, seinen Arm loszulassen. Die Frau runzelte finster die Stirn.
»Hat das etwas mit der Suche zu tun? Kann ich helfen?«
Sonea lächelte schief. »Du wirst noch reichlich Gelegenheit bekommen zu helfen, Dorrien. Heute Abend helfe ich lediglich einem Freund aus. Du sieh zu, dass du etwas zu essen bekommst und dich einrichtest.«
»Ist es Cery?« In Dorriens Augen brannte Interesse. Alinas Augen glühten förmlich vor Ärger und Sorge. Die Augen der Mädchen waren groß vor Neugier.
Sonea seufzte leise. »Als ob ich dir das gerade hier erzählen würde, vor der Universität. Du solltest besser lernen, ein wenig subtiler zu sein, falls du mir von irgendeinem Nutzen sein möchtest.«
Er belächelte ihren neckenden Tonfall. »Also schön, für heute Abend werde ich den ganzen Spaß dir überlassen. Aber beim nächsten Mal solltest du mich besser nicht ausschließen.«
Aus der Richtung, in der die Ställe lagen, kam das Knirschen von Kutschenrädern. Sonea drehte sich zu dem Geräusch um und lief los. »Ich werde euch alle morgen sehen«, rief sie noch über die Schulter.
Als der Fahrer der Kutsche ihre Eile bemerkte, trieb er die Pferde zu einer höheren Geschwindigkeit an, bevor er abrupt vor Sonea anhielt. Sie nannte ihm das Ziel und stieg in den Wagen.
Unterwegs dachte sie über Alinas kaum verhohlene Feindseligkeit ihr gegenüber nach. Habe ich es mir nur eingebildet? Sie schüttelte den Kopf. Das denke ich nicht. Habe ich etwas getan, um es zu verursachen? Nichts, es sei denn, in Dorriens Dorf gilt es als unhöflich, zu lächeln und jemanden willkommen zu heißen, was ich bezweifle. Und wenn es so etwas gäbe, würde Dorrien es uns erzählen.
Alina hatte die Gilde schon einige Male besucht. Beim ersten Mal war sie eine schüchterne junge Frau gewesen, deren Aufmerksamkeit so auf Dorrien konzentriert gewesen war, dass sie Sonea vielleicht nicht einmal bemerkt hatte. Beim nächsten Mal war Alina mit einem winzigen Baby und einem kleinen Kind derart beschäftigt gewesen, dass Sonea sie kein einziges Mal gesehen hatte. Bei einer anderen Gelegenheit war Sonea zu sehr mit der Behandlung eines winterlichen Fiebers in den Hospitälern beschäftigt gewesen, um sich mit Dorrien oder dessen Frau zu treffen.
Nun, Dorrien ist entschlossen zu bleiben, bis Tylia in der Universität ist, also habe ich sechs Monate und länger, um herauszufinden, was Alina so zusetzt – seien es frühere Romanzen oder schwarze Magie –, und ihr zu versichern, dass sie keinen Grund zur Sorge hat.
Die Kutsche verlangsamte ihr Tempo und bog dann in den Eingang des Hospitals ein. Sonea stieg aus und eilte ins Gebäude, wo sie Heiler und Hospitalhelferinnen begrüßte. Heilerin Nikea, die Anführerin der Heiler, die Sonea bei Lorandras Ergreifung geholfen hatten, führte Sonea in den Lagerraum.
»Bleibt Ihr hier, oder geht Ihr wieder fort?«, fragte Nikea.
»Ich muss noch einmal weg«, antwortete Sonea. »Aber keine Maskerade«, fügte sie hinzu, als die junge Frau auf den Karton zuging, in dem Soneas Gewänder lagen, die sie als Hospitalarbeiterin auswiesen. »Einfach etwas Schlichtes, das ich über die Robe ziehen kann.«
Nikea nickte und kramte in dem schlecht beleuchteten hinteren Teil des Raums herum. Dann kam sie mit einem Gewand mit Ärmeln zurück.
»Hier«, sagte sie. »Umhänge gelten auf den Straßen als ein wenig altmodisch. Diese hier sind beliebter.«
Es war ein Mantel von überraschend leichtem Material. Sonea schlüpfte hinein. Wenn auch oben herum wie eine gewöhnliche Jacke geschnitten, war er unter der Brust ausgestellt und weit. Der Saum strich über den Boden. »Er ist ein wenig lang für mich.«
»So trägt man sie. Man knöpft ihn nur bis zum Oberschenkel zu, so dass die Vorderseite aufklafft, wenn man einen Schritt tut. Die Leute werden Eure Roben sehen, aber sie werden annehmen, es handle sich um einen Rock.«
Sonea zuckte die Achseln. »Ich will nicht, dass sie mich erkennen, bevor ich direkt vor ihnen stehe.«
»Dann wird das Euren Zwecken wunderbar genügen.« Nikea lächelte, dann schaute sie nach, ob niemand außer Heilern im Flur war, bevor sie Sonea bedeutete, durch die Tür zu treten.
Schon bald ging Sonea durch Nordseite. Sie verlangsamte ihre Schritte. Der Pachi-Baum war nicht weit weg, und sie wollte nicht zu früh eintreffen. Einen Block von dem Bolhaus entfernt trat einer von Cerys Arbeitern, die sein volles Vertrauen genossen, aus einer Tür und
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