Sonea - Die Hueterin
Während die Kutsche an den letzten Häusern vorbeifuhr und auf die Nordstraße einbog, nickte Dannyl vor sich hin. Seine und Lorkins Zukunft lag vor ihnen, in dem uralten Land Sachaka.
Die Gute Gesellschaft
war eins der größten Bolhäuser im Süden der Stadt. Als Cery und Gol eintraten, schlugen ihnen die warmen Ausdünstungen der zahlreichen Gäste, das Tosen von Stimmen und der schwere, süße Geruch von Bol entgegen. Es waren mehr Männer als Frauen dort, aber beide Geschlechter standen vor am Boden befestigten Tischen. Stühle gab es keine. Stühle hielten nicht lange. Das Lokal war in der ganzen Stadt für seine Schlägereien berüchtigt.
Während Cery sich einen Weg durch die Menge bahnte, nahm er die Atmosphäre in sich auf und betrachtete die Kundschaft, ohne eine einzelne Person lange genug anzusehen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Im hinteren Teil des riesigen Raums waren Türen. Diese führten in den Keller hinunter, wo eine ganz andere Art von Gesellschaft darauf wartete, dass man ihre Dienste mietete.
Auf einer Bank in der Nähe der Türen saß eine rundliche Frau mittleren Alters in farbenprächtiger, übertrieben eleganter Kleidung.
»Wie kommt es, dass Hausmütter immer gleich aussehen?«, murmelte Gol.
»Die Verschlagene Lalli ist groß und schlank«, bemerkte Cery. »Die Brave Sis ist klein und zierlich.«
»Aber ich nehme an, die Übrigen sind sich ziemlich ähnlich. Groß, vollbusig und -«
»Still. Sie kommt her.«
Die Frau hatte bemerkt, dass sie sie beobachteten, und sich auf die Füße gehievt. Jetzt kam sie auf sie zu. »Ihr sucht nach Tantchen? Sie ist dort drüben.« Sie zeigte mit dem Finger durch den Raum. »He, Tantchen!«, rief sie.
Beide Männer drehten sich um und sahen eine hochgewachsene, elegante Frau mit langem, rotem Haar, die sich auf dem Absatz umdrehte, um sie zu betrachten. Auf einen Wink der rundlichen Frau lächelte sie und kam herbei.
»Wir sind wohl hier, um ein wenig gute Gesellschaft zu finden, hm?«, fragte sie. Sie sah Gol an, der beobachtete, wie die andere Frau zu ihrem Platz zurückkehrte. »Die Leute nehmen immer an, es sei Martia, die das Lokal führt«, sagte sie. »Aber sie ist hier, um ein Auge auf ihren Sohn zu halten, der im Ausschank arbeitet. Möchtet Ihr nach unten gehen?«
»Ja. Ich bin hier, um eine alte Freundin zu sehen«, erklärte Cery.
Sie lächelte wissend. »Das sind wir doch alle. Und welche alte Freundin wäre das?« »Terrina.«
Die Frau zog die Augenbrauen hoch. »Ach, die? Nun, kein Mann fragt nach ihr, der nicht bereits weiß, was er bekommt. Ich werde dich zu ihr bringen.«
Sie führte sie durch die Tür, eine kleine Treppenflucht hinunter und in einen Raum unter dem Bolhaus. Er war so groß wie der Raum darüber, aber voller Reihen mit kleinen Zellen. Papierne Wandschirme dienten als deren Türen, und die meisten waren geschlossen, um das Innere zu verbergen - und nach den Geräuschen zu urteilen, die von allen Seiten kamen, wurden die meisten zu dem Zweck benutzt, zu dem sie erbaut worden waren.
Tantchen führte sie zu einer Zelle in der Nähe der Mitte des Raums. Die Wandschirme waren offen. In der Zelle stand ein einzelner Sessel. Es war ein großzügig bemessener Sessel mit einer breiten, gepolsterten Sitzfläche und stabilen Armlehnen. Alle Räume waren in dieser Art möbliert. Die Frauen hier wollten nicht, dass ihre Kunden es so bequem hatten, dass sie einschliefen und sie daran hinderten, weitere Kunden zu bedienen. Cery nickte Gol zu, der daraufhin in einigen Schritten Entfernung vor einem anderen leeren Raum Position bezog.
Als Cery in die Zelle trat, schloss Tantchen die Wandschirme. Er setzte sich, lauschte auf die Geräusche um ihn herum und konzentrierte sich dann inmitten des Stöhnens und des Gelächters auf Geräusche, die nicht dort hingehörten. Das Geräusch von Atem. Von Schritten. Das Rascheln von Kleidern.
Seine Nase fing einen Duft auf, der einen Strom von Erinnerungen heraufbeschwor, Erinnerungen, die viele Jahre alt waren. Er lächelte.
»Terrina«, murmelte er und wandte sich der hinteren Seite des kleinen Raums zu.
Ein Wandpaneel glitt beiseite und offenbarte eine Frau mit kurzem Haar und dunkler Kleidung.
Sie sieht aus wie immer. Vielleicht ist diese kleine Falte zwischen ihren Brauen eine Spur tiefer.
Sie war ein wenig zu mager und zu muskulös, um schön genannt zu werden, aber Cery hatte ihren athletischen Körperbau stets attraktiv gefunden. Als sie ihn erkannte, zog sie die
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