Sonea - Die Hueterin
hin begann, sie vorsichtig aufzurollen und zurück in ihre Röhren zu schieben.
»Für welche Bereiche der Geschichte interessiert Ihr Euch denn?«, fragte er Dannyl.
Dannyl zuckte die Achseln. »Für die meisten. Obwohl ich annehme, je älter, desto besser, und natürlich interessieren mich sämtliche Hinweise auf Magie.«
»Natürlich. Das schließt die Geschichte der Gilde mit ein, oder ist diese bereits gut dokumentiert?«
»Ja und nein. Es schließt sie in der Tat mit ein, aber es gibt einige Lücken in der Geschichte der Gilde, die ich zu füllen versuche.«
»Ich bezweifle, dass ich Euch dabei helfen könnte, obwohl ich durchaus einige Dokumente aus der kurzen Zeit habe, während derer Kyralia Sachaka regiert hat.« Itoki erhob sich, kehrte zu dem Schrank zurück, um die Kartenröhren wieder hineinzulegen, verschloss den Schrank dann und bedeutete ihnen, ihm in eins der Nebenzimmer zu folgen. Dannyl und Achati taten wie geheißen. Die hohen, schweren Schränke im Raum waren wie Soldaten, die im Dienst Wache standen, still und reglos. Itoki ging zu einem hinüber und öffnete die Türen.
Die nicht verschlossen sind,
bemerkte Dannyl.
Was sich in diesen Schränken befindet, ist offensichtlich nicht so wertvoll wie die Kopien der Landkarten.
Der vertraute Geruch von altem Papier und alten Bindungen wehte ihnen entgegen. In dem Schrank fanden sich mehrere alte Bücher mit fehlenden oder zerrissenen Buchdeckeln, außerdem ausgefranste Papierrollen und Umschläge aus Leder, die um Papierstapel gewickelt waren. Itoki durchsuchte sie vorsichtig, dann nahm er einen Stapel Papiere und ein Buch heraus.
»Dies sind Briefe und Dokumente eines Gildemagiers, der während der Jahre der Besetzung in Sachaka lebte. Ich habe sie aus einem alten Gut am Rand des Ödlands, das in die Hände des Königs gefallen war, nachdem kein legitimer Erbe sich meldete, um es für sich zu fordern.«
Er überreichte Dannyl das Buch. Dannyl öffnete es und blätterte vorsichtig die ersten brüchigen Seiten durch. Wie viele der alten Dokumente kyralischer Magier enthielten sie sowohl Rechnungslisten als auch Tagebucheinträge. In dem Wissen, dass die beiden Männer ihn beobachteten, begann er, den Inhalt zu überfliegen.
»... angeboten, unser Haus zu erwerben. Ich habe natürlich abgelehnt. Das Gebäude gehört seit über zweihundert Jahren meiner Familie. Obwohl der Preis eine Versuchung war. Ich erklärte, dass wir, wenn wir kein Haus in Imardin besäßen, das Recht verlieren würden, uns Lord und Lady zu nennen. Er sagte, Landbesitz sei auch hier in Sachaka ein wichtiger Faktor von Macht und Einfluss.«
Dannyl runzelte die Stirn.
Dies wurde nach dem Krieg geschrieben, und doch findet sich hier ein Hinweis auf ein Gebäude, das mindestens zweihundert Jahre alt ist und noch steht. Es ist ein Beweis dafür, dass Imardin während des Krieges nicht dem Erdboden gleichgemacht wurde, wie unsere Geschichtsbücher behaupten.
Sein Herz setzte einen Schlag aus. Er blickte zu den beiden Sachakanern auf. Offensichtlich würde er nicht das ganze Buch lesen und sich Notizen machen können, während sie warteten.
»Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich mir diese Passage abschreibe?«, fragte er.
Itoki schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht. Ihr habt etwas Bemerkenswertes gefunden?«
»Ja.« Dannyl zog das Notizbuch und einen eingewickelten Stab aus gepresster Kohle heraus, die er immer in seinen Roben trug. »Es bestätigt, was ich vermutet habe.«
»Und das wäre?«, hakte Achati nach.
Dannyl hielt inne, um den Eintrag abzuschreiben, dann blickte er auf. »Dass Imardin während des Sachakanischen Krieges nicht zerstört wurde.«
Itoki zog die Augenbrauen hoch. »So etwas habe ich noch nie gehört. Unseren historischen Dokumenten zufolge ereignete sich die letzte Schlacht vor den Toren, und unsere Armeen wurden besiegt.«
Dannyl stutzte. »Armeen? Es gab mehr als eine?«
»Ja. Sie haben sich zu der letzten Schlacht vereint. Ihr müsstet Meister Kirota nach Einzelheiten fragen, aber ich kann Euch einige Karten zeigen, die nach dem Krieg gezeichnet wurden und die drei Routen der Armeen darstellen. Aber sie sind nicht so alt, und sie haben auch nichts mit Magie zu tun.«
»Nein, doch es hört sich so an, als wären sie sehr interessant.«
Als der Mann Dannyl das Buch abnahm und es zusammen mit dem Stapel Briefe zurück in den Schrank legte, durchzuckte Dannyl ein Stich der Enttäuschung. In den wenigen kurzen Augenblicken, die er Zugang zu der
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