Song of Blood (German Edition)
der bequemen Korbstühle fallen. In aller Seelenruhe leerte Songlian seine Konserve und leckte sich mit halb geschlossenen Augen genießerisch über die Lippen.
„Deine Verführungskünste sind an mich verschwendet.“ Mathis grinste, fing sich damit aber einen bösen Blick ein.
„Nun sag endlich. Habt ihr geredet?“
„Oui.“
„Bon. Und?“
„Ich habe ihm gesagt, dass er nach Hause fliegen soll, weil ich mit dir zusammen bin“, sagte Songlian, ganz in die Betrachtung seiner Fingernägel versunken.
„Du hast was?“ Fassungslos sah Mathis ihn an. Aller Schalk war mit einem Schlag aus seinem sonst so fidelen Gesicht verschwunden.
„Sag, dass das nicht wahr ist.“
Trotzig hob Songlian den Kopf – und schwieg. Mathis ging empört in die Luft.
„Florean Ledoux, du bist der leibhaftige Satan. Wie kannst du das diesem armen Mann antun? Und mich dazu als angeblichen Geliebten hinstellen?“
Songlian schwieg weiterhin, bemühte sich aber wenigstens um ein reuevolles Gesicht. Das reichte leider nicht aus, um Mathis auch nur annähernd zu besänftigen.
„Du bist wirklich une bête terrible, eine furchtbare Bestie. Du reißt diesem Beau das Herz heraus und trampelst rücksichtslos darauf herum, bis er daran zerbricht. Und selbst suhlst du dich wie eine geile Sau in dem Schlamm deiner Wut und deiner angeblichen Hilflosigkeit. Und zu guter Letzt wagst du es tatsächlich, meinen Namen mit in diese unglaubliche Schweinerei hineinzuziehen? Sacrebleu! Du bist das Allerletzte, Florean. Au revoir.“ Mit einer wütenden Geste rauschte Mathis davon. Hinter ihm schlug die Tür mit einem beachtlichen Knall ins Schloss.
Songlian legte seufzend seinen Kopf gegen die Stuhllehne und schloss die Augen. Zwischen seinen Schläfen begannen sich Kopfschmerzen festzusetzen.
***
In drei Stunden würde eine blecherne Lautsprecherstimme seinen Flug aufrufen. Vorausgesetzt, dass sich irgendein Passagier nicht von Paris trennen konnte, irgendwo eine Oma starb oder sich jemand ein Bein brach und deshalb von seiner Buchung absprang. Ansonsten würde Far bis zum nächsten Tag auf diesem verdammten Flughafen festsitzen. Zappelig lungerte er in der Nähe der Information herum und wartete auf den ersehnten Wink der jungen Dame, die ihm Bescheid geben wollte, sobald sie einen Platz für ihn ergattert hatte. Der metallene Sitz im Wartebereich war unbequem und Far rutschte seit einer ganzen Weile unruhig darauf herum. Gelangweilt stieß er im monotonen Rhythmus mit dem Fuß gegen seinen Koffer.
„Pardon“, sprach ihn da jemand ein wenig zögernd an. Far schaute mürrisch auf und direkt in die himmelblauen Augen, die seit gestern gewaltig an seinem Ego kratzten.
„Aye?“, sagte er im resignierten Tonfall. Sollte ihm doch Songlians neuer Stecher vor seinem Flug nach Hause ruhig den Rest geben. Im Moment war Far eh alles egal. Mathis, so hatte ihn Songlian genannt, taxierte ihn ein bisschen nervös. Dann streckte er Far forsch die Hand entgegen.
„Mathis Rozier“, stellte er sich dieses Mal vor. „Enchanté. Ich bin ein Freund von Florean.“
Far ignorierte die angebotene Hand.
„Der Freund von Florean“, betonte er. Sie mussten sich schließlich nichts vorspielen. Mathis schüttelte leicht den Kopf und ließ seine Hand sinken.
„Ich würde gerne mit dir reden. Magst du mit mir dort ins Café gehen?“, fragte er und strich sich rehbraunes Haar aus der Stirn.
„Mein Flug geht gleich“, sagte Far ausweichend. Er hatte keine Lust auf ein Gespräch mit Songlians neuem Lover. Die beiden konnten ihn schließlich mal. Und das kreuzweise.
„Der nächste Flug nach New York geht erst in drei Stunden und soviel ich herausgefunden habe, hast du nicht einmal ein Ticket. S’il vous plaît, ich möchte dringend etwas erklären.“
Da Far weder eine halbwegs höfliche noch eine unhöfliche Methode einfiel, um diesen lästigen Kerl loszuwerden ohne von der Flughafenpolizei festgenommen zu werden, nickte er ergeben. Er packte seinen Koffer und folgte Mathis zu einem Tisch in einem der flughafeneigenen Coffeeshops. Mathis bestellte zwei Café au lait und wartete, bis die Bedienung ihnen zwei große Becher brachte. Danach atmete er einmal tief ein und sagte direkt und ohne Umschweife: „Ich bin hetero.“
Far saß da und verstand nur Bahnhof. Mathis wartete geduldig, bis es Far endlich dämmerte.
„Hetero?“
Mathis nickte. „Jetzt hast du es kapiert. Florean hat dich belogen, damit du nach Hause fliegst. Er liebt
Weitere Kostenlose Bücher