Song of Blood (German Edition)
dich.“
„Eine komische Art, um jemandem seine Liebe zu gestehen“, sagte Far spröde. Mathis nickte zustimmend und stieß einen Seufzer aus.
„Florean ist schon ziemlich, nun ja, speziell. Er ist seit Jahrhunderten mon ami und ich mag ihn wirklich gern. Sexuell bin ich an ihm nicht interessiert. Dafür fehlen ihm einfach zwei entscheidende Attribute.“ Mit einer Geste vor seiner Brust zeigte Mathis an, was er meinte. „Aber er liebt dich, Far. Er ruft ständig eure Freunde an und fragt sie dauernd nach dir aus. Er träumt von dir, denkt ständig an dich. Eigentlich ist er von dir richtig besessen.“
Far trank seinen Café au lait zur Hälfte aus, wobei er Mathis über den Rand seines Bechers mit den Blicken zu durchbohren versuchte. Schließlich stellte er den Becher eine Spur zu heftig auf den Tisch zurück.
„Versuchst du mich von irgendetwas zu überzeugen?“, erkundigte er sich gereizt. „Dann sollten deine Argumente nämlich langsam besser werden.“
Mathis nickte verstehend.
„Ich weiß nicht alles, was in Russland passiert ist. Florean hat bestimmt einige Details ausgelassen. Es muss wohl etwas damit zu tun haben, dass du offensichtlich Bhreac geküsst hast. Und wohl nicht nur sein Gesicht. Dafür wolltest du offenbar hinterher nicht mehr mit Florean schmusen.“
Fars ganze Haltung wurde frostig.
„Non, non, nicht wütend werden, s'il vous plaît. Ich meine es nicht böse. Ganz im Gegenteil.“ Mathis kramte hurtig etwas aus seiner Tasche.
„Er bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich diese Dinge aus seiner geheiligten Schublade geklaut habe.“ Er seufzte im Ton eines bereits zum Tode Verurteilten und schob das Diebesgut quer über den Tisch. Perplex starrte Far auf ein Foto, das Songlian irgendwann in Irland von ihm gemacht hatte. Danach nahm er den Zeitungsartikel in die leicht zitternde Hand und betrachtete nachdenklich das flammende Inferno auf dem Foto. Der dritte Gegenstand war sein Liebesgeständnis, als er sich in Irland von Songlian hatte trennen müssen. Der Zettel war inzwischen ziemlich verknittert. Niemals hätte er vermutet, dass Songlian diese Notiz aufbewahren würde. Und trotzdem lag dieser Zettel vor ihm.
„Florean nimmt ihn mit sich, wenn er die Villa verlässt“, erklärte Mathis im bedeutungsschwangeren Ton. „Er trägt ihn immer auf seiner bloßen Haut, als ob er dich fühlen könnte oder dir damit näher wäre. Und dieser Zeitungsartikel, hell nouveau, der hat ihn regelrecht umgehauen. Er starrte auf dieses Bild und wurde tatsächlich ohnmächtig.“
Far warf Mathis einen zweifelnden Blick zu.
„Ehrlich. Ich schwindel dich nicht an. Frag seinen Butler Baptiste. Der war mit dabei, als er einfach umgefallen ist. Danach hat Florean sofort diesen Jonathan angerufen und sich nach dir erkundigt.“
Far legte alles auf den Tisch zurück und betrachtete Mathis aus schmalen Augen.
„Was willst du eigentlich?“, fragte er.
„Flieg nicht nach Hause, Far. Rede mit Florean. Sprecht euch aus über das, was zwischen euch beiden vorgefallen ist. Du hast von ihm getrunken. Fühlst du denn nicht, für wen sein Herz wirklich schlägt?“ Mathis leidenschaftlicher Appell verhallte, als Far das Gesagte zu verarbeiten suchte. Schon geriet er erneut in Rage.
„Ich habe sein Blut getrunken? Was redest du für einen Schwachsinn!“ Kurz entschlossen griff er nach seinem Koffer. Eilig fiel ihm Mathis in den Arm.
„Bhreacs Leute haben dich angefallen und du warst hinterher beinahe vertrocknet, pas vrai? Florean wollte dich an diesem Abend befreien, aber er konnte dich in diesem Zustand nicht mit sich nehmen. Aus Angst, du könntest verlöschen, hat er dir sein Blut gegeben.“
Far hielt mitten in der Bewegung inne. Erklärte das seine schreckliche Sehnsucht nach Songlian?
„Das hat er mir so erzählt, Far Baxter. Bitte! Ich habe nichts davon dich anzulügen, oui?“
Far hörte ihm gar nicht mehr zu. Stattdessen tauchten Erinnerungsfetzen an eine dunkle, betörende Gestalt auf, deren goldene Augen ihn verzweifelt ansahen.
„Verdammt, der Todesengel!“
„Todesengel? Oh, oui.“ Mathis seufzte erleichtert und atmete befreit auf. „C’est Florean.“
Far stöhnte und vergrub das Gesicht wieder einmal in den Händen. Alles kam ihm derartig verworren vor. Vielleicht sollte er doch noch einmal das Gespräch mit Songlian suchen und dann auch den Mund aufmachen, anstatt einfach nur blöde aus der Wäsche zu schauen.
„Ihr seid miteinander durch euer Blut verbunden.
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