Song of Blood (German Edition)
zwang den Beutel unsanft zwischen Songlians bleiche Lippen und sorgte dafür, dass das Blut in dessen Hals laufen konnte. Prompt verschluckte sich Songlian und begann zu husten. Rote Flecken erschienen auf der Bettwäsche und auf Mathis’ Kleidung. Der Freund fluchte wie ein ordinärer Kutscher und tat es zu Fars Erleichterung auf Französisch. Es war wohl besser, wenn er es nicht verstand. Grob schlug Mathis auf Songlians Wange, um ihn weiterhin wach zu halten.
„Besorge zwei weitere Beutel“, befahl Mathis barsch und Far rannte sofort los, um Mathis nicht zusätzlich aufzuregen. Dieses Mal begegnete Far auf dem Weg zur Küche niemandem und so war er mit den beiden Konserven schnell zurück. Einen der Beutel reichte er sofort an Mathis weiter. Far fing Songlians müden Blick auf und das schlechte Gewissen regte sich in ihm.
„Er kommt wieder auf die Beine, nicht wahr?“, fragte er besorgt. Gnadenlos presste Mathis die zweite Konserve in Songlian hinein, obwohl der bereits würgte.
„Natürlich wird er das“, entgegnete Mathis etwas ruhiger, obwohl weiterhin Wut in seinen himmelblauen Augen stand. Songlian versuchte inzwischen mit zitternden Fingern die Konserve von sich zu schieben.
„Zum Teufel, trink!“, brüllte Mathis ihn da unvermittelt an. Beide, Songlian und Far, zuckten verschreckt zusammen. Songlian verschluckte sich ein weiteres Mal und rang hilflos nach Atem. Mathis murmelte etwas Unverständliches und streckte fordernd die Hand nach der letzten Konserve aus. Songlian schüttelte abwehrend den Kopf.
„Mathis, er kann nicht mehr.“
„Er muss aber“, knurrte Mathis unwirsch und rupfte ihm die Konserve aus der Hand.
„Los, Florean, runter mit dem Zeug. Und wag es nicht, mir den Scheiß entgegenzuspucken, sonst lasse ich Far einen vierten Beutel holen.“
„Mathis, mach langsam, sonst übergibt er sich.“ Far wollte ihm in den Arm fallen, doch Mathis wischte ihn beiseite, als wäre Far nichts weiter als ein lästiges Insekt. Er prallte schmerzhaft gegen den Bettpfosten, wagte allerdings keine Beschwerde zu äußern. Stattdessen rieb er sich still den Rücken.
„Das hier hat er sich selbst eingebrockt, mon ami“, sagte Mathis mit hartem Ton und achtete darauf, dass Songlian auch den letzten Tropfen der Blutkonserve schluckte. Endlich stieß er ihn in die Kissen zurück, wo Songlian würgende Geräusche von sich gab.
„Es gibt wirklich keine Worte, die deine Dummheit beschreiben könnten, Florean. Schlaf weiter. Ich gebe jetzt auf deinen Beau Acht.“
Folgsam und viel zu ermattet, um mit Mathis zu streiten, rutschte Songlian tiefer in die Kissen und schloss mit einem tiefen Seufzer die Augen. Im Nu schlief er erneut ein.
„Warum bist du so wütend?“, fragte Far vorsichtig. Mathis suchte sich einen Sessel, in den er sich wie ein Sack Mehl fallen ließ.
„Song hat es nur gut gemeint“, fuhr Far wagemutig fort, als Mathis ihn von seinem Platz aus lediglich abschätzend anblickte, ohne zu antworten.
„Er war bloß um meine Sicherheit bemüht.“
„Bien sûr. – Natürlich“, murmelte Mathis und legte den Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels. „Und wie viel Sicherheit konnte er dir die letzten neun Stunden über bieten? Hm? Combien?“
Far schwieg, denn Mathis sprach eigentlich seine eigenen Gedanken aus. Sein Freund beobachtete ihn aufmerksam.
„Ich wollte wirklich aufhören“, beteuerte Far, als ob ihm Mathis einen Vorwurf gemacht hätte.
„Das glaube ich dir sogar.“ Mathis nickte. „Ich kann mir denken, dass Florean deine Unbedarftheit ausgenutzt hat.“
„Was für eine Unbedarftheit?“, wollte Far wissen.
„Wie vielen Menschen hast du bereits das Blut genommen, Far Baxter?“, erkundigte sich Mathis im gefährlich liebenswürdigen Ton.
„Keinem“, gestand Far. „Ich beiße keine Menschen. Das weißt du ganz genau, Mathis.“
„Also hast du überhaupt keine Ahnung, wann man aufhören muss, damit Mensch und Vampir keinen Schaden erleiden, nicht wahr? Oh, schau nicht derartig entsetzt. Ich mache dir das überhaupt nicht zum Vorwurf. Es ist Floreans alleinige Schuld. Er liebt dich einfach so sehr, dass sich dieser Trottel selbst zerstören würde, damit es dir gut geht. Natürlich hat er bloß versucht, dich zu schützen. Und dabei hat er in Kauf genommen, beinahe völlig ausgesaugt zu werden, Narr, der er ist.“ Mathis seufzte leise, aber der Blick, den er Songlian zuwarf, war dieses Mal ein ganz sanfter. Far setzte sich in Mathis’ Nähe auf den
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