Song of Blood (German Edition)
selbst bis ins Mark erschrocken.
„Pardon, Monsieur. Ich werde mir zukünftig eine Glocke um den Hals hängen.“ Baptiste atmete einmal tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Ihnen ist nichts passiert, oder?“, fragte Far besorgt. „Es tut mir sehr leid. Sie haben mich fürchterlich erschreckt.“
„Im Haushalt eines Vampirs sollte ich wirklich gelernt haben vorsichtiger zu sein, Monsieur. Es ist ganz allein meine Schuld. Non, mir ist nichts geschehen. Allerdings blutet Ihre Hand. Sie haben sich an der Vitrine verletzt.“
Das hatte Far gar nicht bemerkt. Baptiste reichte ihm ein Küchenhandtuch, das sich Far um die blutende Hand wickelte. Die Schnittwunden begannen bereits zu heilen.
„Bleiben Sie dort stehen, Monsieur, damit Sie nicht in die Scherben treten. Ich hole rasch ein Kehrblech.“
Far lächelte still und ließ den Butler gewähren. Schnell waren die Scherben zusammengefegt.
„Für die Schranktür werde ich einen Handwerker bestellen müssen. Aber ein Glas für die Konserve kann ich Ihnen gleich geben.“ Baptiste holte ein weiteres Glas aus dem Schrank und spülte es unter fließendem Wasser ab, falls sich Splitter von der Vitrine dorthin verirrt haben sollten.
„Bitte sehr, Monsieur. Haben Sie einen weiteren Wunsch?“ Baptistes routinierte Professionalität war zurückgekehrt. Far schüttelte dankend den Kopf und zog das Handtuch von seiner Hand. Die Schnitte waren bereits verschwunden. Songlians Blut schien seine Heilkräfte zu verstärken. Far hoffte nur, dass sich sein Freund genauso rasch erholte.
„Ich wollte bloß diese Konserve holen. Für das nächste Mal weiß ich, dass ich solche Dinge lieber in Ihren verlässlichen Händen belasse. Danke sehr, Baptiste.“ Auf lautlosen Sohlen ließ Far die Küche hinter sich. Nichts war passiert. Alles war in Ordnung, bis auf einen kaputten Vitrinenschrank. Trotzdem war sich Far bewusst, dass es ganz leicht ins Auge hätte gehen können. Weder Songlian noch Imane wären besonders begeistert vom Ableben des freundlichen Butlers gewesen.
Eilig kehrte er zu Songlian zurück. Sein Liebster schien sich nicht gerührt zu haben, daher rüttelte ihn Far sanft an der Schulter.
„Song, wach auf“, rief er. Ein erschöpfter Blick aus halb offenen Augen traf ihn.
„Song, ich habe dir eine Konserve geholt. Du …“
Songlian winkte mit einer schlaffen Hand ab. „Später. Bin nur müde. Lass mich … ein bisschen ruhen …“ Er rollte sich zusammen und schlief sofort weiter. Fars kribbelndes Unbehagen wuchs. Wenn Songlians Zustand bedrohlich wäre, hätten doch seine Instinkte dafür gesorgt, dass er sofort diese Konserve geleert hätte. Oder? Far stellte fest, dass er keine Ahnung hatte. Daher ließ er sich in einen Sessel fallen und beobachtete den schlafenden Gefährten.
Am späten Abend klopfte es an der Tür und auf Fars Aufforderung kam Mathis in das Zimmer geschlüpft. Verwundert bemerkte er, dass Songlian schlief und Far in einem Sessel hockte.
„Ihr scheint eure Zeit gut genutzt zu haben“, sagte Mathis anzüglich. „Ich habe Florean bislang nie so erschöpft gesehen.“
„Das liegt daran, dass ich sein Blut trinken sollte. Mathis, ich bekomme ihn nicht mehr wach.“ Far stand mit steifen Gelenken auf und deutete auf die Blutkonserve, die achtlos auf dem Tisch lag.
„Nicht einmal die Konserve konnte ihn locken.“
„Ich habe irgendwo den Anschluss verpasst. Wieso solltest du sein Blut trinken?“ Mathis wirkte sichtlich verstört.
„Song meinte, dass ich mich dann besser gegen Bhreacs Übergriffe wehren könnte. Und als ich aufhören wollte, drängte er mich zum Weitertrinken. Seitdem schläft er“, berichtete Far verlegen.
„Wie lange liegt er schon so da?“, erkundigte sich Mathis alarmiert und trat näher an das Bett, um Songlian besser begutachten zu können.
„Seit etwa neun Stunden“, murmelte Far. Mathis schnaufte wütend, ehe er lautstark losschimpfte: „Ce vampire est terriblement stupide et têtu. – Dieser schrecklich dumme und dickköpfige Vampir.“ Unsanft begann er Songlian mit beiden Händen zu schütteln.
„Réveille-toi, que diable! – Aufwachen, verdammt noch mal!“, schnauzte er dabei.
Tatsächlich öffnete Songlian die Augen einen Spaltbreit. Sie sahen ziemlich glasig aus.
„Würde es von dem Wort Idiot eine Steigerung geben, hieße sie Florean. Far, gibt mir die Konserve. Vite!“
Far riss rasch die Blutkonserve auf und reichte sie an Mathis weiter. Der
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