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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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Kanadier Bob schob seine drei Zentner auf Einmetersiebzig die geschwungene Treppe nach unten. Schweiß tropfte von Stirn und Haar. An der äußersten Ecke des Tresens fand sein erschöpfter Körper Halt. Der Barhocker ächzte unter dem überquellenden Gesäß des Kanadiers. Die Bartenderin nickte ihm zu. Bob bestellte immer dasselbe: Zwei Whiskycola für seine thailändischen Bandkollegen, die auf der Empore die Pause abwarteten; ein eisgekühltes Singhabier ging an ihn. Jede Freitag Nacht heizten die drei in der Bar ein.
    Ein kurzer Besuch bei Paul war für Manfred Pflichtprogramm. Die Bar gab dem Deutschen, der schlecht Englisch sprach, die Gelegenheit zum unverkrampften Plaudern. Paul, der aus dem Elsass stammte, kannte er einige Jahre, noch bevor dieser seinen Traum auf der Sukhumvit, in der Nähe der Soi Cowboy, eröffnet hatte. Eine Liveshow im ersten Stock der Bar haftete in beider Erinnerung. Der Elsässer begattete eine seiner Barhostessen. Manfred gedachte der guten alten Zeit, als in Patpong noch fucking shows auf der Bühne gezeigt wurden. Ohne Kondom drang der Mann aus dem Elsass in die junge Frau ein. Eine Barfrau befriedigte Manfred oral. Sein Ejakulat floss über ihr Gesicht. Wenn die Männer ehrlich zu sich waren, gekaufter Sex mit Asiatinnen war das einzige, was sie verband.
    „Wie läuft das Geschäft?“, fragte Manfred Paul, der gerade seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte.
    „Kann nicht klagen“, antwortete der 60jährige und deutete der jungen Bartenderin an, dass sein Vodka Tonic Glas leer sei. Die junge Frau lächelte offensiv und griff gezielt zum Vodka, der sich zwischen glitzernden Spirituosenflaschen und einem fünfzehn Zentimer großen Phallus aus Keramik versteckte. Die positive Antwort verblüffte Manfred, da die Bar selten gut besucht war. Verglichen mit dem Trubel auf der benachbarten Soi Cowboy, war hier ein Friedhof. So gut kannte er Paul nicht, um nachzuhaken.
    Bob stellte die leere Flasche Singha auf den Tresen. Manfred und der Elsässer blickten dem Kanadier nach, wie dieser sein Übergewicht in den ersten Stock wuchtete.
    „Ich mach mich auf!“, begann Manfred. Vertraulich klopfte er dem Elsässer auf die Schulter.
    „Mein Flug geht morgen in der Früh.“ Der wahre Grund seines Aufbruchs war das nicht. Manfred wollte Paul nicht kränken. Bei diesen mittelmäßigen Barfrauen war es kein Wunder, dass so gut wie niemand vorbeischaute.
    Als der Deutsche die Bar verließ und aufs Trottoir der Sukhumvit trat, begannen Bob und seine Band mit smoke on the water die E-Gitarren und das Schlagzeug heiß laufen zu lassen. Manfred verharrte, drehte sich zur Bar und wippte die Hüften zu den Klängen von Deep Purple, eine seiner Lieblingsbands. Dann schwenkte er nach links. Das Frischfleisch der Soi Cowboy wartete.
     
    Zur gleichen Zeit begrüßte Superintendent Chaiyon den Leiter des Polizeireviers Thong Lo an der Kreuzung Sukhumvit–Asok. Vermutlich wären die beiden Polizeioffiziere Manfred begegnet, hätte dieser nicht aus strategischen Gründen die Soi Cowboy vom Hintereingang angesteuert. So konnte der erfahrene Deutsche die Gogo-Bars abklappern und dann eine der Außenbars auf der Sukhumvit ansteuern, wenn die Sperrstunde um zwei Uhr die Etablissements der Soi Cowboy zum Schließen zwang.
    Superintendent Chaiyons Anwesenheit auf der Sukhumvit erklärte sich folgendermaßen: Mit eigenen Augen wollte sich der ranghohe Offizier überzeugen, dass sein Befehl, die Außenbars von der Sukhumvit fern zu halten, eingehalten wurde. Was er sah, erfreute ihn. Der Bürgersteig, auf dem die beiden Männer standen, war durch einen holzfarbenen Bauzaun verengt. Die Holztresen und Barhocker, die gewöhnlich um diese späte Uhrzeit mit dem Rücken zum Bauzaun standen, fehlten.
    „Wie sieht es auf der Sukhumvit in Richtung Phrom Phong und weiter nach Ekemai aus?“, fragte Chaiyon den Leiter der Polizeistation Thong Lo.
    „Alles unter Kontrolle, Sir. Meine Leute kontrollieren stündlich die Strecke. Wir befinden uns hier sozusagen am äußersten Punkt des Nachtlebens auf der Sukhumvit. Das Leben nach der Sperrstunde findet westlich von hier statt. Von hier bis Nana. Und das meiste auf dieser Seite der Sukhumvit.“ Der Polizeiinspektor machte eine ausladende Armbewegung nach Norden, da die illegalen Außenbars nördlich der Sukhumvit aufgestellt wurden.
    „Und dafür ist Lumphini also Polizeiinspektor Gun zuständig“, sagte Chaiyon.
    „Sehr richtig, Sir“, stimmte der Revierleiter

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