Songkran
Sakkarins Bangkokresidenz gewesen; jedes Mal besprachen sie ihre Pläne bei einem teuren Scotch.
Porphant folgte dem Hausherrn die Marmortreppe nach oben. Sie durchquerten den breiten Mittelgang der zweiten Etage und passierten die chinesischen Tuschezeichnungen an der Wand. Werke der frühen Maozeit zeigten Bauern bei der Feldarbeit und Arbeiter an den Werkbänken. Die chinesischen Künstler der 1980er Jahre, als die moderne Kunstszene in China entstand, waren Sakkarins Steckenpferd.
Andächtig drehte sich Sakkarin einem Gemälde zu. „Das hier ist meine neueste Errungenschaft.“
Porphant konnte mit dem Kunstgeschmack seines Patrons und speziell mit diesem Gemälde nichts anfangen. Eine surreale Szenerie, die die Hinrichtung eines lachenden Mannes zeigte. Die Ähnlichkeit im Malstil mit den Bildern Salvador Dalis war eindeutig und vom Pekinger Künstler wohl gewollt. Porphant verkniff sich einen Kommentar und versuchte Bewunderung in seiner Gesichtsmimik auszustrahlen.
„Eine Million Dollar hat mich das gekostet. Ich wette mit Ihnen, dass ich in fünf Jahren dafür zwei Millionen bekomme. Na sagen wir in drei.“
„Sie sind der Kunstexperte, Khun Sakkarin. Ich bin nur ein Laie.“
Mit dieser Feststellung hatte Porphant den Nagel auf den Kopf getroffen. In der ostasiatischen Kunstszene, von Tokio bis Hongkong, war sein Patron eine bekannte Größe und seine Kunstsammlung genoss unter Kennern einen ausgezeichneten Ruf. Immer mehr neureiche Chinesen traten als Käufer auf die Bildfläche des Kunstmarktes und trieben die Preise in astronomische Höhen. Die Wertentwicklung von Sakkarins üppiger Gemäldesammlung kannte nur eine Richtung. Jedoch befanden sich die wirklich teuren Exponate in Sakkarins Villa in Chonburi mit Ausnahme des Bildes, vor dem sie standen.
Die beiden Männer betraten das kleine Herrenzimmer; das einzige Zimmer im Penthouse, in dem Sakkarins Gästen das Rauchen gestattet war. Aber niemand hatte es bisher gewagt, die reine Zimmerluft zu verpesten. So harmlos der ergraute Herr im Bademantel wirken mochte, so gefährlich und skrupellos war er. Porphant verdrängte diese Charaktereigenschaften seines Mentors, aber er vergaß sie nicht.
Die Theke war aus feinem Tropenholz gefertigt. Kostbare Flaschen schottischer Single-Malt-Whiskys reihten sich aneinander. Zwei alte, bequeme Ledersessel standen gegenüber der Bar, mit einer kleinen Bibliothek von ca. 40 antiquarischen Büchern im Rücken.
„Was kann ich Ihnen anbieten?“ fragte Sakkarin und strich sanft mit den Fingern über die Flaschenbäuche, die das Zimmerlicht reflektierten.
„Ich lege mein Schicksal in Ihre Hände“, antwortete Porphant diplomatisch. Er konnte diese Leidenschaft für Whiskey nicht teilen.
„Diesen hier.“ Sakkarin nahm eine volle Flasche aus dem Regal. Sein Favorit der Woche war eine limited edition der Destillerie Glen Grant aus dem schottischen Highland. Theatralisch wippte er die goldfarbene Flasche in der Hand; dann öffnete er sie und schenkte zwei Gläser ein. Sein Kopfnicken signalisierte, dass sein junger Protégé im Ledersessel Platz nehmen sollte.
„Kommen wir auf den Punkt: Was hat der Premier von Ihnen gewollt?“ Sakkarin setzte sich. Genussvoll ließ er die Blume des teuren Single-Malt in seine Nase steigen.
„Wie ich schon am Telefon erwähnt habe, soll ich mich um die Aufklärung dieser Bombengeschichte kümmern.“
„Ja, das sagten Sie, aber was erwartet er von ihnen? Welches Ergebnis sollen Sie am Ende präsentieren“
„Der Premier meinte, ich solle ihm den Rücken frei halten.“
„Das hat er so gesagt?“ Sakkarin nippte an seinem Scotch und stellte das Glas auf den runden Beitisch, der zwischen den Sesseln stand.
„Ja. Kein Aufsehen, keine Presse, kein Parlament, auf keinen Fall soll die Opposition Wind davon bekommen. So hab ich ihn verstanden.“ Porphant rieb sich das Kinn und versuchte, seine Unsicherheit zu kaschieren.
„Das sieht diesem Hurensohn ähnlich“, stellte Sakkarin nüchtern und kalt fest. „Die Frage bleibt: Wieso holt er das Innenministerium ins Boot, obwohl die Polizei in seiner Hoheit liegt? Und der Innenminister? Sie lieber Porphant machen die Drecksarbeit und Ihr Boss erntet den Erfolg.“
„Khun Sakkarin, der Innenminister ist nicht eingeweiht. Ich vermute, der Premier will ihn loswerden. Warum genau, weiß ich nicht.“ Porphant schüttelte den Kopf.
„Möglich. Wir müssen Ihren Chef im Auge behalten. Was hat der Premier zur Bombe
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