Songkran
machen uns auf.“ Der Hagere tippte sein kantiges Kinn in Richtung Wohnungstür.
„Ich warte auf Ihren Anruf, Herr Polizeiinspektor.“ Den Zeigefinger der rechten Hand strich er von links nach rechts über seine Kehle. Er lachte. Mex hatte die Warnung verstanden.
The wife
Montagnacht
Ein Tumor, der das Gesicht zu einer unerträglichen Fratze entstellte. Ein sterbender Patient, dem eine medizinische Kanüle aus dem Kehlkopf baumelte. Die Scheußlichkeiten auf den Zigarettenschachteln überboten sich gegenseitig. Sie blieben nicht ohne abschreckende Wirkung. Dermaßen in die Enge getrieben, hatte der Deutsche eine wirksame Abwehrstrategie entwickelt. Akribisch entfernte er das Horrorbild von der Außenseite, ohne die Box mit den Zigaretten allzu stark zu beschädigen. Nach getaner Arbeit hielt er stolz die entschärfte Zigarettenschachtel der schönen Bartenderin entgegen.
„Wife Paul angry“, sagte die junge Frau in besorgtem Tonfall, ohne weiter auf die Zigarettenschachtel einzugehen. Sie beugte sich über den Tresen. Ihr hellblaues Top, das eine Werbeaufschrift der Bar zierte, hielt ihre wohlgeformten Brüste im Zaum. Der Deutsche kam der jungen Frau mit seinem Oberkörper entgegen, roch ihr erregendes Parfüm. Dann verspürte er einen ziehenden Schmerz in der unteren Rückenpartie. Die aufrechte Sitzhaltung brachte Erleichterung.
Jetzt auch noch Ischias, dachte der Stammgast mit einem Schmunzeln im Gesicht. Erst vor vier Stunden hatte ihn sein täglicher Siebenstundenschmerz im Schließmuskel verlassen. Der Albtraum stellte sich immer morgens auf dem Klo ein und war ein höllischer Begleiter während des Tages. Die Leidensfähigkeit des Deutschen war erschöpft gewesen, sodass er der Peinlichkeit trotzte und um Rat nachsuchte. Die Bartenderin empfahl ihm das hochprofessionelle Bumrungrad Krankenhaus. Die attraktive Empfangsdame im Foyer des Hospitals wollte ihn anfangs in die Urologie schicken, da Schmerzen in der Gegend, über die man ungern spricht, meist auf allzu sorglosen Spaß in der Soi Cowboy zurückzuführen sind. Vehement verwehrte sich der Deutsche gegen diese Vorverurteilung und deutete mit dem Zeigefinger auf sein Hinterteil. Zehn Minuten später saß er einem freundlichen Proktologen gegenüber und durfte die Hose runterlassen. Dieser diagnostizierte eine Analfissur. Das scharfe thailändische Essen solle er vorerst meiden, so der Doktor in perfektem Englisch. Vielleicht bliebe ihm dann eine Operation erspart.
„The music is to noisy!“, rief der Deutsche und deutete mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf seine Ohrmuscheln. Zum dröhnenden Rock der Stones aus der modernen Hifi-Anlage gesellten sich elf Flaschen Singhabier. Pro Flasche Singha sank sein Hörvermögen um einige Prozentpunkte.
„Where is Paul?“, schrie der Deutsche über den Tresen. Ein langgezogenes, amerikanisches „o“ ersetzte das deutsche „au“ in Paul.
Die Bartenderin nickte zum Eingang. Gleichzeitig verzog sie ihr Gesicht zu einer wütenden Grimasse.
„Ah, Paul is angry!“, rief der Deutsche und schnipste mit dem Finger.
„Not Paul angry, wife angry! Him trouble with wife!“, sagte die Bartenderin mit besorgter Miene.
Der Deutsche kannte die wife des Elsässers flüchtig. Aber er wusste, dass die beiden nicht verheiratet waren, sondern in einer eheähnlichen Gemeinschaft lebten. Ob die Bartenderin aus Unwissenheit die falsche englische Vokabel benutzte oder diese bewusst verwendete, blieb in dieser Nacht ungeklärt. So Unrecht hatte die junge Frau mit dem Begriff wife nicht, denn Tücken des thailändischen Gesetzes schweißten Paul und seine Lebensabschnittspartnerin unerbittlich zusammen. Die Klausel, dass ein ausländischer Kleininvestor maximal 49% der Anteile an einem thailändischen Unternehmen halten kann, machte die wife von Paul zur Mehrheitseignerin der modern eingerichteten Musikkneipe auf der Sukhumvit.
„Why does he have trouble with his wife?“, fragte der Deutsche und achtete pedantisch auf eine richtige englische Grammatik.
„Him bumbum with Lady Soi Cowboy.“
„Now?“
„Cannot!“
„Why?“
„Bar closed.“
„In Soi Cowboy?“
„No!“
„Which bar is closed?“, fragte der Deutsche, wobei er sich nicht sicher war, ob die englische Grammatik in diesem Fall ein has closed oder ähnliches verlangte .
„Bar Sukhumvit closed. You see, no bar outside“, antwortete die Bartenderin lächelnd, aber bestimmt.
„Why is no bar outside?“, fragte der
Weitere Kostenlose Bücher