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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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mich nun, ob Ihr Besuch bei mir und das Phantombild damit zu tun haben?“
    „Leider darf ich über unsere Ermittlungen nicht reden.“
    „Ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Grüßen Sie Inspektor Gun von mir“, sagte die alte Dame lächelnd und erhob sich aus ihrem Bürostuhl.

Der Maulwurf
     
    Montagabend
     
    Der Handrücken mit der tätowierten Fratze strich sanft über das blinkende Chrom. Die Restwärme des Motors war deutlich spürbar. Der Hagere schätzte die Zeit auf eine halbe Stunde, seit Mex sein Dienstmotorrad, eine weiße Honda, hier abgestellt hatte. Er kratzte sich am Kinn und nickte seinem muskulösen Partner zu.
    „Er ist oben in der Wohnung. Wir müssen ganz behutsam mit ihm umgehen“, sagte der Hagere lächelnd.
    Der kahlköpfige Muskelmann nickte. Er verzog keine Miene. Auch er hatte die Fratze Yanluo Wangs als Tattoo. Jedoch war die Maske kaum sichtbar, da Haare auf seinem Handrücken die Zeichnung verdeckten.
    Ihr Auftrag war heikel, aber lohnend. Die Messerattacke auf Mex Gehörgang lag keine vier Tage zurück. Und wie jedes wilde Raubtier, war Mex im angeschossenen Zustand unberechenbar. Zu seiner Aggressivität kam erschwerend seine persönliche Dienstwaffe, eine Ruger Halbautomatik.
    Die beiden Schläger waren das erfolgreichste Duo in der Firma. Bei heiklen Missionen viel das Los auf sie. Der alte Wang hatte durchblicken lassen, dass ein mächtiger Jaopho aus der Provinz Chonburi ihn um einen Gefallen gebeten hatte. Mr. Wang, der das Inkasso der Spielkasinos in Bangkok beherrschte, schickte umgehend den Hageren und seinen muskelbepackten Partner ins Rennen.
    Der Sicherheitsmann am Hauseingang löste sich in Luft auf, als er das ungleiche Pärchen kommen sah. Das geringe Monatsgehalt rechtfertigte den Selbsterhaltungstrieb des Familienvaters.
    Das Treppenhaus war eng und steil. Der Muskelmann keuchte leicht bei jeder weiteren Stufe, die er überstieg. Der Abstand zwischen ihm und dem Hageren wurde größer. Der Hagere erreichte Mex Etage und setzte sich auf die letzte Treppenstufe. Mehr als ein Stockwerk trennte ihn jetzt von seinem Partner. Er zündete eine L&M an und inhalierte tief über die Lunge. Der Rauch strömte aus seiner Nase. Keuchend erschien die Figur des Muskelmanns auf dem letzten Treppenabsatz unterhalb des fünften Stocks. Der Hagere schnipste die halb gerauchte Zigarette in den Flur und streckte seinem Partner den helfenden Arm entgegen.
    „Als du noch geraucht hast, warst du in besserer Form“, sagte er flapsig zu dem Muskelpaket, das nach Luft japste.
    „Du meinst ich sollte weniger Hähnchen fressen. Du scheinst ja guter Laune zu sein. Bist du wieder auf Yaba?“, erwiderte der Muskelmann mit seiner sonoren Stimme und fasste nach der ausgestreckten Hand des Freundes.
    „Nur ne halbe Pille! Ehrenwort!“
    „Du weißt, dieses verfluchte Zeug wird noch mal dein Untergang sein.“
    „Red kein Stuss, ich kanns jederzeit lassen“, sagte der Hagere und klopfte seinem Partner auf die Schulter, der es in den Flur geschafft hatte.
    „Du siehst doch, wie gut ich Form bin.“ Der Hagere tänzelte auf der Stelle.
    „Ich nehm dich beim Wort.“
     „Trittst du die Tür ein oder soll ich das übernehmen?“
    „Ich schlage vor, bevor wir Krach machen, klopfen wir doch einfach an“, schloss der Muskelmann das kurze Gespräch ab.
    Die Männer postierten sich rechts und links am Türrahmen. Der Hagere holte seinen schwarzen Revolver aus der Innentasche seines hellen Freizeitsakkos und klopfte mit dem Knauf behutsam an die Kunststofftür. Keine Antwort. Er klopfte ein zweites Mal. Undeutlich erkannten die Männer Mex Stimme aus dem Innenraum. Die Tür öffnete sich. Ehe Mex Luft holen konnte, hatte der Muskulöse seine Pranke an den Hals seines Opfers gesetzt und zugedrückt. Mex schnappte nach Sauerstoff. Der Muskulöse schob ihn mit gestrecktem Arm ins Zimmer und presste ihn gegen die Wand des Badezimmers. Das billige Gemälde, das dort hing, fiel zu Boden.
    „Wir kommen in friedlicher Absicht, Herr Polizeiinspektor“, sagte der Hagere leise und schloss die Wohnungstür. Mit Verachtung schaute er auf den Mann in Shorts und Unterhemd, der wie eine Kasperlepuppe an der Wand klebte.
    Der Muskelmann lockerte seinen Griff am Hals. Mex atmete hastig. Der Kehlkopf schmerzte. Der Muskelmann ließ ganz von ihm ab.
    „Setzen Sie sich, Herr Polizeiinspektor.“ Die hohe, flüsternde Stimme des Hageren schauderte Mex.
    Der Muskulöse ergriff Mex Arm und führte ihn

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