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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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verlassen.“
    „Jawohl, Sir. Die Nutten gehen bereits. Und einer der Japaner hat die Rechnung bestellt.“
    „Straße sofort abriegeln“, befahl Gun den beiden Polizisten, die die Soi ober- und unterhalb des Cafe Sunshine absperren sollten. Wenige Sekunden später blockierten zwei Polizeiwagen die Durchfahrt. Das erste Taxi hielt an der Absperrung in Höhe Nana-Hotel. Der geringe Straßenverkehr führte zu keinem Rückstau zur Sukhumvit. In südliche Richtung begrenzen die Grundstücke des staatlichen Tabakmonopols die Soi 4. Störende Einflüsse waren aus dieser Richtung nicht zu erwarten.
    „Ist unser Taxi bereit?“, fragte Gun den Kollegen neben sich.
    „Jawohl, Sir“, antwortete der junge Mann.
    Am Steuer des falschen Taxis saß ein DSI-Beamter, der ein dünnes Hemd über die kugelsichere Weste gezogen hatte. Auf der Rückbank lauerte ein Lumphinipolizist mit entsicherter Pistole. Gleichzeitig hatte sich der dritte DSI-Mann unauffällig zwischen die wenigen Gäste eines Kaogaengs gemischt, das auf der gegenüberliegenden Bürgersteigseite des Sunshines lag. Kontakt mit der Einsatzzentrale in der Wäscherei hielt er mittels eines kleinen Ohrstöpsels. Der Lumphinibeamte, der im vorgeschobenen Beobachtungsposten auf der Lauer gelegen hatte, war derweil über den Rücksitz durch die hintere Seitentür des Corollas nach außen gekrochen. Die gezogene Halbautomatik im Anschlag wartete er auf den Einsatzbefehl.
    Wie erwartet traten die Yakuzas, zwei kleine stämmige Männer, auf den Bürgersteig und hielten Ausschau nach einem Taxi. Unbekümmert plauderten sie unter einer erbarmungslosen Mittagssonne. Ihre geschlossenen Sakkos ließen die Frage offen, ob sie bewaffnet waren. Die Straße wirkte durch die Absperrung wie ausgestorben. Das falsche Taxi näherte sich den beiden Personen. Flüchtig winkte einer der Japaner das Fahrzeug herbei. Das Auto verlangsamte und stoppte parallel zu den Wartenden. Der Japaner griff zur Fahrzeugtür, öffnete sie und beugte sich dem Fahrer entgegen. Versteinert starrte er in die Mündung einer schussbereiten 9x19mm. Der Yakuza glaubte, das Pulver riechen zu können.
    Als Guns Befehl zum Zugriff kam, sprang der DSI-Beamte von seinem bequemen Hocker des Kaogaeng auf und rannte mit vorgehaltener Waffe die wenigen Meter auf die beiden Schwerverbrecher zu. Zeitgleich nahm der Lumphinipolizist über das Dach seines ihm Deckung gebenden Corollas die Japaner ins Visier und sicherte die Aktion des wagemutigen, vorstürmenden Kollegen ab. Der Überraschungsangriff verlief lehrbuchhaft. Zu Salzsäulen erstarrt, die Arme hilflos in die Luft gestreckt, verharrten die beiden Männer aus dem Reich der aufgehenden Sonne auf der Stelle. Umgehend wurden sie gegen die Seite des Taxis gedrängt und nach Waffen abgetastet. Negativ. Die DSI-Beamten fesselten sie mit Handschellen; eine Gegenwehr fand nicht statt.
    Chaiyon, Gun und der dickliche Einsatzleiter des DSI waren herbeigekommen und betrachteten ihren Fang aus der Nähe. Ein Polizeifotograf machte Fotos der Beteiligten. Die Beamten klopften sich gegenseitig auf die Schultern, ob der gelungenen Polizeiaktion. Selbst Gun konnte das schreckliche Bild der toten Frau auf dem schmutzigen Steinboden aus seinem Gedächtnis verdrängen. Bis sein Handy sich an seinem Gürtel bemerkbar machte.
    „Sir, der Ehemann landet in einer Stunde auf dem Don Muang“, sagte der junge Kollege emotionslos ins Telefon.
    Es dauerte einen kurzen Moment, bis Gun das Gesprochene einordnen konnte.
    „Ah, der Ehemann. Am besten holen Sie ihn am Flugplatz ab und bringen ihn gleich in die Gerichtsmedizin. Wir treffen uns dann dort“, antwortete Gun. Mit kleinen Schritten entfernte er sich von der fröhlich lachenden Gruppe seiner Kollegen, bis er alleine in der Mitte der Soi 4 stand.
    „Jawohl, Sir.“
    „Schon was über die Kasinos rausbekommen?“
    „Nein, leider nicht, Sir. Und wenn sie nicht in unserem Revier gespielt hat?“
     „Gut, wir sehen uns in der Pathologie.“ Gun steckte das Handy zurück in die Gürteltasche.
    Es brummte erneut. Das Display zeigte keine anrufende Nummer. Das Revier oder seine Frau schieden aus.
    „Inspektor Gun am Apparat“, meldete er sich.
    Die Stille am anderen Ende der Leitung wurde durch das Wegfahren des Polizeiautos mit den Gefangenen unterbrochen.
    „Hallo, wer ist in der Leitung?“, fragte Gun mit lauter Stimme und ging in Richtung seines Dienstfahrzeugs.
    „Sind Sie Inspektor Gun?“, fragte die zaghafte

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