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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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Textilien, DVDs oder Packungen gefälschter Viagratabletten anboten, standen Kunststoffschemel, Tische und Alkoholtheken. Die Tresen waren mit blühenden Schnittblumen dekoriert. Aus Kassettenrecordern plärrte Popmusik. Einladend lachten attraktive Bartenderinnen den Männern zu.
    Guns chinesischer Schatten blieb auf der Fahrbahn der Sukhumvit und schob das Moped gegen die Fahrtrichtung. Diese dritte Fahrsspur diente den ungeduldigen Fußgängern als Überholspur. Den Blickkontakt zu Gun hielt er eisern. Ab und zu unterbrachen Brückenpfeiler, Autos, Alkoholtheken oder Nudelbratereien die Sicht.
    „I love you!“, zwinkerte eine Zwanzigjährige, die adrett in ihrem Sommerkleid wirkte. Der dreißigjährige Östereicher in Jeans und T-Shirt war von der Aufmerksamkeit der jungen Frau angetan. Geschmeichelt lächelte er zurück und blieb stehen.
    Im Schneckentempo marschierten die Vergnügungssüchtigen in Richtung Nana. Guns Uniform beindruckte die Freier nicht. Unzählige Prostituierte säumten im Spalier die ein Kilometer lange Strecke. Die Frauen hielten den Atem an und wunderten sich, dass ein hochrangiger Polizeioffizier im Strom der Fremden schwamm.
    „You want fuck me?“, wisperte eine Kleine, die verdächtig minderjährig aussah. Sie drehte sich im Kreis und wackelte mit ihren Gesäßbacken, die in ihrer schwarzen Stretchhose perfekt zur Geltung kamen. Zwei Männer aus dem Orient  positionierten ihren angefressenen Hüft- und Bauchspeck vor dem Mädchen und ihrer gleichaltrigen Freundin. Die beiden Beinahe-Teenager ließen ihre Arme und Brüste begrabschen. Dann hakte sich die Kleine zwischen den behaarten Unterarmen der dicken Männer unter. Die Freundin hatte das Nachsehen und blickte dem ungleichen Trio nach, als dieses in der Masse verschwand.
    Einige Nutten suchten rechtzeitig das Weite, als sie das Herannahen des Polizeichefs von Lumphini bemerkten. Vielleicht waren sie Gun im Flur des Reviers begegnet, als sie wegen Beischlafdiebstahl oder anderer Verfehlungen durch die polizeiliche Mangel gedreht wurden.
    Das „Handsome man! I go with you?“ hörte der Taiwanese bei seinem nächtlichen Jagdzug. Die Dreißgjährige mit dem ausladenden Dekolleté sprach seine erotischen Sinne an. Lasziv strich sie durch ihr glattes Haar. Ein aromatischer Parfümhauch schweifte über die flachen Nasenflügel des Mannes aus Taipei.
     Von Ausländern eingekeilt quälte sich Gun in Zeitlupe über die Sukhumvit. Überall auf der Strecke lauerten potentielle Stauquellen, die meist aus Tischen und Bänken bestanden. Jede enge Stelle entwickelte sich zum Flaschenhals. Es gab keinen Platz für den Inspektor, in dieser triebgesteuerten Kolonne Raum gutzumachen.
    Eine Armada von Taxis kroch über die sechs Spuren der Sukhumvit. Wie Raubvögel cruisten die Fahrzeuge über den Asphalt. Blitzschnell, gleich dem Adler auf der Jagd nach Beute, erspähte einer der Fahrer den Taiwanesen und die Dreißigjährige am Straßenrand, hupte und stieß zu.
    Freier und Prostituierte quetschten sich in dunkle Nischen und Ecken, um ihre Notdurft zu verrichten. Ungeniert urinierte ein betrunkener Farang an eine Hauswand, die wenige Meter vom Bürgersteig versetzt war. Der Mangel an Sanitäranlagen während der langen Nacht zwang die Nachtschwärmer zur Suche nach Alternativen.
    Die Alkoholtheken wechselten mit mobilen Garküchen, deren kulinarisches Angebot von Nudelsuppen bis Wokgerichten reichte. Die Stühle und Bänke der Restaurants quollen über von Anbieterinnen und Nachfragern, die bei ausreichend Bier und scharfen Reisgerichten ihre sexuellen Arrangements trafen.
    Die Elektrizität für die Beleuchtung der Bars und Essstände stammte von Autobatterien. Erfinderische Thais zapften die Verteilerkästen des städtischen Stromnetzes an, um ihre Fernseher und Stereoanlagen zu füttern.
    Nach einer halben Stunde Gedränge und Geschiebe erreichte Gun die Soi 3, die der Soi Nana gegenüberliegt. Die Exkursion durch das illegale Nachtleben seines Reviers näherte sich dem Ende. Das braune Uniformhemd hatte er durchgeschwitzt.
    Das helle T-Shirt des Chinesen zeigte ähnliche Schweißflecken. Hinter dem Sichtschutz eines Leiterwagens, auf dem Plastikstühle gestapelt waren, ruhte er aus und beobachtete den Inspektor, als dieser in ein Taxi stieg. Der Chinese verfluchte Gun wegen dieser nächtlichen Tortur über die Sukhumvit, deren Sinn er nicht verstand.
    In der angenehmen Kühle eines Toyotas ging Inspektor Gun in Gedanken die Straftatbestände

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