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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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und Ordnungswidrigkeiten durch, deren Zeuge er geworden war: Allen Verfehlungen voran thronte die Prostitution, gefolgt vom ungenehmigten Verkauf von Alkoholika in den Bars und das Nichteinhalten der Sperrstundenverordnung. Den dreisten Dieben von Elektrizität zollte er einen Funken Respekt, da diese Kreativität bewiesen. Den Männer und Frauen, die in dunkle Ecken pissten, brachte er Mitleid entgegen. Das Wegwerfen von Zigarettenkippen fand der ewige Nichtraucher unakzeptabel, trotz des latenten Mangels an Abfalleimern in seiner Stadt. Als Schlusspunkt kam die Störung der Nachtruhe dazu, aber wo es keinen Kläger gab, schien es auch keinen Richter zu geben. Gun legte bei dieser Aufzählung keinen Wert auf Vollständigkeit. Trotzdem genügte sie ihm, sich aus seinem Dilemma zu befreien.

Auf dem Chao Praya
     
    Samstagabend
     
    Abgehetzt erreichte Gun die Wartehalle des Thaksinpiers und sah, wie das vorletzte Expressboot in den braunen Fluten des Chao Praya ablegte. Außer Atem setzte er sich auf eine der spartanischen Steinbänke. Sein weißes Baumwollhemd zeigte den Ansatz von Schweißflecken unter den Achseln. Angespannt schaute er auf seine Armbanduhr, die ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau war.
    Die Dunkelheit der Nacht nahm vom Fluss Besitz. Die   Neonröhren unter der Deckenkonstruktion flackerten. Scharen von Insekten tummelten sich um die Lichter.
    Die Menschen strömten in Feierabendlaune unter das Dach der Wartehalle, das von Betonpfeilern abgestützt wurde. Gun erhob sich und stellte sich in die Warteschlange, die sich vor der schmalen Zugangsrampe bildete. Direkt hinter ihm reihten sich drei junge Engländerinnen ein, die anhand ihrer einfachen Kleidung und ihres ungezwungenen Habitus als Rucksackreisende der Khaosan Road erkennbar waren.
    Die Digitalkameras der drei Frauen richteten sich auf das ankommende Expressboot, das auf dem schmutzigen Wasser des Flusses seinen Weg zur Anlegestelle suchte. Eine Fähre aus glänzendem Teakholz blockierte die Durchfahrt des Langbootes. Nachdem die Fähre zwei Farangs in Abendgarderobe an der Westseite des Chao Praya abgesetzt hatte, machte es den Weg frei für das wartende Expressboot. Im Rückwärtsgang tastete sich dieses an die Anlegestelle heran. Der Dieselmotor heulte auf. Der langgezogene Rumpf des Bootes presste sich gegen eine Reihe von Autoreifen, die den Stoßkontakt zum Ufer auffingen. Ein Junge, der in blauer Arbeitskleidung und mit blauer Schildkappe bekleidet war, sprang auf das Kai und vertäute das Boot mit einem dicken Seil.
    Die Rampe schwankte, als sich die Warteschlange in Bewegung setzte und sich in das Expressboot ergoss. Rechts und links des Mittelgangs befanden sich gelbe und orangene Kunststoffsitze, die in Zweierreihen angeordnet waren. Auf einigen Sitzen saßen bereits Passagiere, die an früheren Stationen eingestiegen waren. Unter der niedrigen Decke des Langbootes hingen Rettungsringe.
    Hinter den drei Holzstufen, die zum Vorderteil des Bootes führten, lief Gun in zwei wartende Mönche hinein. Die Bonzen verengten den Durchgang zum überdachten Fahrgastraum. Höflich entschuldigte sich Gun für seine Unachtsamkeit. Die glatzköpfigen Männer trugen safrangelbe Gewänder, die jeweils eine Schulter freiließen. Die Männer traten einen Schritt in Richtung Reling, wo bereits eine junge Tomboy wartete. Geistesabwesend starrte die Frau in Männerkleidung auf das nächtliche Ufer von Thonburie. Die Frau hatte Kopfhörer auf und schien sich der Musik hinzugeben. Gun registrierte sie beim Vorbeigehen aus dem Augenwinkel.
    Aufmerksam durchschritt Gun den Mittelgang und setzte sich auf einen der vorderen Plätze an der Reling, so dass die meisten Passagiere in seinem Rücken Platz nahmen. Sein Blick glitt über die dunkle Wasserfläche zum Westufer hinüber, wo die Fassade des 25-stöckigen Wohnturms des Hilton Hotels in bläulichem Licht glänzte. Umgehend wurde der Sitzplatz neben ihm von einer jungen Krankenschwester besetzt, die ihre weiße Schwesterntracht anbehalten hatte. Suchend blickte Gun zur Seite und nach hinten. Sein chinesischer Schatten mit dem Helm in der Hand fiel ihm nicht auf.
    Die Dieselmotoren trieben das vollbesetzte Boot zügig nach Norden. Aus Sicherheitsgründen ruhte der Güterverkehr mit Frachtkähnen während der Dunkelheit. Zweistöckige, hell erleuchtete Restaurantboote kreuzten zwischen den Ufern. Deutlich erkannte Gun, wie die  Gäste am Buffet anstanden und sich unterhielten.
    Die schmale Sichel des

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