Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Shopping Mall, wo wir die Zeit totschlagen können. Maja stimmt ein, obwohl ich nicht erkennen kann, ob sie wirklich damit zufrieden ist.
Die Buslinie 2 führt uns durch die Stadt zum Bahnhof nach Secunderabad. Hier sieht alles gediegener aus, aber ich finde nirgends die ersehnte Shopping Mall. Wir laufen kreuz und quer, vorbei an einer Demonstration und beschließen nach zweieinhalb Stunden das Unternehmen abzubrechen. Die Mittagssonne brennt unaufhörlich. Hätten wir das Fort Golkonda besucht, wäre die Zeit bestimmt effektiver vorbei gegangen. Aber das kann ich ihr jetzt nicht sagen. Wohl ihrer Schuld bewusst jammert Maja auch nicht und stapft tapfer neben mir her. Wir fahren zurück und setzen uns in den Coffee Day. Mein erster Kaffee des Tages.
Maja
Kaum Schlaf, kaum Essen, völlig fertig. So hatte ich mir unseren ersten gemeinsamen Urlaub wahrlich nicht vorgestellt! Und jetzt: Rucksäcke schultern und auschecken. Vier Stunden bevor unser Zug fährt, aber aufgrund der 24-Stunden-Regelung müssen wir das Hotel verlassen. Nun gut, das fällt mir natürlich leicht. Nur das schwere Gepäck die ganze Zeit mit zu schleppen nicht. Mit dem stehen wir nun vor dem Hotel und die Sonne brennt unbarmherzig. Der Schweiß läuft mir den Rücken hinunter und sammelt sich in meiner Unterhose. Alles klebt und die einzige Devise lautet: Schatten suchen! Den finden wir nach einem einstündigen Marsch in einem Kinderpark.
Der Eintritt kostet fünf Rupien, die wir gerne zahlen. Dafür können wir die verbleibenden Stunden auf einer Bank die Füße hochlegen. Unser Ausblick ist die riesige Buddha-Statue, die mitten im Hussain Sagar, einem künstlichen See, steht. Beeindruckend. Doch dass der 350 Tonnen Monolith 1990 bei dem Versuch ihn in die Mitte des Sees zu schiffen sank, acht Menschen mitriss und danach zwei Jahre auf dem Grund liegen blieb, zerstört mir die Unbeschwertheit. Warum kann hier nicht einfach mal etwas rundherum perfekt sein? Wir hatten noch keinen Tag unserer Reise, der gänzlich schön war. Irgendein Aspekt hat bislang stets die Stimmung verdorben. Ich frage mich, wann die Entspannung beginnt.
Die Hitze macht mich lethargisch und lenkt mich von weiteren Grübeleien ab. Wir ruhen im Park und ich träume von einem großen Eis.
»Paul, ich hätte gerne ein Eis.«
»Mhm, dann hol uns doch eins, da hinten ist ein Kiosk.«
»Aber die Kühlkette … Ich bin mir unsicher, ob es richtig gekühlt wurde.«
»Tja, aber es ist doch ein fester Stand, mit Dach.«
»Und was ist mit Stromausfällen?«
»Keine Ahnung, aber bring mir ein Eis mit!«
Na gut, soviel zum Thema Vorsicht beim Essen. Mir ist heiß und die Kühlkette völlig wurscht. Ich raffe mich auf und schaue beim Kiosk in die Tiefkühltruhe. Sie ist zwar mit Eiskristallen überzogen, aber die Eispackungen sehen gut aus. Zudem ist auch der Durchlauf hoch. Bevor eine Großfamilie mit fünf kleinen Kindern ebenfalls den Stand erreicht, greife ich schnell zwei Kegel Pistazien-Kulfi am Stil. Mit den Eistüten komme ich zurück zur Bank.
»Hier, nimm schnell, es schmilzt schon.« Paul greift gierig nach seinem Kulfi. Als wir einträchtig schleckend und zufrieden nebeneinander auf der Bank sitzen, denke ich, dass der Tag doch noch richtig schön wäre, hätten wir nicht schon wieder eine Nachtzugfahrt vor uns. Laut spreche ich meinen Gedanken lieber nicht aus. Dabei habe ich inzwischen arge Zweifel an Pauls Planung und bin verstimmt, ob seiner anstrengenden Route in den Süden. Was hat er sich bloß dabei gedacht? So viele Fahrten über Nacht hintereinander und dazwischen immer nur eine Nacht in einer Stadt, bevor wir weiterhetzen müssen. Mir fehlen Ruhe und Muße. Gerne hätte ich wieder drei Nächte an einem Ort und nicht ständig neue Eindrücke, die mich erschlagen.
Dennoch versuche ich, meinen Unmut Paul nicht spüren zu lassen. Immerhin hat er sich um alles gekümmert und unsere Reise im Vorfeld minutiös bis ans Meer hinunter durchgeplant. Aber ich hatte ein stressfreieres Reisen erwartet. Nun denn, Vorwürfe bringen jetzt nichts. Nur noch zwei Stationen und wir sind erstmal längere Zeit am Indischen Ozean. In Pondicherry können wir es uns so richtig gemütlich machen und einfach ausspannen! Die Vorstellung von einem romantischen Meeresaufenthalt zu zweit gibt mir Kraft für die Weiterreise.
»Na Paul, dann nehmen wir mal die nächste Nachtzugfahrt in Angriff, was?« Ich bemühe mich gelassen zu klingen, auch wenn mir die hotellosen Zeiten
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