Sonne, Meer und Bea (German Edition)
mich recht penetrant wirkt.
Ich versuche mich ins Gespräch einzubringen, was jedoch gar nicht so leicht ist, denn Beas Pausen füllt Paul mit seinem Redebedarf aus. Als es an die dritte Runde geht, bestelle ich mir schnell eine Cola. Paul und Bea prosten sich derweil gut gelaunt mit einem weiteren Bier zu. Ich hingegen bin bereits etwas betrunken, aber nicht angeheitert, sondern eher schwer im Kopf. Mir missfällt, dass Paul an Beas Lippen hängt und nicht einmal etwas sagt, als sie anfängt zu rauchen. Dabei sind wir uns doch einig in unserer Antipathie gegen Zigaretten. Als ich einwerfe, dass wir den Rauch nicht mögen, meint Paul schnell: »Ach, der Rauch zieht doch nach hinten weg. Kein Problem!«
Resigniert lehne ich mich zurück. Den Abend hatte ich mir wahrlich anders ausgemalt. In der Gegenwart von Bea fühle ich mich unwohl. Wie sie aufreizend lacht und sich dabei immer wieder durch ihre langen lockigen Haare streicht. Bilde ich es mir ein, oder schmeißt sie sich hier vor meinen Augen an Paul ran? Sie sieht wirklich gut aus, das ist leider nicht zu leugnen. Knackig braun ist sie und alles sitzt bei ihr an den richtigen Stellen. Ich versuche diesen Umstand auszublenden und denke »egal, ist ja nur für heute Abend.« Das Gute am Umherreisen ist ja, das alle Begegnungen nur flüchtig und vorübergehend sind. Man lernt sich kennen, aber richtige Freundschaften zu schließen ist kaum möglich. Manchmal ist das schade, aber es hat durchaus auch positive Seiten, wie in diesem Fall. Außerdem haben wir ja eine Abmachung!
Doch auf einmal wendet sich der Abend in die ganz falsche Richtung. Bea hat uns für Morgen zu einer Stadtrundfahrt eingeladen und ich muss fassungslos mit ansehen, wie Paul freudig zusagt. Völlig entgeistert wanke ich hinter den beiden die Treppe hinunter. Gut gelaunt verabschiedet sich Bea. Sie gibt Paul einen Kuss auf jede Wange und drückt ihn an sich. Na, das wird ja immer besser! Aber ehe ich mich versehe, bin auch ich an der Reihe, bekomme ebenfalls zwei Küsschen und eine Umarmung. Vor lauter Verblüffung mache ich einfach mit. Als sie verschwunden ist, frage ich Paul, was das sollte. Ich bin verärgert über sein Verhalten. Aber die vertraute Abschiedsszene ging eindeutig nicht von ihm aus. Vielleicht reagiere ich über. Mit Glück wird Bea morgen gar nicht auftauchen. Zuverlässig wirkt sie nicht. Ich denke, sie ist sehr oberflächlich.
Das dritte Rad
Paul
Wir sitzen auf der Dachterrasse unserer kleinen Pension und genießen den Blick auf den Indischen Ozean. Es gibt ein original französisches Frühstück. Lecker! Croissants und Kaffee, wie zu Hause.
Neben uns hat sich ein Pärchen platziert, das uns aber keines Blickes würdigt. Ein »Bonjour« hier, ein »Bonjour« da, das ist alles an Kommunikation. Komisch, Pondicherry ist ein schöner, aber einsamer Ort. Wir kommen kaum in Kontakt, weder mit Europäern noch mit Indern. Niemand schenkt mir Aufmerksamkeit.
Bea ist anders. Sie treffen wir gleich an der Touristeninformation. Von dort startet die Stadtrundfahrt. Ich freue mich, denn noch einen Tag herumzulungern bekommt mir nicht. Maja ist missmutig. Sie würde wahrscheinlich lieber in Pondicherry bleiben und in den Auroville-Shops stöbern. Aber ich will heute Auroville im Original sehen. Bea hat gestern von der Utopie des Ortes geschwärmt. Sie hat viel darüber gelesen und uns alles erzählt. Es gehe dort um Selbstverwirklichung und das Leben im Einklang mit der Natur. Das klingt gut.
Die Touristeninformation liegt um die Ecke, direkt an der Strandpromenade. Wir kaufen zwei Tickets und setzen uns auf die Stufen vor dem Eingang. Ein kleiner Bus steht bereit. In ihm sitzen drei indische Pärchen und zwei Französinnen.
»Bea kommt nicht!«, meint Maja.
»Ach, die ist bestimmt nur etwas spät dran.«
»Du scheinst sie aber schon gut zu kennen!«
»Was soll jetzt diese schnippische Art?«
»Bea kommt nicht«, setzt Maja nochmals an.
»Bea kommt!« Ich sehe sie um die Ecke biegen.
»Ach, schön, dass ihr auf mich gewartet habt. Grüezi Maja, Paul.« Bea fällt uns um den Hals, als hätten wir uns Monate nicht gesehen, ein Küsschen links, eins rechts.
»Wo gibt es die Tickets? Habt ihr schon welche? Ach ja, ich sehe! Wartet auf mich!« Sie verschwindet im Gebäude.
Wir steigen in den Bus ein, denn der Fahrer drängelt, indem er den Motor anschaltet. Ich weise ihn darauf hin, dass gleich noch jemand kommt. Er lächelt mich an und lässt den Motor aufbrummen.
Bea hetzt
Weitere Kostenlose Bücher