Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Seit wann isst du schon kein Fleisch mehr?«
»Schon immer. Meine Eltern leben auch so und deswegen bin ich damit aufgewachsen.«
»Echt? Toll! Meine Eltern essen gerne Fleisch. Meine Großeltern haben in ihrem Dorf auch selbst geschlachtet. Hühner, Kaninchen …«
»Nein danke. Wir hatten auch ein Kaninchen im Garten, aber das ist an Altersschwäche gestorben.«
»… irgendwann habe ich rebelliert. Seitdem ich alleine wohne, esse ich kaum noch Fleisch. Nur noch bei meinen Großeltern.«
»Soso, du bist also eine Teilzeit-Vegetarierin. Paul ist hingegen ein Teilzeit-Fleischfresser«, Maja grinst in meine Richtung. Ich gebe beiden zu verstehen, dass ich kaum noch Fleisch esse und bald bestimmt ganz damit aufhören kann. Bea macht mir Mut, während Maja weiter hämisch grinst.
In der Wartezeit auf unsere Pizza sehe ich meine „Gestalt“ in das Restaurant hinein schweben, knapp dahinter ihr Guru. Nun mische ich mich ins Gespräch ein und zeige Bea meine „liebste Freundin“ in Pondicherry. Maja gibt auch ihren Senf dazu. Wir amüsieren uns köstlich zu dritt.
»Der hat bestimmt ein Ding mit ihr am Laufen«, meint Maja und Bea erschrickt: »Sein Ding möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Nein Maja. Bitte nicht.« Sie bricht in schallendes Gelächter aus.
Maja
Während wir uns für die heutige Stadtrundfahrt fertigmachen, hoffe ich, dass Bea nicht auftauchen wird. Ich habe keine Lust auf sie. Auf dem Weg ins Erdgeschoss kommen wir an einer kleinen Ganesha-Statue vorbei, die mit Blumen geschmückt ist. Ich weiß, dass der Gott Süßigkeiten liebt. Paul ist in derart freudiger Erwartung auf den Tag, dass er großen Schrittes voran auf die Straße stürmt. So bekommt er nicht mit, dass ich schnell ein Mango-Bonbon aus meiner Tasche krame und Ganesha hinlege. Ich flüstere: »Bitte mach, dass Bea nicht kommt.« Ich habe keine Ahnung vom Hinduismus, und wie man mit seinen Göttern redet, und hoffe, mein Gebet wird dennoch erhört.
Anscheinend habe ich es richtig gemacht, denn von Bea ist bei der Touristeninformation weit und breit nichts zu sehen. Wir setzen uns mit unseren Tickets auf die Treppe. Leider fährt der Bus noch nicht ab, wir müssen warten.
Plötzlich springt Bea um die Ecke und zerstört innerhalb einer Sekunde all meine Hoffnungen. Sie ist nicht zu übersehen mit ihrem knall orangefarbenen Rock und einer weißen Bluse, die eng an ihren drallen Brüsten anliegt. Über diesen hüpft eine bunte Holzkette mit großen Perlen auf und ab. Um ihren Kopf hat Bea sich ein zum Rock passendes Baumwolltuch gebunden, das ihre wilden Haare bändigt. Sie schmettert uns ein markerschütterndes »Grüezi« entgegen. Ihre überdimensionale Sonnenbrille nimmt sie ab, als sie zur Begrüßung erneut Küsschen auf unseren Wangen verteilt. Ich muss mich anstrengen, damit meine Gesichtszüge vor Enttäuschung nicht entgleisen, und schaffe ein halbwegs höfliches »Hallo«. Aufgekratzt stürmt Bea weiter zum Ticketschalter. Wir steigen derweil in den Bus.
Beas Redeschwall nimmt auch heute kein Ende. Ich habe mich ans Fenster gesetzt, um raus zu gucken und mich damit ablenken zu können. So habe ich etwas Abstand zu ihr. Allerdings hat sie deshalb auch uneingeschränkten Zugriff auf Paul. Wie gestern haben sich die beiden viel zu erzählen.
Als wir einen Garten am See besuchen, hüpft Bea direkt auf eine von zwei langen Baum-Schaukeln. Sie quietscht und kichert vergnügt. Paul sichert sich die andere Schaukel und lässt mich einfach stehen. Der Anblick der beiden, die sich beim Schaukeln amüsieren, versetzt mir einen Stich. Hey Paul, wer ist denn hier das tolle Paar!?
Das ertrage ich nicht und laufe zum See. Ich setze mich ans Ufer und beobachte die indischen Pärchen, die mit Ruderbooten auf den See gefahren sind. Die Männer versuchen elegant die Boote durch das Wasser zu lenken und kämpfen mit den Rudern und ihrer Balance. Die beiden älteren Frauen sehen finster drein, ihnen ist der Wassertrip wohl nicht geheuer. Nur das junge Paar turtelt herum und das Mädchen bewundert offensichtlich die starken Oberarme ihres Geliebten. Paul hat auch so wunderbar muskulöse Arme. Ich zwinge mich, nicht zu den Schaukeln zu blicken und auch nicht dem Lachen zu lauschen, das mit dem Wind zu mir getragen wird. Erst nach einer Viertelstunde stehe ich auf und kehre zum Baum zurück. Paul springt nun in hohem Bogen von seiner Schaukel ab und Bea ruft entzückt: »Wow Paul, du bist aber sportlich!«
Endlich wendet Paul sich
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