Sonne, Meer und Bea (German Edition)
in den Bus und setzt sich auf die andere Seite vom Gang. Sie schaut mich freudestrahlend an: »Super, geschafft!«
Bea redet ohne Unterlass. Ich hätte nicht gedacht, dass sie immer neue Themen findet.
»Ihr beiden seid ein tolles Paar. Die meisten Paare, die ich kenne, werden mit der Zeit total spießig, sind nur noch auf sich selbst bezogen und langweilig. Ach Maja, ich beneide dich! Dein Paul ist echt klasse.«
Ich fühle mich geschmeichelt und lächle verlegen. Maja blickt desinteressiert aus dem Fenster. Ich tätschle ihr über die Hand.
»Ein tolles Paar«, wiederholt Bea und kommt gleich zum nächsten Thema. »Ist euch aufgefallen, dass die anderen Leute in Pondicherry so ungesprächig sind?«
»Und manche entrückt«, entgegne ich und nutze die Chance, Bea von der „Gestalt“ zu berichten, die ich gestern im Park Guesthouse entdeckt habe. Bea lacht und ich lache mit.
Die Stadtrundfahrt führt uns zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, an denen wir herausgelassen werden, ein Zeitlimit bekommen und schnell durchhecheln. In einem kleinen Resort, wo eine Bootstour durch die Mangroven ansteht, klinken wir uns aus. Wir warten die halbe Stunde auf die anderen in einem kleinen Garten. Dort hängen von einem alten Baum zwei Schaukeln, mit riesenlangen Seilen. Bea erstürmt die vordere Schaukel, ich sichere mir die Zweite. So schaukle ich mit Bea. Danach überlasse ich Maja meine Schaukel. Ich lehne mich an den Baum und beobachte meine beiden Damen. Wir haben viel Spaß zusammen.
Am Nachmittag steht Auroville auf dem Plan. Bea ist ganz aufgeregt. Wir werden am Besucherzentrum herausgelassen, wo wir eine Einführung in die Philosophie des Ortes erhalten, die auf den Ideen unserer beiden Freunde Aurobindo und der Mutter fußen. Bea schaut sich alles ganz genau an, Maja starrt gelangweilt auf die Tafeln, ich stehe zwischen beiden: zwischen der Verantwortung Maja gegenüber und der Energie Beas. Ich fühle mich zerrissen.
»Maja, reiß dich mal zusammen! Wir sind ja gleich wieder in der Stadt«, gebe ich meiner Freundin zu verstehen. Ihr Desinteresse geht mir auf die Nerven.
In Auroville kann man sich nicht frei bewegen, sondern ist gezwungen, auf abgesteckten Touristenpfaden ausgewählte Bereiche der Siedlung zu erkunden. Die indischen Paare lassen sich per Elektroauto zu den Attraktionen fahren. Wir laufen zu Fuß zum Mandir, dem zentralen Meditationstempel. Bea stürmt vorneweg. Sie sieht atemberaubend aus in ihrem orangefarbenen Faltenrock, wie eine Blume im Urwald. Ich werde etwas langsamer, um Maja Schritt halten zu lassen.
»Kommt ihr beiden, ich kann den Mandir schon sehen. Auf ihr Schnecken!«, brüllt Bea durch den Wald.
Der Mandir. Ja, was soll ich sagen. Der Reiseführer erzählt uns, wie genial das Ding sei. Ich finde, es sieht aus, wie ein überdimensionierter Golfball in Gold. Bea ist begeistert und so spiele auch ich den Interessierten. Als wir erfahren, dass wir nicht in das Heiligtum hinein dürfen, zieht sie eine Schmolllippe. Ich tätschle ihr tröstend die Schulter. Enttäuscht kehren wir zurück zum Bus. Bea unterhält sich dabei mit den Französinnen. Ich gehe mit Maja hinterher.
»Wir können ja nachher in der Stadt zu dritt was Essen gehen«, schlage ich vor.
»Ich würde aber lieber mit dir alleine einen schönen Abend am Meer verbringen.«
»Komm, lass uns das Morgen machen. Morgen widme ich mich ganz und gar dir. Versprochen. Aber heute machen wir noch einen drauf.«
»Du meinst, so als tolles Trio?«, bemerkt Maja sarkastisch.
»Sind wir doch auch, oder?«
»Naja gut, aber morgen sind wir wieder ein tolles Paar!«
Als wir Bea am Bus den Vorschlag mit dem Essen machen, fällt sie Maja um den Hals. »Dann haben wir heute richtig viel Spaß, wuhhh!«
Zurück in Pondicherry laufen wir auf dem Weg zu einem italienischen Restaurant die Promenade entlang. Bea spricht viel mit Maja und es wirkt, als würden die beiden sich gut unterhalten. Ich hatte schon Angst, dass Maja Bea als Konkurrentin sieht und mir dann eine peinliche Szene macht. Aber Bea hat recht: Wir sind ein tolles Paar! Und Bea ist auch toll. Es sieht gut aus, wie meine beiden Mädels vor mir herlaufen. Maja die Ernste und Bea die Lustige.
Im Restaurant setzt sich Bea mir gegenüber. Doch für meinen Geschmack redet sie zu viel mit Maja. Ich bin eifersüchtig.
»Ach Maja, du bist Vegetarierin. Das finde ich toll. Ich esse auch kein Fleisch mehr. Jetzt bestimmt schon seit zweieinhalb Jahren. Es ist ein tolles Gefühl.
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