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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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und ich habe das erste Mal seit Langem das Gefühl, irgendwo angekommen zu sein. Das muss gefeiert werden. Heute Abend möchte ich weggehen, in eins der vielen schicken Lokale. Um die Ecke habe ich eine nette palmengedeckte Dachbar entdeckt. Es war nicht schwer Maja zu überreden, den Tag dort ausklingen zu lassen.
    Sie macht sich für mich schick und ich freue mich über den wiedergewonnenen Frieden. Ich bekomme einen Kuss und sie verspricht mir für später mehr. Wenn das kein perfekter Abend wird. Erst gehen wir essen und dann zur Dachbar. Sie ist gut gefüllt, aber wir finden einen schönen Platz mit Blick auf die Straße. An den Tischen sitzen hauptsächlich Europäer. Die meisten Gäste rauchen und so sind wir froh, dass wir an der frischen Luft sitzen und die Meeresbrise den Qualm von uns weg bläst. Ich genieße mein Bier.
    Von einem der Nachbartische kommt eine gut gelaunte Frau auf uns zu. Sie habe gehört, dass wir Deutsche seien, und fragt, ob sie sich zu uns setzen dürfe. Ich bin froh, mal wieder mit jemandem reden zu können. Wenn man Kevin außer Acht lässt, dann hatten wir unser letztes nettes Gespräch mit Annika und Moritz vor gut einer Woche.
    Sie heißt Bea und scheint ganz nett. Ein wenig alternativ und ziemlich mutig, denn sie ist ganz alleine unterwegs. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie Anschluss sucht, das kann ich nur zu gut verstehen. Wir haben ein interessantes Gespräch, so dass ich sogar darüber hinwegsehe, dass sie sich am Tisch eine Zigarette anzündet. Sie erzählt, dass sie einen Freund in Bangalore besucht hat, der ihr aber schnell auf die Nerven ging. Er saß nur in dem IT-Dorf der Internetfirma, in der er sein Praktikum macht, aber sie wollte etwas erleben, etwas vom Land sehen. So hat sie Reißaus genommen und verschwand in Richtung Meer.
    Bea stammt aus der Nähe von Basel und studiert Journalismus. Deswegen hat sie auch keine Scheu auf Leute zuzugehen. Sie hat ein sehr einnehmendes Wesen, redet ein bisschen viel, aber ist dabei nicht unangenehm. Während der nächsten zwei Biere erfahre ich vermutlich alles von ihr. Und als der Abschied droht, fragt sie uns, ob wir morgen auch die Stadtrundfahrt mit dem Ausflug nach Auroville machen wollen. Ich finde das eine gute Idee.
    Wir verabschieden uns unten auf der Straße mit Küsschen links, Küsschen rechts und einer festen Umarmung, die sich gut anfühlt. Als Bea um die Ecke verschwunden ist, schaut mich Maja böse an:
    »Was war denn das? Oh ja Bea, gerne doch, morgen um zehn. Wir freuen uns?«
    »Ich fand das eine schöne Idee.«
    »Hast du etwa unsere Abmachung vergessen?«
    »Welche?«
    »Die wegen Silvie.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und warum haben wir jetzt diese Bea am Hals?«
    »Bea hat schließlich uns angesprochen, und ich konnte doch nicht unhöflich sein …«
    »Du hättest wenigstens fragen können, ob ich einverstanden bin!«
    »Ach Maja. Sei nicht so. Wir haben bestimmt viel Spaß morgen! Lass uns noch ein wenig die Promenade entlang bummeln und dann nach Hause.«
    Und als wir das Meer erreichen, ist der Ärger verflogen und Maja schmiegt sich in meine Arme. Wir vergessen jede Etikette, an die sich hier in Pondicherry sowieso kaum einer hält. Alle schlendern Händchen haltend über den Damm. Auf unserem Zimmer hat Maja ihr Versprechen nicht vergessen und verführt mich. Ich bin zwar etwas benebelt, aber dennoch in der Lage es zu genießen.

Maja
    Paul hat sich eine Bar mit französischem Namen ausgesucht, in der wir uns ein Bier bestellen. Zunächst beobachten wir die anderen Gäste. Paul ist aufgedreht und in Laberlaune. Er freut sich, wieder unter Menschen zu sein. So, wie er sich immer wieder umschaut, hält er nach geeigneten Kommunikationspartnern Ausschau. Aber anscheinend ist er sich noch unschlüssig, wen wir ansprechen könnten. Als wir unser Kingfisher fast alle haben, kommt ihm eine Frau in unserem Alter zuvor. Sie setzt sich einfach zu uns an den Tisch und stellt sich als Bea vor. Sofort plaudert sie drauf los, sichtbar froh, endlich wieder mit jemandem Deutsch reden zu können. Ungefragt bestellt sie drei weitere Biere. Eigentlich wollte ich gerade auf etwas Alkoholfreies umschwenken, aber ich will nicht als Spielverderberin gelten und trinke mit. Bea plappert ohne Punkt und Komma und Paul verfällt in die Rolle des interessierten Zuhörers. Ich muss zugeben, ihre Schilderungen sind ganz spannend, aber ich mag ihr extrovertiertes Gehabe nicht. Sie hat ein vereinnahmendes Wesen, das auf

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