Sonne, Meer und Bea (German Edition)
an mich und hält mir seine Schaukel hin. Das Schaukeln ist herrlich. Doch nach wenigen Minuten ist der Spaß für mich vorbei. Der Reiseleiter ruft zum erneuten Aufbruch. Weiter geht es nach Auroville.
Dort angekommen hat Paul weiterhin nur Augen für Bea, die von diesem Ort völlig fasziniert ist. Ich verstehe absolut nicht, wofür ich mich hier begeistern sollte. Überall nur die immer gleichen spirituellen Sprüche. Also, mir sagen die nichts. Paul hingegen scheint seine Antipathie gegenüber Esos vergessen zu haben, denn voller Interesse bestaunt er alles, was Bea uns zeigt. Und dann, aus heiterem Himmel zischt er mir zu, ich solle mich zusammenreißen, shoppen gehen könnten wir ja später. Hä? Was soll denn das jetzt? Habe ich irgendetwas vom Einkaufen gesagt? Ich verstehe Paul heute gar nicht. Wenigstens fragt er mich vorher, ob wir zu dritt essen gehen. Ich hatte mir schon gedacht, dass wir Bea heute nicht mehr abschütteln können. Und Paul verspricht mir für morgen wieder Zweisamkeit. Das stimmt mich versöhnlich.
Bea spricht auf dem Weg ins Restaurant nur mit mir. Sie erzählt von den vielen Läden in Pondicherry, die Produkte aus Auroville verkaufen und was sie dort alles erstanden habe. Vielleicht ist mein Eindruck, dass sie es auf Paul abgesehen hat, falsch. Bea redet zwar viel naiv daher, aber ich halte unser Gespräch auch im Restaurant am Laufen, damit sie sich nicht wieder Paul zuwendet. Zumindest versucht sie vegetarisch zu leben. Paul entscheidet sich, als er das hört, ebenfalls für eine vegetarische Pizza. Ich kann mir einen triumphalen Blick nicht verkneifen, denn ich weiß, wie gerne er Salami-Pizza isst. Nach dem Essen suchen wir uns wieder eine französische Dachlokalität aus, auf der wir uns Cocktails bestellen. Ich trinke erst einen mit Alkohol, danach steige ich auf die reine Fruchtsaft-Variante um. Paul und Bea verzichten natürlich nicht auf den Rum und sind gut angeheitert. Sie erzählen sich eine Anekdote nach der anderen und lachen sich schlapp. Wann geht ihnen endlich der Gesprächsstoff aus? Ich schalte auf Durchzug. Beas oberflächliches Geplapper hält ja kein Mensch aus.
ॐ
Ich habe dennoch gut geschlafen, voll Vorfreude auf den heutigen Tag. Endlich habe ich Paul wieder für mich alleine. Zwei Tage Bea sind mehr als genug! Aber immerhin, sie hat nicht übertrieben. Die kleinen Läden in Pondicherry sind wirklich herrlich. Ganz gemütlich schlendere ich mit meinem Paul von einem zum anderen und staune über Naturseifen in verschiedenen Duftrichtungen, Holzschnitzereien, bunte Baumwollstoffe, Räucherstäbchen, ökologische Kleidung, Taschen und Portemonnaies aus Leder, und, und, und. Schade, dass ich mich auf einige Kleinigkeiten beschränken muss. Mein Rucksack ist schwer geworden und mein Portemonnaie leer. Deshalb kaufe ich mir nur eine kleine Handtasche aus Leder, Sandelholzräucherstäbchen, eine Kette mit blauen Glasperlen und ein korallenfarbenes Baumwolltuch. Paul hilft mir heute ganz lieb bei der Auswahl. Wie schön die wiedererlangte Zweisamkeit ist. Ich habe die Zweifel von gestern vergessen, wir sind ein tolles Paar! Damit hatte Bea recht. Und heute Abend gibt es einen romantischen Abschied von Pondicherry. Morgen sind wir wieder unterwegs. Diesmal freue ich mich aufs Weiterreisen. Weg von Bea. Tschüss, auf Nimmerwiedersehen!
Beim Stadtbummel stoßen wir auf ein Internet-Café. Wir sind jetzt schon etliche Tage unterwegs und hatten noch keine Gelegenheit unsere E-Mails zu checken. Kurz entschlossen gehen wir hinein. Die Computer stehen in kleinen Kabinen hintereinander. Wir nehmen jeder einen. 15 Rupien für eine Stunde, das klingt angemessen. Kathi hat mir in der Zwischenzeit viermal geschrieben. In der letzten Mail fragt sie panisch, ob es uns gut gehe, und bittet, dass ich mich so schnell wie möglich bei ihr melden solle. Ich schreibe einen langen Brief zurück und erzähle ihr ausführlich von unseren Abenteuern. Über Bea schreibe ich Kathi nichts. Ich will nicht eifersüchtig wirken, aber unverfänglich könnte ich auch nichts erzählen, dafür kennt Kathi mich viel zu gut. Und ich möchte Bea auch nicht den Raum für Erinnerungen an sie geben.
Philipp hat sich bei Paul nicht gemeldet. So scheint in Berlin alles in Ordnung zu sein.
Paul
Gestern habe ich Maja versprochen, sie heute zum Shoppen zu begleiten. Ohne Murren. Ohne Bea. Beim Frühstück ist heute Schmalkost angesagt: nur Brot und Marmelade. Aber Schwamm drüber. Ich werde mir
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