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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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fest.
    Von der Wand schauen mich mit eindringlichen Blicken Aurobindo und „die Mutter“ an. Das hat mich und Maja gestern nicht davon abgehalten, unzüchtig zu sein. Unverheiratet und splitterfasernackt teilten wir eines der Betten und waren gezwungen, uns sehr nahe zu sein. Sie obenauf und ekstatisch. Das muss Tantra sein. Die Gefühle waren intim, besonders nach den Unstimmigkeiten die Tage zuvor. Ich bin gut eingeschlafen, an Majas heißen Körper geschmiegt.
    In gleicher Pose wachen wir am Morgen auf. Die Sonne strahlt uns direkt ins Gesicht und so kann Maja heute auch nicht so lange schlafen wie sonst. Im Gasthaus ist schon viel Betrieb. Überall klappert Blechgeschirr, Türen schlagen zu, Stimmengewirr. Ich streichle Maja zart über die Wange. Sie lächelt mich an.
    »Noch mal?«, möchte ich sie verleiten.
    »Nicht jetzt. Aber heute Abend gerne wieder«, vertröstet mich Maja. Der Guru blickt mich derweil von der Wand an.
    »Naja, wir werden ja auch beobachtet.«
    Maja lacht und gibt mir einen langen Kuss.
    Wir gehen in die Kantine, um unser heutiges Frühstück einzunehmen. Das Angebot ist stark auf Europäer zugeschnitten. Kaffee gibt es. Das stellt mich zumindest zufrieden. Im Frühstücksraum sind ähnliche Figuren wie gestern anzutreffen. Die Stimmung ist gleich bescheiden.
    Der spargeldünne Kerl im weißen Gewand, der immer auf der Wiese des Geländes mit einem glückseligen Lächeln, aber toten Augen, ein paar extreme Yoga-Übungen vollzieht, ist nicht einmal der Schlimmste. Auch heute haben sich die Besucher so weit wie möglich von den anderen weggesetzt. Sie grinsen zwar alle wie die Katze bei Alice im Wunderland, aber ihr Grinsen wirkt falsch und aufgesetzt. Unter ihnen wäre der Kevin von heute Morgen noch der Normalste gewesen, ein Kumpeltyp, bestimmt. Wir sind hier in einem Ashram-Gasthaus, aber so krass habe ich mir das nicht vorgestellt.
     Als wir unser Essen bekommen, schwebt eine sphärische Gestalt zur Tür hinein, in weiten weißen Gewändern. Sie schaut sich um, bedenkt aber niemanden eines Blickes, schnappt sich eine Zeitung und setzt sich, mathematisch gesehen, in die am weitesten abgelegene Ecke, wo keine fremde Aura ihre Energien stört.
    Fünf Minuten später kommt ein schwerer Inder, ebenfalls ganz in weiß, mit langem wallenden Haar und mächtigen Ringen an den Fingern in den Raum und setzt sich an einen freien Tisch. Aufgeregt wippt die Gestalt aus der Ecke ihren Oberkörper hin und her. Sie beschließt aufzustehen und läuft glückselig zu dem Inder, ich nenne ihn mal ihren „Guru“. Der greift sich ihre Zeitung, schaufelt beim Lesen seinen Reis in sich hinein und schweigt. Die ganze Szenerie erinnert an ein Frühstück, wie man es aus alten Filmen kennt: Der Vater vergräbt sich hinter der Zeitung, während die Kinder ruhig, aber hoffnungsfroh, auf seine Aufmerksamkeit warten. Diese erhält unsere Gestalt aber nicht. Nach dem Essen steht ihr Guru auf und verlässt den Raum. Doch sie ist glücklich. Ist sie das?
    Ich lästere noch eine Weile mit Maja über diese Esotrulla, deren Welt mir so fremd ist, wie sonst kaum etwas. Dann liest mir Maja neue Sprüche vom Guru vor. Es fällt uns schwer, unser Lachen zu unterdrücken.
    »Es ist schon lustig, dass hier überall diese interessanten Weisheiten stehen, aber niemand sie befolgt«, meint Maja.
    »Dann können wir hier nicht bleiben«, spaße ich zu Maja. Ich äußere meinen Wunsch, in ein anderes Hotel umzuziehen. Maja ist sofort einverstanden:
    »Mir ist auch mehr nach einem Genießerurlaub, statt dieses Esopokus.«
    Mit einer gut gelaunten Maja an meiner Seite begebe ich mich auf die Suche nach einer neuen Unterkunft. In einer kleinen Seitenstraße entdecken wir ein nettes Hotel, das von außen einladend aussieht. Der Mann an der Rezeption zeigt uns sofort ein Zimmer mit Balkon, der leider vom Meer abgewandt ist, aber mit seinen Korbstühlen sehr gemütlich wirkt. Die bisherigen Bewohner checken um 12 Uhr aus, dann können wir es für die nächsten drei Tage haben. Maja und ich sind sofort hellauf begeistert und sagen zu. Jetzt müssen wir nur noch aus dem Park Guesthouse auschecken und den Kram zu unserer neuen Unterkunft bringen. Das dürfte ein Leichtes sein. Zum Abschied schwebt nochmals meine Freundin, die Gestalt, über die Wiese. Und jetzt auch aus meiner Wahrnehmung. Gut so!
     
    Im neuen Heim sitzen wir am späten Nachmittag gemeinsam auf unserem Balkon und genießen die letzten Sonnenstrahlen. Maja ist zufrieden

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