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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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schwer, wenn man in ihr ist.
     

Maja
    Der Ausflug übers Meer war aufregend, aber auch anstrengend. Mein T-Shirt stinkt nach Schweiß. Meinem Eigenen, gemischt mit dem unzähliger Kanyakumari-Pilger vor mir, welche die gleiche Rettungsweste umgelegt hatten. Diese siffigen und klammen Dinger sind sicher nicht hygienisch. Aber beim Anblick des angerosteten Kahns habe ich sie dennoch ohne zu zögern übergezogen.
    Der Tag mit Paul war heiter und vertraut. Wie in der Vor-Bea-Zeit. Wir schlendern einträchtig zum Sunsetpoint. Auch heute haben sich die Papageien-Wahrsager an der Promenade aufgereiht, direkt anschließend an die Muschelverkäufer. Ihre grünen Vögel verharren in einem winzigen Käfig. Nur wenn ein Kunde sich niederlässt, wird der Papagei ins Freie geholt und verkündet die Zukunft des Menschen.
    Ein Wahrsager ruft mir zu, ob ich nicht wissen wolle, wie viele Kinder ich bekomme.
    Ich stupse Paul an. »Na, wollen wir?«
    Er stöhnt auf. »Danke, nein. Mir reicht es schon, seit gestern verheiratet zu sein. Keine Lust, dass heute noch fünf Kinder dazukommen.« Charmant wie eh und je!
    Im Hotel kaufen wir noch jeder ein Eis aus der Truhe bei der Rezeption. Die Tüten sind hier allerdings nur an einer Seite zugeklebt. Wer macht denn so was? Ich packe an der falschen Seite zu, als Paul mir mein Eis nach der Bezahlung überreicht. Es landet vor dem Tresen auf dem Boden. Soll wohl nicht sein. Vielleicht bekommt es meinem Magen auch noch nicht. Ich gönne Paul seines und beobachte ihn beim Schlecken, ehe wir für den Abend auf unser Zimmer verschwinden.
     
    ॐ
     
    Wir waren doppelt so lange wie der normale Kanyakumari-Tourist an der Südspitze. Die typische Verweildauer beträgt nur einen Tag: Ankommen, den südlichsten Tempel auf indischem Festland besichtigen, rüber auf die zwei Inseln, abends Sonnenuntergang und am nächsten Tag wieder weg. Heute geht es auch für uns weiter, rüber nach Kerala. Wir steigen in den Bus nach Thiruvananthapuram, der Hauptstadt. Mit Glück ergattern wir die letzten zwei Plätze nebeneinander und ich sitze am Fenster. Nach uns wird der Bus proppenvoll, der Gang ist komplett mit stehenden Passagieren belegt. Das Fenster habe ich ganz aufgeschoben, damit auch Paul etwas vom kühlen Fahrtwind abbekommt. Ich lehne mich nach hinten und döse, als plötzlich – flatsch. Meine Hose ist mit roten Flecken übersät.
    »Ihhh, Paul, was ist das?«, schreie ich panisch. Dann trifft mich die zweite Ladung. Jetzt habe ich genau gesehen, was es war. Ich schiebe schnell das Fenster zu, ehe ich erneut getroffen werde. In der Reihe vor uns sitzen zwei ältere Frauen, die ungeniert Paan kauen und es, ohne den Fahrtwind zu beachten, einfach aus dem Fenster spucken.
    »Sagt mal, geht’s noch!«, rege ich mich auf Deutsch auf. Die Frauen drehen sich um und starren mich mit roten Mündern an. Ihre Unterkiefer hängen schlaff nach unten und geben den Blick auf wenige Zahnstummel frei.
    »Erst ruiniert ihr meine schöne Hose und jetzt guckt ihr blöd, oder was?« Ich ereifere mich weiter und versuche die Flecken mit einem Taschentuch zu entfernen, reibe sie aber nur weiter hinein. Inzwischen ist den Damen die Tragweite ihrer Tat anscheinend bewusst geworden. Schnell drehen sie sich wieder um, schließen ihr Fenster und schauen betreten zu Boden.
    »Maja, rege dich nicht auf. Die armen Frauen wissen es nicht besser, die kommen sicher irgendwo vom Dorf.«
    »Aber Paul, schau meine schöne beige Leinenhose. Meinst du, das geht wieder raus?«
    Paul versucht mich erneut zu beruhigen. »Bestimmt! Wir geben sie gleich, wenn wir in Kovalam sind, zum Waschen ab. Du weißt doch, wie gründlich die Inder mit dem Waschen sind. Dabei geht doch auch immer die Farbe raus. Dann werden sie sicher auch ein paar rote Flecken entfernen können.«
    Aber es hilft nichts. Ich fühle mich elend und unwohl angespuckt worden zu sein. Und jetzt mit den Flecken rumlaufen zu müssen. Paul streichelt mir den Rücken. Der Tag ist für mich gelaufen. In Thiruvananthapuram steigen wir um in den Bus nach Kovalam. Angekommen im Hotel reiße ich mir die Klamotten vom Leib und springe schnellstens unter die Dusche.

Paul
    Ich stelle meinen Rucksack ab und lege mich unter den Ventilator. Ich finde, heute ist es heißer als zuvor. Maja ist wieder im Bad verschwunden. Es wäre schön, wenn sie sich mal um mich kümmern würde. Ich habe schließlich lange nicht mehr an Bea gedacht.
    Ich möchte noch raus. Ich setze mich durch und wir

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