Sonne, Meer und Bea (German Edition)
eine kurze, wie es scheint die Frauenschlange. Paul schiebt mich zum Anstellen dort hin. Eigentlich ist es gar keine Schlange, eher ein Knäuel, und als ich versuche meinen Platz zu behaupten, spüre ich Ellenbogen in meinen Rippen. Indische Frauen können ganz schön durchsetzungsstark sein. Aber ich bin größer. Ich drücke zurück und lasse mich nicht abdrängen. Stolz halte ich Paul unsere Tickets unter die Nase.
Wir sind anders. Wir sind besser!
Paul
Vor uns liegt auf einer Insel in der Lagune die alte Stadt von Kochi. Sie ist nett, nur wenig Verkehr stört die Ruhe. Ein herrlicher Ort. Wir suchen unsere Unterkunft, wo wir ein Zimmer direkt neben der Rezeption beziehen. Leider haben wir keine Auswahlmöglichkeit. Alle anderen Zimmer sind belegt oder sehr teuer. Der Raum ist riesig, in der Mitte steht eine Art Himmelbett mit Moskitonetzen und alles ist schön eingerichtet. Aber wie intim ist der Platz wirklich? Was sollen die Rezeptionisten von uns denken?
Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht haben, bekomme ich Hunger. Auf der Suche nach einem vegetarischen Restaurant laufen wir an den Chinesischen Fischernetzen vorbei. Sie reichen weit in das Wasser hinein. Wir bleiben kurz stehen und beobachten die Fischer, wie sie ihren Fang aus dem Wasser holen. Zu dritt arbeiten sie an der Koordination, balancieren auf den Stangen und ziehen die Fische in die Höhe. Am Strand wird das Gefangene sogleich verarbeitet. Ich zücke den Fotoapparat und mache ein paar Fotos als Maja mich am Arm zerrt und mich fortzieht. Der Geruch stört sie. Überall riecht es nach gegrilltem Fisch, die Rauchschwaden ziehen an den Restaurant-Zelten am Ufer entlang. Kochi ist eine tropische Perle aus dem Katalog. Nur bislang ohne etwas Vegetarisches zu essen.
Nach langer Suche finden wir für Maja endlich ein Restaurant. Das Essen ist teuer und nicht sonderlich gut. Minuspunkte für Kochi. Zurück im Hotel bekommen wir vom Besitzer eine Backwatertour aufgeschwatzt, ganz exklusiv, mit nur acht Gästen. Da es heißt, dass dies eine Sache ist, die man unbedingt gemacht haben muss und wir das sowieso vorhatten, melden wir uns erwartungsfroh an. Morgen soll es schon ganz früh los gehen.
Der Hotel-Besitzer schlägt ein großes Buch auf und trägt unsere Namen für den morgigen Tag ein. Wie es scheint, hat er hiermit seine acht Plätze voll bekommen. Er lächelt zufrieden. Als Bonbon teilt er uns mit, dass heute Abend in der Nähe ein Tempelfest stattfindet. Ich werde neugierig und frage nach. Er beschreibt uns den Weg, aber als wir ankommen, merken wir, dass wir nicht die einzigen Touristen dort sind. Viele stehen mit ihren Fotoapparaten am Rand und blitzen ziellos in die Menge. Hinten stehen große Elefanten und ich hoffe, dass das Blitzlichtgewitter ihnen nichts ausmacht. An der Straße haben sich Buden aufgestellt, die für das leibliche Wohl der Besucher sorgen. Mit dem Anbruch der Dunkelheit geht das Spektakel los.
Maja
Schon von Weitem dringt die laute Musik zu uns und weist den Weg. Die fünf gewaltigen Elefantenbullen, die mit Schirmen geschmückt und bunt verziert neben den Musikern stehen, lassen sich von den eindringlichen Klängen nicht aus der Ruhe bringen. Gelassen warten sie ab, bis sie von ihren Führern in Bewegung gesetzt werden und den Tempel umrunden. Wir gehen an die Seite und setzen uns auf eine Mauer, um das Schauspiel mit etwas Abstand zu überblicken. Die Elefanten flößen mir Respekt ein. Als sie an uns vorbeiziehen, fährt einer sein fünftes Bein aus und setzt damit den halben Tempelplatz unter Wasser. Ich habe noch nie zuvor einen Elefanten so nahe gesehen, geschweige denn einen Elefantenpenis. Auch Paul betrachtet ihn ehrfürchtig. Die Pfütze breitet sich schnell zu einem See aus. Ich bin froh, dass wir erhöht sitzen.
Wir beobachten entspannt die Szenerie, als es neben uns kracht. Ein Feuerwerk startet mit lauten Böllern, die mir einen heiden Schreck einjagen. Ich springe von der Mauer mitten in den See und dränge mich, zusammen mit Paul und einigen Inderinnen, zum Schutz in eine Ecke. Die Knaller sind einfach an einem langen Seil quer über das Gelände gespannt. Das eine Ende an unserer Mauer festgemacht.
Nach dem Feuerwerk folgt eine Bühnenshow. Die Akteure haben die Verstärker bis zum Anschlag aufgedreht und mir plärren fast die Ohren weg. So machen wir uns zeitig auf den Heimweg, um morgen für die Bootstour ausgeschlafen zu sein.
Paul
Unser Wecker klingelt mich früh aus dem Bett. Benommen springe
Weitere Kostenlose Bücher