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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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Indisches Essen werde ich nicht mehr anrühren! Wenn ich es nur rieche, wird mir schon wieder schlecht.
    Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber mit winzigen Schritten bin ich zum Bahnhof geschlurft. Im Nachtzug habe ich mich sofort hingelegt und durchgeschlafen.
    Jetzt stehen wir in Nagercoil, wo uns der Zug pünktlich um 6:55 Uhr herausgelassen hat. Mir ist nicht mehr schlecht, dafür fühle ich mich unendlich schlapp. Die Sonne ist vor einer halben Stunde aufgegangen und ich genieße ihre ersten zarten Strahlen. Bald schon werden sie wieder auf der Haut brennen.
    Wir müssen mit dem Bus weiter, um nach Kanyakumari zu gelangen. In wenigen Stunden werden wir an der südlichsten Spitze Indiens sein. Die Busstation finden wir mit der Hilfe von drei jungen Mädchen. Erst tuscheln sie, blicken „unauffällig“ zu uns hinüber und kichern. Die Mutigste von ihnen kommt schließlich auf uns zu und fragt mich:
    »What's your country?«
    »Germany.«
    »Nice. Your husband?« Die Mädels blicken zu Paul und kichern wieder.
    »Äh, yes.« Paul guckt irritiert, aber ich habe das Gefühl, meine Lüge ist hier die richtige Antwort. Die drei haben sicher nicht die Möglichkeit unverheiratet mit einem Mann zu verreisen. Sie scheinen auch äußerst zufrieden mit meiner Antwort.
    » Beautiful couple. Love marriage?«  
    »Äh, yes. «
    Sie kichern wieder. » Where do you go?«  
    »Kanyakumari.«
    Sie geleiten uns aus dem Bahnhof eine Straße hinunter. Sie erzählen mir, dass sie gerade auf dem Weg zum Medical College sind. Dann fragen sie mich weiter aus. Wollen meinen Namen wissen und ob mir mein Mann erlaubt zur Universität zu gehen. Ich erzähle, dass ich in Deutschland Literaturwissenschaft studiere. Sie sind erfreut. Paul trottet neben uns her, gelangweilt. Wahrscheinlich, weil er keine Aufmerksamkeit erhält.
    Als wir die Bushaltestelle erreichen, verabschieden sich die Mädchen kichernd und winken uns noch mal zu. »Bye, bye«, rufen auch wir ihnen hinterher. Dann rennen sie schnell den Weg zurück. Ich hoffe, sie kommen wegen uns nicht zu spät zum Unterricht.
    Im Bus lege ich mich wieder schlafen. Die Begegnung mit den tamilischen Mädchen war äußerst nett, hat mich aber unglaublich angestrengt. Immerhin habe ich jetzt seit einem Tag gar nichts mehr gegessen. Bei einer Zwischenstation kaufen wir uns Bananen zum Frühstück. Anschließend schlafe ich weiter und wache erst in Kanyakumari wieder auf.
    Die Hotelsuche gestaltet sich dort schwieriger als erwartet. Kanyakumari ist ein heiliger Ort und von Pilgern gut besucht. Viele der Hotels sind bereits kurz vor Mittag komplett ausgebucht oder zu teuer für uns. In einer der wenigen Unterkünfte, welche von außen modern aussieht und uns moderate Preise offeriert, werden wir zur Zimmerbesichtigung in ein noch im Bau befindliches Geschoss geleitet. Der ganze Flur ist aufgerissen, überall liegt Sand und Kabel schauen aus den Wänden. In dieser Etage, inmitten des Bauchaos, liegt ein Zimmer, das komplett renoviert und eingerichtet ist. Eine schimmernde Oase in der Wüste. Die Hotelangestellten können überhaupt nicht verstehen, warum wir das Zimmer nicht wollen.
    »Why not comfortable? Look, Flatscreen!« Stolz wird uns der Fernseher präsentiert. Lachend winken wir ab und verlassen das Hotel. Die Angestellten schauen uns irritiert hinterher. Im gesamten Zentrum des Ortes klappern wir die Hotels ab, aber ohne Erfolg. Es ist zudem wahnsinnig heiß. Trotz Sonnenbrille auf der Nase, werden wir alle paar Meter von Verkäufern angesprochen, die uns was? Ja, Sonnenbrillen verkaufen wollen! Komischer Ort.
    Langsam bekommen wir Panik. Klatschnass vom Schweiß und hungrig schleppen wir uns eine Straße einen Berg hinauf, wo wir von unten hohe Gebäude entdeckt haben, die nach Hotels aussehen. Und wir haben Glück. Das eine ist noch halb im Bau, das Nachbargebäude aber gerade fertiggestellt. Ein modernes sauberes Hochhaus mit offener Veranda, von der die Zimmer abgehen. Dort haben wir sogar Blick auf die beiden vorgelagerten Inseln mit dem Tempel und der großen Statue. Da sehe ich auch über die kitschige Fototapete im Zimmer großzügig hinweg. Nach Dusche und Ruhepause vorm Fernseher gehen wir essen. Ich nehme ein CTC-Sandwich: Gurken, Tomaten und Käse auf einem Toast, von dem die Kruste entfernt wurde. Genau das Richtige für mich!

Paul
    Wir sind an der Südspitze Indiens! Vor uns thront auf einer kleinen vorgelagerten Insel eine riesige Statue. Dahinter: das weite

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