Sonne, Meer und Bea (German Edition)
im Zweiten und
»No room«, im Dritten.
Keine Chance. Alles voll, wie in Hyderabad. Wir heben unser Limit und probieren es in einem Hotel, das deutlich über unserer Preisklasse liegt. Aber auch hier blitzen wir ab. Im nächsten Hotel erfahren wir, weshalb es heute so schwierig sei, ein Zimmer zu bekommen. Zwei große Hochzeiten finden am Wochenende in der Gegend statt. Mist!
Aber wir sind nicht die Einzigen. Viele Touristen laufen panisch durch die Gegend. Ich blicke sie an: alles unsere Feinde! Kampfeslustig drehe ich meine Kappe mit dem Schirm nach hinten und rücke meine Sonnenbrille gerade. Maja lacht.
»Lass es uns an der Ecke versuchen, irgendwo muss es doch noch ein Hotel geben.« Ich schreite voran wie ein Kämpfer im Betondschungel. Und tatsächlich, nach zweistündigem Irren durch die Straßen Coimbatores, machen wir doch noch ein Hotel aus, das uns ein Zimmer anbietet. Es wirkt sauber, aber ist zugleich ziemlich seltsam. Unser Raum liegt auf einer Galerie, von der man einen perfekten Ausblick auf die ebenerdige Parkgarage hat. Das Fenster ist verspiegelt und lässt keinen Blick nach draußen zu. Wir schließen die Tür hinter uns ab und Maja zieht sich aus, um sich frisch zu machen. Sie räkelt sich vor dem Spiegelfenster und begutachtet ihren Körper.
»Ich habe schon gut Farbe bekommen. Hier meine Arme.« Sie legt ihre braunen Arme auf ihren Oberkörper. Dann verschwindet sie unter der Dusche.
Ich schaue mir das Fenster genauer an.
»Hey Maja. Das Fenster ist witzig!«
»Wieso?«, ruft sie mir aus der Dusche zu.
»Komm mal, ich will dir was zeigen.«
»Ja, gleich«, Maja scheint wenig an meinen Neuigkeiten interessiert.
»Aber ziehe Dir was über.« Ich kichere still und heimlich vor mich hin. Als sie sich endlich bequemt zu mir zu kommen, zeige ich ihr das geheimnisvolle Fenster.
»Schau mal. Die haben das Spiegelfenster falsch herum eingebaut. Von draußen kann man wunderbar hineingucken!«
Maja
Nach der anstrengenden Hotelsuche gehen wir nur noch nach draußen um etwas zu essen. Wir landen im Restaurant Annapurna – „Der Stolz von Coimbatore“. Wenn das mal nicht gut klingt! Ich esse einen Masala Dosa, aber lecker ist er nicht. Labberig der Teig, und die Kartoffel-Zwiebel-Füllung ist nur scharf. Ansonsten schmeckt sie nach nichts.
Schon auf der Treppe beim Verlassen der Lokalität wird mir schlecht. Ich muss anhalten. Paul meint, ich solle mich direkt hier vorm Restaurant übergeben, damit die Belegschaft auch mitbekomme, dass ihr Essen mies sei. Aber dazu bin ich zu gut erzogen. Auf unserem Zimmer spucke ich also zum zweiten Mal an diesem Tag, aber zu spät. Mein Magen ist schon in Mitleidenschaft gezogen und die Übelkeit geht nicht mehr weg. Ohne mich umzuziehen, krieche ich ins Bett. Mir ist so schlecht wie noch nie zuvor.
Paul
Das Hupen auf der Straße weckt mich auf. Die ersten Sonnenstrahlen hinterlassen helle Flecken an der Zimmerwand. Es ist Morgen.
»Wie geht es dir, meine Süße?« Ich schaue Maja in die Augen, doch sie blickt nur leidend zurück. »Ich bleibe erst einmal bei dir und gehe nicht hinunter zum Frühstücken«, biete ich ihr an.
Ich kann Maja in diesem Zustand nicht alleine lassen. Es wirkt ernster als in Mamallapuram. Sie leidet richtig und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Wäre doch bloß Bea hier.
Der Morgen verläuft schleppend. Maja liegt im Bett und ich wache neben ihr. Zum Glück müssen wir dank unserer langen Suche gestern, heute nicht ganz so früh aus dem Hotel raus. Unser Zug fährt um halb neun, das heißt, wir müssen uns nach dem Check-out nur noch drei Stunden die Zeit vertreiben. Ich zappe mich gelangweilt durchs Fernsehprogramm.
Von Coimbatore haben wir nicht viel gesehen. Kurz nach Mittag gehe ich doch mal hinaus und steure ein Internetcafé an. Ich schreibe ein paar Leuten und kehre mit Keksen, Wasser und Toilettenpapier zurück. Maja liegt noch genauso elend da, wie ich sie verlassen habe.
Als wir dann auschecken müssen, vertreiben wir uns die Zeit in einem Restaurant, wo ich die erste anständige Mahlzeit des Tages einnehme. Maja bekommt aber nichts hinunter. Sie sieht kreidebleich aus. Die letzte Stunde warten wir auf dem Bahnhof, wo sich die ersten Leute schon zur Nachtruhe breitgemacht haben.
Maja
Langsam geht es mir besser. Gestern war ich zu nichts in der Lage. Ich konnte nur reglos auf dem Bett verharren. Bei der kleinsten Bewegung zog eine Übelkeit durch meinen Körper, wie ich sie bislang nicht kannte.
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