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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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den schon gut gefüllten Wagen.
    Unser Platz ist an der Seite, zwei Sitze am Fenster, ohne einen Nachbarn. Über den Gang geht es etwas tiefer hinein. Dort sitzen drei Personen, die uns freudig zunicken. Sie haben ihr schweres Gepäck unter den Sitzen verstaut. Ich schaue sie an und lächle. Unsere Rucksäcke hieve ich auf die Ablage über uns.
     »Wir brauchen Wasser«, sagt Maja. »Haben wir noch Zeit?«
    »Gut zwanzig Minuten. Kann ich dich hier alleine lassen?«
    »Na, wenn du wieder kommst.«
    »Du hast ja mein Gepäck!« Ich glaube, sie hat eine andere Antwort erwartet, denn ihre Mundwinkel verziehen sich nach unten. Da habe ich wohl ein Fettnäpfchen erwischt. Ich entschwinde auf den Bahnsteig. Glücklicherweise ist direkt vor unserem Wagen ein Getränkestand. Ich kaufe für 24 Rupien zwei Flaschen Wasser und für 27 Rupien eine Maaza. Ich kehre zurück, gebe Maja ihre Flasche und stelle die Maaza auf den Klapptisch zwischen uns. »Was Süßes für meine Süße!«
    Kritisch schaut sie sich das Getränk an. »Mango, danke!« Und alle Spannungen sind verflogen.
    Mit einem Ruck setzt sich der Zug in Bewegung. Jetzt geht es also los. Weiter in das Unbekannte: fremde Stadt, kein Hotel. Wir haben uns zwar auf einen Favoriten einigen können, aber wer weiß, wie der so sein wird. Ein Blick am Abend auf den Taj Mahal wäre schön.
    Der Zug rumpelt vor sich hin. Maja schaut entspannt aus dem Gitter-Fenster und betrachtet die vorbeiziehende Landschaft. Auf der Fahrt kommen ständig Verkäufer den Gang entlang und bieten allerlei an, von Plastikkämmen über Kinderbücher bis hin zu Speisen. Ich genehmige mir zwei Samosas und gebe Maja, weil sie mich mit großen Augen anschaut, einen ab. Direkt hinterher kommt ein Teeverkäufer, der mit seinen »Chai–Chai«-Rufen nicht zu überhören ist. Er bleibt direkt vor uns stehen, schaut mich mit ebenso großen Augen an wie eben Maja und fragt: »Chai?« Auch ihm kann ich nicht widerstehen, vergewissere mich kurz, ob Maja auch einen will, und ordere zwei. Er klemmt die Kanne zwischen die Beine, zaubert zwei kleine Pappbecher hervor und lässt den Tee hineinfließen. Ich gebe ihm, etwas unsicher über die Preise, einfach zwei Zehn-Rupienscheine, wovon er mir einen aus der Hand zieht und in seiner Hemdtasche nach dem Wechselgeld kramt. So günstig habe ich mir das nicht vorgestellt. Davon könnte sich die Bahn bei uns mal eine Scheibe abschneiden. Langsam fährt der Zug in den Bahnhof von Agra ein.

Maja
    Agra. Den Taj Mahal vor der Tür und wir werden die nächsten zwei Nächte in einem winzigen Zimmer verbringen. Wie unwürdig, das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt! Unser Zimmer liegt im Erdgeschoss und der Boden ist mit Schmutz übersät. Eine üble Absteige, in der ich mich überhaupt nicht wohlfühle! Aber wir hatten keine andere Wahl, dieses Hotel war das einzig bezahlbare mit freiem Zimmer. Also die Schlafsäcke ausgerollt, auf denen wir jetzt auf dem Bett sitzen. Auf das siffige Nachtschränkchen habe ich eine rote Stoffrose gelegt, um die Atmosphäre im Raum wenigstens ein wenig aufzuhellen. Am Nachmittag, als wir nach dem Einchecken ins Grusel-Hotel zur Stadterkundung rausgegangen sind, hat sie mir ein indischer Junge in die Hand gedrückt, bevor er kichernd mit seinem Kumpel davonrannte. Das Schild an der Rose verkündet mir: „Be my Valentine“. Aber da mein Verehrer so schnell verschwunden ist und ich seinen Namen nicht kenne, wird wohl nichts aus uns beiden.
    So eine romantische Geste würde ich mir auch von Paul wünschen. Von ihm habe ich noch nie Blumen geschenkt bekommen. Kaum habe ich die Rose neben dem Bett drapiert, macht er sich schon wieder lustig, um anschließend den künstlich verordneten Valentinstag und die Blumenindustrie zu kritisieren. Alles auch meine Rede, aber das Jahr hat schließlich weitere 363 Tage, die für charmante Aufmerksamkeiten frei zur Verfügung stehen. Als Paul meinen bösen Blick auffängt, lenkt er ein:
    »Komm liebreizende Maja, wir gehen jetzt ganz romantisch essen und hinterher entführe ich dich auf eine Kutschfahrt. Lass dich überraschen!«
    Wie zu erwarten hat er wieder alles ins Lächerliche gezogen, doch ich kann seinem Charme nicht widerstehen. Außerdem bin ich gespannt, was er mit der Kutschfahrt meint.
    Zunächst finden wir ein einfaches Restaurant, das vegetarische Thalis für 40 Rupien anbietet, die wir unbedingt probieren wollen. Kurze Zeit später sitzen wir an einem freien Tisch und ein älterer Herr

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